AZ-Kritik zum Krimi im Ersten
Saarbrücker "Tatort: Der Pakt" - Striesows holpriger Abschied
27. Januar 2019, 16:05 Uhr aktualisiert am 27. Januar 2019, 16:05 Uhr
In "Der Pakt" ermittelt der Saarbrücker Kommissar Jens Stellbrink zum letzten Mal. Warum Devid Striesows Abschieds-Krimi ein besonders schlechter "Tatort" ist.
Spoiler-Warnung: Dieser Artikel gibt mehr oder weniger konkrete Hinweise auf die Handlung und das Ende des Saarbrücker "Tatort: Der Pakt". Wenn Sie nichts verraten haben wollen, lesen Sie den Text erst nach Ende der Ausstrahlung (20.15 - 21.45 Uhr, ARD).
Sag zum Abschied leise Servus: Noch nicht mal dafür hat es gereicht bei Devid Striesows Finale als Saarbrücker Kommissar Jens Stellbrink. In "Der Pakt" weist nichts darauf hin, dass der Kommissar ab der nächsten Folge weg sein wird. Striesow kann nach diesem Film jedenfalls froh über seinen Abgang sein: Seine Abschiedsvorstellung ist ein besonders schlechter "Tatort".
Der Plot immerhin ist gewöhnlich-solide: Die Schwesternschülerin liegt nach dem Sex tot im Wohnheim, mehrere Verdächtige waren zur Tatzeit vor Ort, hatten mehr oder weniger starke Motive oder, im Fall des Sex-Partners, eines attraktiven jungen Arztes, zumindest genügend Koks im Blut, um als Affekt-Täter in Frage zu kommen.
Die Schauspieler in kleinen Rollen wirken wie Laien
Wie meistens aber gilt: Das Rate-Spiel dauert neunzig Minuten, und wer zu früh ins Visier der Kommissare gerät, kann vom Zuschauer als Täter getrost ausgeschlossen werden. Stattdessen sollte man stets die Figuren im Auge behalten, die scheinbar nichts mit dem Fall zu tun haben. So auch hier: Die sozial engagierte (Pseudo-)Ärztin war's. Als die Digital-Daten des Opfers endlich ausgelesen sind, müssen die Kommissare nicht mehr allzu komplex kombinieren.
Vieles an dem Film ist holprig: Der anfangs verdächtige Arzt engagiert sich zwar als empathischer "Mediziner für Illegale", gibt sich aber schnoddrig und supercool, als er vom Tod der jungen Frau erfährt, mit der er gerade noch im Bett lag. Der Mann von der Ausländerbehörde ist ein klischeehafter Böser, der zuhause umso lieber ist. Und hanebüchen sind die Kurzauftritte der Reporterin, die den Menschen gruß- und vorstellungslos ihr Mikro vors Gesicht hält.
Mehrere Schauspieler in kleinen Rollen wirken wie Laien, irritierend sind Stilbrüche und die Musik, die der Stimmung oft völlig zuwiderläuft. Selbst der dramatische Höhepunkt ist rätselhaft inszeniert: Da hält der verzweifelte junge Flüchtling eine inhaltlich wirre, aber emotionale Rede, und die wird zweimal kurz von dem kleinen Sohn des Behördenchefs unterbrochen, mit dem er sich vom Dach zu stürzen droht. Einmal sagt der Kleine: "Ich muss mal". Man wundert sich noch, da stürzt sich der Flüchtling vom Dach. Und völlig unpassender Poprock setzt ein.