Unkonventionelle Kino-Komödie

Kino-Kritik: "Lieber Antoine als gar keinen Ärger" pfeift auf politische Regeln


Adèle Haenel (li.) als Kommissarin Yvonne und Pio Marmaï als Antoine in der französischen Komödie "Lieber Antoine als gar keinen Ärger".

Adèle Haenel (li.) als Kommissarin Yvonne und Pio Marmaï als Antoine in der französischen Komödie "Lieber Antoine als gar keinen Ärger".

Von Severin Schuler

Am Donnerstag (24. Oktober) startet "Lieber Antoine als gar keinen Ärger" in den deutschen Kinos. Die französische Komödie ist wunderbar unkonventionell und wandelt zwischen Romantik, Action und Situationskomik.

In einer Kleinstadt an der französischen Riviera prangt als riesiges Bronzedenkmal ein Kerl mit Knarre in der Hand: Ein im Einsatz gestorbener, vorbildlicher Polizist. Von dem coolen Papa erzählt seine Witwe Yvonne, ebenfalls im Polizeidienst, ihrem Sohnemann in den abendlichen Gute-Nacht-Geschichten.

Die Geschichte eines unschuldigen Häftlings

Bis sie erfährt, dass der verehrte, verblichene Ehemann korrupt war und auch schon mal einen Unschuldigen statt seiner in den Knast brachte: wie den naiven Antoine, der fälschlicherweise für einen Überfall auf ein Juweliergeschäft für acht Jahre hinter Gitter landete. Nach seiner Entlassung will sie ihm helfen, ohne ihre Identität preiszugeben. Doch statt sich wieder ins alte Leben einzufügen, spürt der Ex-Häftling jetzt Wut und Lust, mal richtig auf den Putz zu hauen und gegen Gesetze zu verstoßen. Resozialisierung sieht jedenfalls anders aus.

"Lieber Antoine als gar keinen Ärger" - zwischen Ironie, Gewalt, Slapstick und Farce

Die französische Komödie von Pierre Salvadori kümmert sich nicht um politisch-korrekte Regeln, pfeift auf gesellschaftlich gepredigte Toleranz, wechselt souverän von leichtfüßiger Romantik zu skurriler Situationskomik, von tiefem Sinnieren über Schuldgefühle zu rasanten Actionszenen: eine explosive Gratwanderung zwischen Ironie und Gewalt, Slapstick und Farce, bei der die Inspektorin und der verwirrte Held emotional ins Schleudern kommen.

Adèle Haenel darf in "Lieber Antoine als gar keinen Ärger" ihre komische Seite ausspielen.

Adèle Haenel darf in "Lieber Antoine als gar keinen Ärger" ihre komische Seite ausspielen.

Pierre Marmaï und vor allem Adèle Haenel, die endlich mal ihre komische Seite ausspielen kann, sind eine tolle Paar-Kombination in dieser derb-munteren Parodie auf Cop-Filme. Die abstrusen Dialoge sind ein Vergnügen.

"Lieber Antoine als gar keinen Ärger": Amüsantes Loblied auf Irrsinn und Verbrechen

Jeder lügt, verschönt die Wahrheit, erzählt Geschichten: Antoines Frau (Audrey Tautou), die auf ihn gewartet hat und dann doch überrascht ist, der Priester, der im Sado-Maso-Club in Latex-Kluft festgenommen wird und von einem "großen Irrtum" faselt, der Kollege, der in Yvonne verknallt ist.

Als Running Gag taucht immer wieder ein traurig dreinblickender Psychopath mit den Überresten seiner Tante in der Tüte im Kommissariat auf und trifft mit seinen Selbstanklagen auf taube Ohren. Er ist der Einzige, der die Wahrheit sagt, aber nicht für voll genommen wird. Bei diesem burlesken und manchmal doppelbödigen Loblied auf Irrsinn und Verbrechen, Spaß an Zerstörung und Geringschätzung bürgerlicher Bravheit, amüsiert man sich köstlich. Wohl wissend, wie trist eigentlich alles ist.

Kino: Arena; Theatiner (OmU) R: Pierre Salvadori (F, 108 Min.)

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