Kultur

Ein Schlag gegen das Musikleben

Der ORF will sein Symphonieorchester einsparen


Marin Alsop und das Radiosymphonieorchester Wien des ORF.

Marin Alsop und das Radiosymphonieorchester Wien des ORF.

Von Robert Braunmüller

Bis 2026 muss der öffentlich-rechtliche ORF 300 Millionen Euro einsparen - einerseits, um gestiegene Kosten aufzufangen, andererseits um einen Rabatt auf den neuen österreichischen Rundfunkbeitrag zu finanzieren, über den in unserem Nachbarland gerade diskutiert wird.

Auf der Streichliste des ORF-Generalintendanten Roland Weißmann steht das Radio-Symphonieorchester des ORF: 100 Musiker spielen hier, das Repertoire betont mit Zeitgenössischem den Kulturauftrag. Es ist eine echte Alternative zu den etwas behäbigen Wiener Traditionsorchestern.

Das ORF-Orchester tritt regelmäßig mit einem modernen Programm bei den Salzburger Festspielen auf, im Theater an der Wien spielt es auch Oper. Chefdirigentin ist die Amerikanerin Marin Alsop. 30 Millionen Euro kostet das den ORF im Jahr insgesamt. Vermutlich handelt es sich bei der Streichabsicht um einen taktischen Schachzug: Das Orchester könnte den österreichischen Ländern oder dem Bund übertragen werden.

Der ORF musste für seinen Schritt heftige Kritik einstecken. Über 60 000 Unterschriften sind bei der Onlinepetition "SOS RSO - Rettet das Radiosymphonieorchester Wien!" zusammengekommen. Auch die drei großen Münchner Orchester stellen sich in einem Offenen Brief hinter ihre Wiener Kolleginnen und Kollegen. "Eine Auflösung dieses Ensembles würde nicht nur einen Schlag für ein zeitgemäß vielfältiges und vielfältig zeitgemäßes Musikleben in Österreich bedeuten, es wäre ein Anschlag auf die Kulturgeschichte unseres Kontinents", heißt es in dem Brief.

Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, verweist auf das größere Nachbarland: Allein der BR habe zwei große Orchester, die ARD finanziere insgesamt 16 Ensembles. "Und in Österreich wird das einzige Orchester des öffentlich-rechtlichen Rundfunks eingestellt. Das ist eine Katastrophe!"

Allerdings flammt auch in Deutschland die Debatte über den Sinn von rundfunkeigenen Symphonieorchestern immer wieder auf. Beim SWR gab es eine Fusion, und der BR wollte 2005 auch schon sein Münchner Rundfunkorchester auflösen.