Von der Serie ins Kino
Downton Abbey: Das Recht auf Nostalgie
20. September 2019, 10:54 Uhr aktualisiert am 20. September 2019, 16:40 Uhr
Drei Jahre nach dem Ende der Serie kommt "Downton Abbey" ins Kino und macht dort genauso viel Spaß
Dieser Film ist was für Fans. Für die, die das prächtige Anwesen Downton Abbey kennen, in dem Traditionen und Konventionen überdauert haben: mit der Familie um den Earl of Grantham mit ihren Töchtern Mary und Edith und mit Dowager Countess Violet Crawley; mit der Dienerschaft um die Butler Barrows und Carson, Köchin Mrs. Patmore, Kammerzofe Anna und Kammerdiener Molesley.
Selbst auf dem konservativen Downton ändern sich die Zeiten: sanft!
Stilvoller Glanz alter Zeiten. Alles beim Alten also, drei Jahre nach der letzten Staffel der Serie? Nun, die Zeiten ändern sich. Jedenfalls ein bisschen.
Es ist ganz schön was los auf Downton. König und Königin haben ihren Besuch angekündigt! Es gibt politische Intrigen. Die Dienerschaft muss sich ihrer royalen Kollegen erwehren. Carson wird reaktiviert. Und Lady Mary hadert mit den Konventionen des Adels. Aber nur kurz. Ihre Zofe Anna erinnert sie: "Downton Abbey ist das Herz dieser Gemeinde. Und Sie sorgen dafür, dass es weiterschlägt." Es schlägt jetzt kinotauglich: Eine solch plumpe Erklärantwort wäre in der Serie schlecht denkbar gewesen. Aber da hat man mehr Zeit für die Entwicklung der Handlung und Charaktere als im Film. So bleiben die meisten Figuren hier etwas blass, während anderes aufgepumpt wird. Was vorher subtil war, wird jetzt überdeutlich. Die Musik ist oft zu pathetisch. Alles ist auf Freundschaft gebürstet. Die Angestellten sind eine eingeschworene Gemeinschaft, in der alle das Herz am rechten Fleck haben. Aber da ist der Zuschauer trotzdem schon wieder vom Charme Downtons gefangen und denkt: Gut so! Denn sie zeigen es den schnöseligen royalen Bediensteten.
Hoher Besuch und ein Kompetnzgerangel
Der hohe Besuch versetzt alle in Aufregung. Im Untergeschoss gerät alles durcheinander, als der arrogante französische Koch - le Chef! - anrückt und der königliche Butler die Downtoner brüskiert und zum Nichtstun verdammt. Klar, dass die Belegschaft die Ehre des Hauses verteidigt und es deichselt, dass sie selbst den hohen Besuch bedient.
Das ist bisweilen ungewohnt slapstickhaft und fühlt sich etwas deplaziert an. So wie sich vermutlich Countess Violet (wieder ganz herausragend gespielt von Maggie Smith) angesichts moderner Zeiten fühlt. Aber so würdevoll, wie sie jede Situation durchsteht, so vergnüglich ist das Ganze dann doch. Wir stehen natürlich auf ihrer Seite und wollen die Ehre Downtons mitverteidigen. Das macht Spaß.
Etwas zu viele Handlungsstränge
Es gibt noch viele, zu viele andere Handlungsstränge. Schwiegersohn Branson trägt vor Fremden sein Herz auf der Zunge und bringt die Krone damit in ernste Gefahr; dafür wird er aber zum Helden und darf - obwohl republikanischer Ire - seine Loyalität zu Downton beweisen. Barrows gerät wegen seiner Homosexualität in Schwierigkeiten. Violet verteidigt den Familienbesitz weiterhin energisch und mit allen Mitteln. Und sie verabschiedet sich in einer warmen, ergreifenden Szene mit Mary - die aber am Schluss lieber etwas an Gefühl gespart hätte. Dieser Film hat zwei kleine Probleme: viele Erzählstränge und viel Pathos. Dennoch ist der Film gelungen, und wir schauen dem Treiben gern zu. Allein schon wegen Maggie Smith, die unschlagbar spitzzüngig und erhaben spielt.
Geschichtliches eingebaut
Und wie in der Serie greift die Handlung geschichtliche Ereignisse auf, und der Film ist stilistisch ebenso wundervoll und detailgenau. Am Ende ist natürlich Downton gerettet. Mr. und Mrs. Carson verlassen das Haus ausnahmsweise zur Vordertür. Sieht ja keiner, denn alle sind auf dem königlichen Ball. Und es hätte sicher niemand was dagegen, sagt Carson. Stimmt. Es sind andere Zeiten, ein bisschen auch auf Downton.