Corona-Virus

Drastisch, aber unumgänglich


Schloss Neuschwanstein kann man an sofort nur noch von außen sehen - es ist wie alle Schlösser zu.

Schloss Neuschwanstein kann man an sofort nur noch von außen sehen - es ist wie alle Schlösser zu.

Von Robert Braunmüller / TV/Medien

Ab dem heutigen Samstag sind nun auch alle Bibliotheken, Museen und Schlösser zu. Nur die Kinos machen noch weiter

Am Freitag appellierte Ministerpräsident Markus Söder an alle Menschen, Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen zu meiden oder am besten abzusagen. Er kündigte an, dass es für Veranstaltungen in dieser Größenordnung eine Anzeigepflicht bei den Kreisverwaltungsbehörden geben solle. Ein formales Verbot bedeutete das bis zum Abend nicht.

Daher halten Privattheater wie das Varieté GOP, das Hofspielhaus, die Komödie im Bayerischen Hof und das Zaubertheater von Alexander Krist vorläufig an ihrer Absicht fest, weiter zu spielen - auch aus rechtlichen Gründen, weil bei einer Vorstellungsabsage ohne behördliche Allgemeinverfügung möglicherweise Schadenersatzforderungen drohen, etwa von Reiseveranstaltern.

Digitale Angebote nutzen

Das Münchner Lustspielhaus, die Münchner Lach- und Schießgesellschaft, der Milla Club und das Vereinsheim Schwabing stellten allerdings bereits am Freitag ihren Spielbetrieb ein, ebenso die Muffathalle und das Backstage. Das Volkstheater sagte das Festival Radikal jung ab, das am 25. April beginnen sollte, weil keine Planungssicherheit mehr bestehe. Auch das Kindertheaterfestival Kuckuck wird nicht stattfinden.

Im Verlauf des Tages schloss Kunstminister Bernd Sibler dann auch die staatlichen Museen, Archive und Bibliotheken. Auch die dem Finanzminister unterstehenden Schlösser können ab dem heutigen Samstag nicht mehr besichtigt werden, ebenso das Deutsche Museum mit seinen gesamten Außenstellen. "Auch wenn uns dieser drastische Schritt sehr schwer fällt, ist er unumgänglich", sagte Generaldirektor Wolfgang M. Heckl. Es ist das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, dass das Deutsche Museum für so einen langen Zeitraum geschlossen bleiben muss.

Kunstminister Sibler verwies auf die zahlreichen Möglichkeiten der digitalen Angebote wie Online-Ausleihe oder bavarikon: "Auch wenn Kunst und Kultur vom unmittelbaren Erleben lebt, so bin ich doch gerade jetzt sehr froh über die vielfältigen und abwechslungsreichen digitalen Angebote."

Die Stadtbibliothek macht zu

Auch die Münchner Stadtbibliothek wird bis auf weiteres nur online nutzbar sein. Betroffen sind die Stadtbibliothek am Gasteig, alle Stadtteilbibliotheken, die Juristische Bibliothek im Rathaus und die Monacensia im Hildebrandhaus. Die Rückgabe ausgeliehener Medien ist bis zur Wiedereröffnung der Bibliotheken nicht möglich, um Menschenansammlungen und unnötige Kontakte zu vermeiden. Auch Rückgabeautomaten sind daher außer Betrieb. Eine Verlängerung aller Ausleihen erfolgt automatisch bis zwei Wochen nach der Wiedereröffnung.

Die Münchner Volkshochschule unterbricht ihren Kurs- und Veranstaltungsbetrieb an allen Standorten und Unterrichtsräume. Unter mvhs.de folgen Informationen zum Umgang mit bereits bezahlten Kursgebühren.
Mehrere Filme kommen wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus später ins Kino als geplant. Die Neuauflage des Zeichentrickmärchens "Mulan" von 1998 sollte eigentlich am 26. März in Deutschland anlaufen. Verschoben wird auch der Start des Actionfilms "Fast & Furious 9". Der weltweite Kinostart soll auf Mai 2021 verlegt werden. Die Premiere des neuen James-Bond-Films war bereits auf November 2020 verlegt worden. Auch der Familienfilm "Peter Hase 2" und das Porträt "Jean Seberg - Against All Enemies" mit Kirsten Stewart kommen später auf die Kinoleinwand. Später anlaufen soll auch Christian Petzolds neuer Film "Undine".

In Landshut schließen erste Kinos

Die Kinos bleiben in München noch geöffnet, in Landshut wurden allerdings bereits ein großes Multiplexkino von den lokalen Behörden geschlossen. Sollten am Ende flächendeckend Schließungen drohen, würde das nach den Angaben des Kinobetreiber-Dachverbands HDF Verluste von 17 Millionen Euro pro Woche bedeuten.

Die deutschen Kulturinstitutionen und Kreativen sollten nach Ansicht der Kulturminister in die jetzt geplanten Nothilfen von Bund und Ländern einbezogen werden. Schon jetzt seien staatliche und private Kultureinrichtungen und Veranstaltungsbetriebe sowie Künstler massiv von der Corona-Krise betroffen, erklärten die Länder-Ressortchefs nach einer gemeinsamen Sitzung am Freitag in Berlin. Wirtschaftliche Einbußen gefährdeten Institutionen und private Existenzen.

Wer Schutz braucht

Die Gesundheit der Bevölkerung habe absolute Priorität. Deshalb müsse alles getan werden, um die Verbreitung des Virus zu verlangsamen und abzumildern. Gerade in geschlossenen Kultureinrichtungen, in denen sich Menschen aller Generationen und aus der ganzen Welt zusammenfinden, bestehe eine Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus.

Dies gelte insbesondere mit Blick auf Risikogruppen. "In einer humanen und demokratischen Gesellschaft gilt es, zusammenzuhalten und auf diejenigen besonders zu achten, die Schutz brauchen und besonders gefährdet sind", erklärte Kunstminister Bernd Sibler, der dieses Jahr der Kulturministerkonferenz vorsitzt.