Prinzregententheater

"Rock the Ballet": Klassisches Ballett zu rockigen Klängen


Bei Auftritten von "Rock the Ballet" wird viel Testosteron ausgeschüttet. Aber die Frauen sind im Kommen.

Bei Auftritten von "Rock the Ballet" wird viel Testosteron ausgeschüttet. Aber die Frauen sind im Kommen.

Von André Wagner

"Rock the Ballet" tanzt mittlerweile im zehnten Jahr. Bis zum Sonntag kann man sich das außergewöhnliche Tanzspektakel noch im Prinzregententheater ansehen.

München - Wer Ballett - wegen Männern in Leggins - hasst, der wird die aktuelle Jubiläumstour "Rock the Ballet X” mögen. Auch auf große Gefühle oder Inhalte zu elitären Musikkompositionen verzichtet man hier. Dafür gibt es sexy Beats zu Rock und Pop, wilde Sprünge in schwarzen Hosen und trendig-bunten Hemden sowie kesse bis frech-anzügliche Hüftschwünge ohne Ende. Und das zu Beginn unisono von den sieben hyperagilen Männern und den drei erfrischend typenunterschiedlichen Frauen.

"Feeling Good" von Nina Simone dröhnt aus den Boxen. Um die Stimmung anzuheizen, braucht es nicht viel. Schon zum zweiten Titel "Feel it Still” (Portugal The Man) klatscht das Publikum begeistert mit. Später entlädt sich die - durch wenig mehr als Tanz - aufgebaute Spannung zu insgesamt 29 Songs in Jubelrufen und Fußgetrampel. Darunter Rockklassiker von Steve Wonder, Elton John, Rolling Stones, Pink, Madonna, Justin Timberlake, Rihanna, Lady Gaga, Queen und Michael Jackson - dessen drei Stücke in der künstlerischen Umsetzung zu den besten zählen.

Ballett zu den Klängen von Madonna, Queen und Michael Jackson

Die Bewegungssprache der zehn durch permanenten Einsatz herausgeforderten Interpreten erschöpft sich keineswegs im Kanon klassisch stets ausbalancierter Schrittkombinationen. Mal wird in den nahtlosen Drive der dicht aneinander getackerten Nummern etwas Hip-Hop, dann Modern Dance oder verjazzter Athlethismus in bester Revuetanzmanier untergemischt. Das Erstaunlichste an dieser recht einheitlichen, musikalisch-choreografischen Schmalspurkost jedoch ist: Sie wird im Verlauf von eineinhalb Stunden immer besser.

Die größte der Frauen outet sich - als einzige im Team auf Spitzenschuhen - im ersten Teil als fragile Melancholikerin. Im zweiten Teil kehrt sie mit roten Handschuhen den Vamp heraus und verdreht im körperbetonten Samttrikot den Jungs, die sie wie eine Trophäe durch die Luft tragen und über ihre Schultern hebeln, die Köpfe. Eine Rolle, die die 36-jährige künstlerische Leiterin und Choreografin der Show Adrienne Canterna gern noch selber, aber natürlich nicht in allen Vorstellungen übernimmt.

Auf dem Weg zu mehr Frauenpower

Als sie 2008 das Format "Rock the Ballet" mit dem Solisten Rasta Thomas aus der Taufe hob, war sie alleiniges weibliches Kontrastmoment in einer Gruppe testosteronbetont muskulöser Körper. Ein Imagewandel hin zu mehr Frauenpower scheint nun ihr Ziel zu sein. Tragende Kraft der erlebnis- wie bilderreichen Performance sind aber ihre sogenannten Bad Boys of Dance - einer cooler als der andere. Energie ist das Geheimnis von deren Verführungskunst. Explosiv und hypersportiv. Das Konzept funktioniert, weil die gesamte Crew Klasse hat - wenn auch eine ganz eigene, die mit klassischem Ballett kaum zu vergleichen ist.

Effekte und getanzte emotionale Höhepunkte werden vorwiegend akzentsynchron umgesetzt. Motivator für die meist in fetziger Manier transportierten Gefühle bleibt einzig die Musik. Das macht die dynamische, multimedial überaus ansprechend aufbereitete Show perfekt, um im Zuschauerraum gedankenfrei abzuchillen. Die Profis auf der Bühne dagegen dürfen sich abrackern, um gute Laune zu verbreiten. Die Kür gelingt!

"Rock the Ballet X” , noch bis 17. Februar im Prinzregententheater, jeweils 20 Uhr, am Wochenende auch um 15.30 Uhr. Karten über München Ticket unter 089 - 54 81 81 81.

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