Kultur

Liebesgrüße aus Antalya

Guy Ritchie verlässt sich in seinem launigen Spionagefilm "Operation Fortune" auf spielfreudige Stars


Agentin Sarah Fidel (Aubrey Plaza) mit Superstar und Lockvogel Danny Francesco (Josh Hartnett), der den Milliardär Greg Simmonds (Hugh Grant) begeistert.

Agentin Sarah Fidel (Aubrey Plaza) mit Superstar und Lockvogel Danny Francesco (Josh Hartnett), der den Milliardär Greg Simmonds (Hugh Grant) begeistert.

Von Florian Koch

Der Kofferinhalt in "Pulp Fiction", die Hasenpfote aus "Mission: Impossible III" oder die Regierungsgeheimnisse in "Der unsichtbare Dritte": Sie alle treiben in den Filmen die Handlung voran - haben am Ende aber keine Bedeutung. Ein "MacGuffin" hat Alfred Hitchcock diese Objekte oder Personen genannt, deren Wichtigkeit einzig darin besteht für Spannung und Zuschauer-Verwirrung zu sorgen.

Auch Guy Ritchie bedient sich in "Operation Fortune" dieses erzählerischen Mittels, aber Ritchie holte die politische Realität unsanft ein: Ein ominöser Diebstahl in Odessa dient als Ausgangspunkt für Ritchies Spionagefilm. Und auch wenn der brisante Inhalt der Beute lange Zeit geheim bleibt, sind es gewaltbereite Ukrainer, die auf der Seite der Bösen stehen.

Die jetzt unglückliche Parallele zur politischen Weltlage sorgt nun neben Finanzproblemen des US-Investors STX Films dafür, dass "Operation Fortune" erst jetzt im ruhigen Januar mit weniger Marketing-Getöse als gedacht in die Kinos kommt. Eine ärgerliche Situation für den erfolgsverwöhnten Starregisseur Guy Ritchie ("Snatch", "Sherlock Holmes"), der hier sein vielleicht reifstes, wenn auch nicht bestes Werk vorlegt.

Überraschend verzichtet der Brite in seiner Hommage an Spionagefilme wie "Mission: Impossible" und auch James Bond auf seine stilprägenden visuellen Mätzchen wie Stakkatoschnitte, geteilte Bilder oder Zeitsprünge. Vielmehr konzentriert sich Ritchie auf seine gewohnt schillernden Charaktere, die den dünnen Plot um die weltweite Jagd nach dem gestohlenen Gegenstand aufwerten. Sein charismatischer Stammschauspieler Jason Statham nimmt sich als Macho-Superspion angenehm zurück - was jedoch nicht für sein weibliches Gegenüber, die grandiose US-Komikerin Aubrey Plaza, gilt.

Als Cyber-Hackerin ist sie die Neue in der Elite-Truppe. Eine gleichsam smarte wie selbstbewusste Agentin, die um keinen anzüglichen Spruch verlegen ist und auch die anderen Alpha-Männer im Team, wie den blasierten Organisator (Cary Elwes) und den brummigen Scharfschützen (Bugzy Malone), in die Tasche steckt.

Richtig Fahrt in das auf Dauer etwas ermüdende, aus vielen Spionagefilmen bekannte Spiel aus Belauern und Verstecken bringt dann der Auftritt von Josh Hartnett als trottelig-unsicherer Filmstar Danny Francesco.

Der Leinwandprofi und Lebensamateur wird von der Spionage-Aufklärungstruppe benötigt, um an den milliardenschweren Waffenhändler und potenziellen Käufer der geheimnisvollen Beute heranzukommen. Hugh Grant spielt diesen zynischen, sexuell aufgeladenen Superfan von Danny Francesco herrlich blasiert mit ledriger Solarium-Bräune, falschen Zähnen und snobistisch getönter Brille.

Wenn sich all diese skurrilen, undurchschaubaren Figuren irgendwann in einem Palast in Antalya versammeln, blüht "Operation Fortune" förmlich auf, prickeln die amüsanten Wortgefechte der Stars und lassen darüber hinaus auch die belanglose Action und fehlende Raffinesse in der Geschichte vergessen.

Kino: Cadillac, Cinemaxx, Mathäser, Monopol sowie Cinema, Museum (OV)
R: Guy Ritchie (GB, 114 Min.)