Kritik an Lebensmittelindustrie
Arzt warnt: Fertigprodukte machen dumm
27. August 2019, 13:27 Uhr aktualisiert am 27. August 2019, 14:24 Uhr
Fertigprodukte machen dumm - so die Botschaft des Arztes Joel Fuhrman in seinem neuen Buch. Von stark verarbeiteten Lebensmitteln rät er ab - auch von Wurstwaren.
"Völkermord" ist eine der drastischen Bezeichnungen, mit denen der amerikanische Arzt Joel Fuhrman die Vorgehensweise unserer Nahrungsmittelindustrie bezeichnet. In seinem Buch "Fastfood kann tödlich sein" (Unimedica-Verlag, 19,90 Euro) beschreibt er die Wirkung industriell verarbeiteter Lebensmittel auf den Menschen.
Demnach machen viele der in Fastfoodläden und Supermärkten erhältlichen Fertigprodukte - Pizza und Pommes, Burger oder Wurst über Frühstückszerealien, Puddings, Chips und Backwaren bis hin zu Softdrinks - nicht nur den Körper krank, sondern auch den Geist.
Fertigprodukte können zu Leistungsschwäche führen
Convenience-Produkte können laut Fuhrman das Gehirn irreparabel schädigen. Nicht nur Demenz und Alzheimer seien mögliche Folgen dieser weit verbreiteten Ernährung, sondern auch Leistungsschwäche und sogar die Verbreitung von Kriminalität. Der Wissenschaftler bezieht sich dabei auf etliche Studien und Auswertungen, die er in seinem Buch beschreibt.
So erklärt Fuhrmann etwa, die Wirkung von zu viel Zucker und Weißmehl könne zu Niedergeschlagenheit und Depression führen, die Verarbeitung von Gefühlen und die Selbstkontrolle beeinträchtigen.
Mangelerscheinungen durch industriell verarbeitete Nahrungsmittel
Ein weiteres Problem für das "empfindliche und nährstoffabhängige Gehirn" sei der durch industriell verarbeitete Nahrungsmittel verursachte Mangel an gesundheitsfördernden Antioxidantien und sekundären Pflanzenstoffen, die in einer Vielzahl an natürlichem Obst und Gemüse vorkommen. Dazu komme noch ein - gesundheitsgefährdendes - Ungleichgewicht aufgenommener Fettsäuren sowie die Aufnahme von Giftstoffen übers Essen.
"Normalerweise müsste eine unzureichende, unausgewogene Ernährung sich zwar schnell bemerkbar machen", sagt Fuhrman. Aber: Modernes Fastfood trickse den Stoffwechsel regelrecht aus, denn es werde oft mit chemisch hergestellten Vitaminen und anderen Nährstoffen angereichert. Diese bewahrten den Körper davor, einen akuten Mangel zu zeigen.
US-Arzt warnt vor Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln
"Aber: Sie enthalten keineswegs die Vielfalt an Nährstoffen, die wir brauchen, damit sich unser Gehirn normal entwickeln und funktionieren kann. Wir übersehen das Problem üblicherweise, da wir noch nicht umfassend verstehen, welche wichtige Rolle die Ernährung bei allem einnimmt, was sich oberhalb unseres Halses abspielt" - also im Gehirn.
Darüber hinaus warnt Fuhrman ausdrücklich vor zusätzlich eingenommenen oder Produkten zugesetzten Nahrungsergänzungsmitteln: Diese könnten schädigende Wirkung haben. Insbesondere die Einnahme von Vitamin A, Beta-Carotin und Vitamin E führt Fuhrmans Einschätzung zufolge zu einer erhöhten Sterblichkeit.
Auch von der Einnahme von Folsäure, welche chemisch hergestellt wird und vor allem Schwangeren empfohlen wird, rät der Arzt ab. Denn: "Lagert der Körper zuviel davon ein", könne dies "ungeahnte Folgen" haben. Laut Fuhrman kann der tägliche Bedarf genauso gut durch Gemüse gedeckt werden.
Tipp von US-Arzt: Kein Weißmehl und kein Zucker mehr
"Wir brauchen eine Revolution - eine Revolution, bei der wir die Bevölkerung über gesundes Essen aufklären", appelliert Fuhrmann an seine Leser. Angesichts stetig steigender Fallzahlen von Diabetes, Herzinfarkten und Schlaganfällen sei es höchste Zeit, sich eigenverantwortlich über die Zusammenhänge von Essen, Ernährungswissenschaft und Gesundheit zu informieren.
Die wichtigste Botschaft des Buches: kein Weißmehl und kein Zucker mehr (gilt auch für Honig und Ahornsirup) - ohne Ausnahme. "Diese Produkte sind zu gefährlich, um auch nur darüber nachzudenken, sie zu essen", so Fuhrmann.
Unter dem Titel "Süßstoffe und der Kuss des Todes" beschreibt er beispielsweise die schädliche Wirkung von Maissirup auf den Körper, welchen auch in Deutschland immer mehr Hersteller anstatt des teureren Haushaltszuckers einsetzen. Diese sogenannten Isoglucose sind unter Namen wie Fructose-Glucose-Sirup, Glukosesirup, Fructosesirup oder HFCS in Milchprodukten, Backwaren, Getränken und Soßen zu finden.
Menschen sollten weniger tierische Produkte zu sich nehmen
Neben Zucker ist auch Salz meist in hohen Mengen in verarbeiteten Produkten enthalten. Zu viel davon erhöht jedoch den Blutdruck - und damit das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte. "Zu viel Salz ist unter all den giftigen Substanzen, die wir aufnehmen, am tödlichsten", so Fuhrmann.
Zu besonderer Zurückhaltung rät er bei extrem verarbeitetem Fleisch wie Wurst, Hotdogs, Frühstücksfleisch, Corned Beef oder Dosenfleisch. Die WHO stufe dieses als Karzinogen der Risikogruppe 1 ein - "und damit als genauso gefährlich und krebserregend wie Asbest und Zigaretten", so der Arzt.
Generell solle der Konsum sämtlicher Tierprodukte weniger als zehn Prozent der aufgenommen Gesamtkalorien ausmachen. Vor allem aber solle Fleisch niemals paniert, frittiert, gebraten oder gegrillt gegessen werden. So zubereitet, könnten erbgutschädigende und krebserregende Substanzen in den Körper gelangen. Zudem entstünden dadurch besonders viele giftige Stoffwechselabbauprodukte. Besser wäre etwa Suppenfleisch. Fuhrmans eindringlicher Rat: mehr Obst und Gemüse essen, vor allem aber Gemüse unterschiedlicher Farben, Bohnen, Pilze, Zwiebeln, Samen und Nüsse - am besten so, wie sie frisch im Garten, auf dem Feld oder von Bäumen geerntet werden.
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