Kultur
Ein vorerst letzter Kraftakt
4. April 2023, 17:16 Uhr
An seinen Auftritt auf dem Königsplatz 2002 - damals feierte die deutsche Virgin 20. Geburtstag - hat Hubert von Goisern eine besondere Erinnerung: "Da war doch der Sänger dabei, der niemandem die Hand gegeben hat und der sein privates Dixie-Klo dabei hatte, das niemand betreten durfte", erzählt der österreichische Musiker bei einer Pressekonferenz in München. Gemeint ist natürlich Bryan Ferry.
Am 16. Juni ist Hubert von Goisern, wie schon 2015, nun selbst der Platzhirsch auf dem Königsplatz, im Vorprogramm spielen dann mit Pam Pam Ida und dem Silberfischorchester eine der interessantesten bayerischen Bands, die von Goisern aber noch nicht kennt. "Ich werde mich aber schon noch mit ihnen befassen", versprach der Künstler, der nach dem Coronastopp zunächst eine lange - für ihn zu lange - Tournee hinter sich brachte, bei der auch Improvisationskunst gefragt war.
Schon zum Auftaktkonzert in Linz meldeten sich vier der sechs Musiker kurzfristig krank, aber am Tag vor dem Konzert erhielt von Goisern einen Anruf des befreundeten Musikers Christoph Sietzen, der noch um einen Platz für das ausverkaufte Konzert bat. "Einen Platz kannst Du haben", sagte ihm von Goisern, "wir haben noch jede Menge Platz auf der Bühne". Und so startete die Tour nach einer Crash-Probe am Nachmittag als Trio, knapp 70 weitere Auftritte folgten, die meisten dann aber doch in der geplanten Besetzung.
Die Tour endete im Festspielhaus in Salzburg, das von Goiserns Labelchef Hage Hein aufzeichnen ließ. Er ist zuversichtlich, dass es auch eines Tages im Bayerischen Rundfunk zu sehen sein wird.
Vorher, im Mai, allerdings wird es dieses Abschlusskonzert als Album geben und damit nicht genug. Hein hat von Goisern nach 35 Jahren Zusammenarbeit zum zweiten Mal zu einer Bestandsaufnahme überredet. Das ebenfalls im Mai erscheinende Best-of-Doppelalbum "Derweil II" enthält Studio- und Live-Titel der letzten fünfzehn Jahre. "Ich wäre ja nicht auf die Idee gekommen", scherzt von Goisern, der nun mit seiner Band den vorerst letzten Kraftakt angeht, die Proben zu der anstehenden Tour "Neue Zeiten, alte Zeichen".
2005 nach einem Konzert in Timbuktu beendete Hubert von Goisern schon einmal seine musikalische Karriere, dieses Mal soll nach einem Konzert im Römersteinbruch in St. Margarethen am 9. September Schluss sein. Der 70-Jährige, dem man sein Alter nicht im Entferntesten ansieht, denkt darüber nach, vielleicht wieder ein Buch zu schreiben. Aber der überraschend große Erfolg seines Debüts "Flüchtig" (unter seinem bürgerlichen Namen Hubert Achleitner) hat dieses Vorhaben für ihn eher belastet.
Ansonsten aber ist Hubert von Goisern viel entspannter geworden: "Damals, als ich noch mit den Alpinkatzen unterwegs war, habe ich Konzerte abgebrochen, wenn das Publikum angefangen hat mitzusingen. Ich bin jetzt milder."
Das sind doch gute Voraussetzungen für einen hoffentlich sommerlichen Konzertabend auf dem Königsplatz.
Hubert von Goisern spielt am
16. Juni auf dem Königsplatz