Statistisches Bundesamt
Das sagt die Statistik über die Einbürgerungen
29. Mai 2019, 10:37 Uhr aktualisiert am 29. Mai 2019, 12:41 Uhr
112.300 Menschen haben sich 2018 in Deutschland einbürgern lassen. Das hat das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch mitgeteilt. Die größte Gruppe machen allerdings nicht die Brexit-geplagten Briten aus. Und auch der "durchschnittliche Eingebürgerte" entspricht vielleicht nicht ganz den gängigen Vorstellungen.
Insgesamt hat sich die Zahl der Einbürgerungen in Deutschland kaum verändert: 2017 waren es noch 112.200 Einbürgerungen, 2018 gerade einmal 100 mehr. In den vergangenen Jahren wollten sich vor allem viele Briten in Deutschland einbürgern lassen - wohl wegen des drohenden Brexit. Diese Entwicklung ging 2018 leicht zurück: Ingesamt 6.600 Briten bekamen die deutsche Staatsbürgerschaft - im Vorjahr waren es noch 7.500 gewesen. Trotzdem ist diese Zahl noch relativ hoch. Zum Vergleich: Zwischen 2000 und 2015 ließen sich insgesamt nur 4.800 Briten in Deutschland einbürgern.
Die meisten Einbürgerungen gab es im vergangenen Jahr für türkische Staatsangehörige (16.700). Großbritannien landet auf Platz 2. Dahinter folgen Polen (6.220), Rumänien (4.325) und der Irak (4.080). 18.060 Eingebürgerte leben in Bayern. Auch hier ist der Anteil der Türken am größten (12 Prozent), gefolgt von Rumänen (8 Prozent) und Briten (7 Prozent).
Die Zahl der Einbürgerungen allein sagt laut Destatis aber nur wenig über das tatsächliche Interesse an der deutschen Staatsbürgerschaft aus. Aussagekräftiger ist hier das ausgeschöpfte Einbürgerungspotenzial. Dieses setzt die Zahl der Einbürgerungen in Relation zu der Zahl der Ausländer, die seit über zehn Jahren in Deutschland leben (und damit in der Regel alle Voraussetzungen erfüllen, um eingebürgert zu werden). 2018 lag das ausgeschöpfte Einbürgerungspotenzial im Schnitt bei 2,2 Prozent. So ist etwa bei den Türken, obwohl sie zahlenmäßig die größte Gruppe darstellen, das Interesse an einer Einbürgerung mit 1,2 Prozent eher gering. Bürger aus Syrien (16,0 Prozent), dem Irak (13,0 Prozent) und Afganistan (12,4 Prozent) dagegen nutzten die Chance auf Einbürgerung deutlich häufiger.
Insgesamt ließen sich 2018 mehr Frauen als Männer (53,6 Prozent) einbürgern. Das durchschnittliche Alter bei der Einbürgerung betrug 34,8 Jahre, davon hatten sie im Schnitt schon 17,3 Jahre in Deutschland gelebt.