Berechtigter Pessimismus?

Lisa Taddeo und ihr Buch "Three Women – Drei Frauen"


Lisa Taddeo erzählt in ihrem feministischen Buch von "Three Women - Drei Frauen" aus den USA.

Lisa Taddeo erzählt in ihrem feministischen Buch von "Three Women - Drei Frauen" aus den USA.

Von Robert Braunmüller / TV/Medien

Lisa Taddeo erzählt in ihrem feministischen Buch von "Three Women - Drei Frauen" aus den USA.

Maggie hat mit 17 ein Verhältnis mit ihrem verheirateten Lehrer an der Highschool. Lina leidet in ihrer leidenschaftslosen Ehe und beginnt eine Affäre mit ihrem Jugendfreund, der sie einst verlassen hat. Und Sloane hat Sex mit anderen Männern und Frauen, weil ihren Ehemann das erregt.

Die Frauen, von deren Liebesleben die amerikanische Journalistin Lisa Taddeo in ihrem Buch "Three Women - Drei Frauen" erzählt, sind sehr unterschiedlich, was Biografien und aktuelle Lebenssituationen betrifft. Gemeinsam haben sie, dass sie sich in starker emotionaler und sexueller Abhängigkeit von Männern befinden.

Zerstörerische Abhängigkeit

In den USA wurde Taddeos Buch gleich nach seinem Erscheinen zum Bestseller. Rezensenten heben hervor, dass hier endlich einmal weibliche Sexualität und weibliches Begehren im Mittelpunkt stehen.

Auch wenn der Fokus auf das Thema der weiblichen Lust zu kurz greift, wenn es eigentlich um zerstörerische Abhängigkeiten geht, ist die intime Nähe, die Taddeo zu ihren Protagonistinnen schafft, tatsächlich eine der großen Stärken ihres Buches. In ihrer Sehnsucht nach Verbundenheit und ihrem Streben nach Bestätigung dürften sich viele Frauen wiederfinden.

Man spürt als Leserin genau, welche Lücke im Leben des einsamen Mädchens Maggie ihr charismatischer Lehrer eine Zeitlang ausfüllt. Man ist ganz bei Lina und ihrem Gefühl der Erleichterung, als sie nach Jahren der Zurückweisung durch ihren Ehemann mit einem anderen Mann schläft. Und hinter den scheinbar so freien sexuellen Erfahrungen der strahlenden Sloane bemerkt man immer intensiver ihre absolute Abhängigkeit von der Bestätigung anderer und ihren Wunsch, dass sich einfach mal jemand anderer um alles kümmern möge.

Fassaden fallen lassen

Lisa Taddeo hat ihre Protagonistinnen im Zuge langer Recherchereisen durch die Vereinigten Staaten gefunden. Über acht Jahre lang war sie im Land unterwegs und hat sich - zwischenzeitlich sogar mit ihrem Baby im Tragetuch - in Bars begeben und nach Menschen gesucht, die bereit wären, mit ihr über ihr Liebesleben und ihre Sexualität zu sprechen. Maggie aus North Dakota, Lina aus Indiana und Sloane aus Rhode Island begleitete die Autorin schließlich über Monate hinweg, traf sie zu stundenlangen, detailversessenen Gesprächen und fuhr mit ihnen zu Treffpunkten mit ihren Liebhabern.

Der Ansatz, Fassaden fallen zu lassen und Schwächen zu zeigen, ohne dass es voyeuristisch wirkt, ist faszinierend. Und doch wünscht man sich beim Lesen immer wieder, Taddeo hätte zumindest eine Frau gefunden, die wirkliche sexuelle Selbstbestimmung lebt, die einen Partner hat, der sich für ihre Bedürfnisse interessiert, und die sich nicht aus einer Abhängigkeit in die nächste begibt.

Aus "Drei Frauen - Three Women" spricht viel - großen Teils wohl berechtigter Pessimismus - im Bezug auf die Möglichkeit von Gleichberechtigung in heterosexuellen Liebesbeziehungen. Diejenigen Leserinnen und Leser, die dieser Pessimismus ein wenig unbefriedigt zurücklässt, sollten sich zum Ausgleich ein paar ermutigend feministische Texte von Autorinnen wie Caitlin Moran, Lena Dunham und Margarete Stokowski gönnen, um wieder auf optimistischere Gedanken bezüglich des eigenen Gestaltungsspielraums zu kommen.

Lisa Taddeo: "Three Women - Drei Frauen" (Piper, 416 Seiten, 22 Euro, auch als E-Book für 18,99 Euro)