Audio-Social-Media-App

Hype um Clubhouse: Das steckt hinter der App


Clubhouse ist eine Audio-App, bei der die Anwender Gesprächen wie bei einem Live-Podcast zuhören oder sich aktiv an Diskussionen beteiligen können.

Clubhouse ist eine Audio-App, bei der die Anwender Gesprächen wie bei einem Live-Podcast zuhören oder sich aktiv an Diskussionen beteiligen können.

Von Redaktion idowa und mit Material der dpa

In der Coronakrise boomen Audio-Dienste auf den Smartphones. Nicht nur Podcasts werden immer populärer, sondern auch soziale Netzwerke, die auf das gesprochene Wort setzen. Manche App verbreitet sich auch mit fragwürdigen Methoden.

Nachdem sich der Twitter-Konkurrent im vergangenen Sommer in den USA viral verbreitete, ist nun der Hype um die Social-Media-App aus dem US-Bundesstaat Utah in Deutschland angekommen. Dabei kann die App derzeit nur auf dem iPhone verwendet werden, nicht auf Android-Smartphones.

Den Rummel um Clubhouse kann man auch an den Top-Listen der Downloads im App-Store von Apple ablesen. Am Montag, 18. Januar, verdrängte die Audio-Anwendung den populären Messengerdienst Telegram in Deutschland von Platz zwei der Liste der am häufigsten heruntergeladenen Gratis-Anwendungen im App-Store von Apple. Auf Platz 1 liegt der Messenger Signal.

Was ist Clubhouse?

Clubhouse ist eine Audio-App, bei der die Anwender Gesprächen wie bei einem Live-Podcast zuhören oder sich aktiv an Diskussionen beteiligen können. Im Gegensatz zu Netzwerken wie Twitter kann man Beiträge nicht schriftlich kommentieren oder "Likes" vergeben.

Der Anbieter Alpha Exploration Co aus der Mormonenstadt Salt Lake City definiert die App als "eine neue Art von sozialem Dienst, der auf Sprache basiert und es Menschen überall auf der Welt ermöglicht, sich zu unterhalten, Geschichten zu erzählen, Ideen zu entwickeln, Freundschaften zu vertiefen und interessante neue Leute zu treffen".

Zum Marketing-Konzept der Clubhouse-Macher gehört eine künstliche Verknappung. So sind nicht nur alle Nutzerinnen und Nutzer eines Android-Smartphones außen vor. Auch die meisten iPhone-Besitzer, die Clubhouse installiert haben, müssen noch warten, um die App überhaupt nutzen zu können. Sie benötigen eine Einladung von einem aktiven Clubhouse-Anwender.

Wie funktioniert Clubhouse?

Die Voraussetzung für die Nutzung der App ist eine Einladung. Sollte allerdings jemand aus den eigenen Telefonbuch-Kontakten bereits registriert sein, dann kann man sich auf die Warteliste setzen lassen. Dadurch kann der Kontakt aus dem Telefonbuch den Interessierten hinzufügen. Wer angemeldet ist, kann in unterschiedlichen Rooms bei Live-Gesprächen zuhören oder einen eigenen Room starten. Wenn ein Nutzer bei einem Live-Gespräch mitreden möchte, dann muss er nur ein Handzeichen einblenden und kann dann vom Moderator in das Gespräch eingebunden werden. Neben offenen Räumen gibt es auch private Räume, in denen man zum Beispiel zu zweit telefonieren kann.

Wie sieht es mit dem Datenschutz aus?

Für die virale Verbreitung setzt Clubhouse außerdem auf eine umstrittene Methode, die bereits Grundlage des rasanten Wachstums von WhatsApp war. Nachdem man die App installiert und die Einladung aktiviert hat, fordert die App Zugriff auf sämtliche Einträge im Kontakte-Adressbuch des verwendeten iPhones. Diese Praxis wurde bei WhatsApp von Datenschützern in Europa heftig kritisiert, weil die Anwender eigentlich zuvor jeden einzelnen Kontakt um Erlaubnis fragen müssten, bevor die persönlichen Daten auf Server in den USA übertragen werden. Das dürfte aber kaum jemand machen.

Die Clubhouse-Mitglieder werden außerdem von den Machern des Dienstes als auch von den Moderatoren einzelner Gruppen aufgefordert, ihre Profile auf anderen Plattformen zu verknüpfen und dort die Inhalte der Gespräche zu kommentieren. Damit soll in Netzwerken wie Twitter, LinkedIn und Instagram der Wunsch geweckt werden, möglichst schnell an eine Einladung zu dem Netzwerk zu kommen. "Fear of missing out" (Angst, etwas zu verpassen) nennen Marketing-Experten diesen Ansatz.

Das fragwürdige Datenschutzkonzept von Clubhouse, das vermutlich auch gegen die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) verstößt, hinderte am Wochenende viele Influencer in Deutschland nicht daran, schnell auf den Clubhouse-Zug aufzuspringen. So versammelten sich über 1.000 Menschen virtuell in einem Clubhouse-Raum, in dem die Digitalministerin im Bundeskanzleramt, Dorothee Bär (CSU), mit der Unternehmerin Tijen Onaran, der Journalistin Niddal Salah-Eldin und vielen anderen über das "Diversity Jahr 2021" diskutierten.

Clubhouse wurde im April 2020 gestartet und löste zunächst in den USA in der Coronakrise einen Boom aus, der an die Anfänge von WhatsApp oder Snapchat erinnert. Der Wagnis-Kapitalgeber Andreessen Horowitz, der auch früh in Silicon-Valley-Stars wie AirBnB, Facebook, Instagram, Lyft und Twitter investiert hatte, steckte im Mai 2020 zwölf Millionen Dollar in Clubhouse. Damit wurde das Start-up mit 100 Millionen Dollar (aktuell 82,78 Mio Euro) bewertet - zu einem Zeitpunkt, als nur 1.500 Nutzer die Anwendung aktiv dabei waren. Darunter befanden sich aber schon prominente User wie der Rapper Drake, der Comedian Kevin Hart und die US-Schauspielerin Tiffany Haddish.

In der Clubhouse-App können die Anwender verschiedene Rollen einnehmen. Als Moderatoren können sie Audio-Chats starten und andere User auf die Bühne holen und ihren das Mikrophon übergeben. Sprecher beteiligen sich aktiv an der Diskussion. Die Masse der Anwenderinnen und Anwender beschränkt sich aber auf eine Zuhörer-Rolle. Sie können aber virtuell die Hand heben, um den Moderator auf sich aufmerksam zu machen, wenn sie etwas zu der Gesprächsrunde beitragen wollen.

Mit der ersten großen Clubhouse-Welle im deutschsprachigen Internet kommt nun ein neuer Schwung von Einladungen auf den Markt. Das kann man auch an den Durchschnittspreisen ablesen, die bei eBay Kleinanzeigen dafür verlangt werden. Die sanken zuletzt auf 15 Euro.