Bremse für "Berg-SUVs"

Bund Naturschutz: Motorisierte Fahrräder gehören nicht ins Gelände


Immer mehr Mountainbikes am Berg sind mit Elektromotoren ausgestattet. "Bergsport darf nicht zum Motorsport werden", findet aber Richard Mergner, der Vorsitzende des Bund Naturschutz in Bayern.

Immer mehr Mountainbikes am Berg sind mit Elektromotoren ausgestattet. "Bergsport darf nicht zum Motorsport werden", findet aber Richard Mergner, der Vorsitzende des Bund Naturschutz in Bayern.

Von Katharina Federl

"Berg-SUVs" - so nennen Umweltschützer die Bikes mit Motor, die ihrer Ansicht nach nichts im alpinen Gelände zu suchen haben.

München - Die starke Zunahme der elektrounterstützten Mountainbikes (MTB) alarmiert den Bund Naturschutz (BN) in Bayern. Der Landesvorsitzende Richard Mergner forderte am Freitag in München, in alpinem Gelände die E-MTBs gesetzlich nicht länger den unmotorisierten Bikes gleichzustellen. Damit wären die geländegängigen Pedelecs grundsätzlich von den Bergen verbannt.

Die Landratsämter sollen nach dem Diskussions- und Forderungspapier des BN allerdings ermächtigt werden, "geeignete Wege" zum Befahren mit E-Mountainbikes zuzulassen, wenn diese entsprechend ausgebaut sind und die "naturschutzfachliche Wertigkeit" des Gebiets dies zulässt.

Nach dem bayerischen Naturschutzgesetz wäre die Nutzung von motorisierten Fahrrädern in der freien Natur ohnehin nicht zulässig. Vor sieben Jahren hatte das Landesumweltministerium die E-Bikes jedoch den unmotorisierten Fahrrädern gleichgestellt.

Berg-E-Bikes führen zu mehr Verkehr und belasten Natur

Es gehe dem BN nur um die E-Mountainbikes im alpinen Gelände, nicht um die elektrounterstützten Fahrräder im Allgemeinen, versicherte der Geschäftsführer des Arbeitskreises Alpen, Thomas Frey. Pedelecs seien seiner Ansicht nach sogar erwünscht, weil sie dazu beitrügen, die Pkw-Nutzung zu reduzieren.

Die Berg-E-Bikes hätten jedoch zu einer "Revolution der Mobilität" am Berg geführt, sagte der Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Garmisch-Partenkirchen, Axel Doering. Kleine und steile Wege, die bislang "durch die Schwerkraft" den Wanderern vorbehalten gewesen seien, würden jetzt durch die E-MTBs erobert. Die Zunahme der Zahl und der Leistungsfähigkeit dieser Geräte führten nicht nur zu viel mehr Verkehr auf den Wanderwegen, sondern auch zur Belastung der empfindlichen Natur. "Die letzten Fenster des entspannten Draußenseins schließen sich", beschrieb Doering die Entwicklung in der Bergwelt.

Mergner: "Bergsport darf nicht zum Motorsport werden"

Was gegenwärtig in diesem Bereich stattfinde, sei "ein Irrsinn", sagte BN-Vorsitzender Mergner. "Bergsport darf nicht zum Motorsport werden." Der BN wolle jetzt den Landräten und Kreistagen die Möglichkeit geben, Begrenzungen einzuführen. Die "Fehlentwicklung" sei vergleichbar mit dem Vordringen der SUVs im Autobereich. "Fahrrad-SUVs", so Mergner, hätten jedoch "in den höchsten Regionen der Alpen keinen Platz". Auch auf diesem Feld habe die Politik "zu lange zugesehen".

Bei ihrer Forderung nach Einschränkung der E-MTB-Nutzung in alpinen Regionen müssen sich die Naturschützer voraussichtlich auf heftigen Gegenwind der Biker und der einschlägigen Industrie, auf der anderen Seite aber auch auf Beifall von den Wanderern einstellen. Er sei überrascht von der "Heftigkeit", mit der Wanderer Maßnahmen gegen den motorisierten Fahrradverkehr am Berg forderten, sagte Doering. "Den Fußgängern gebührt der Vorrang", heißt es in Artikel 28 des bayerischen Naturschutzgesetzes, welches das freie Betretungsrecht der Natur regelt.

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