Kein Ende des Streits in Sicht
Konflikt zwischen IG Metall und Airbus verhärtet sich
7. September 2021, 18:25 Uhr aktualisiert am 7. September 2021, 17:43 Uhr
In knapp vier Monaten soll der Umbau der zivilen Flugzeugfertigung bei Airbus über die Bühne gehen. Aber die IG Metall sperrt sich gegen die Pläne. Aus ihrer Sicht wird die Zeit nun knapp.
Der Konflikt zwischen Airbus und der IG Metall um den geplanten Konzernumbau des Flugzeugbauers verhärtet sich zusehends. Auch eine zweite Verhandlungsrunde am Dienstag in Hamburg hat nach Darstellung der größten deutschen Gewerkschaft keine Ansätze für ein Ende des Streits gebracht.
"Wir kommen nur in Trippelschritten weiter, einer Lösung sind wir keinen Schritt näher gekommen", sagte der Bezirksleiter Küste, Daniel Friedrich, nach Ende der gut vierstündigen Gesprächsrunde der Deutschen Presse-Agentur. "So machen weitere Verhandlungen keinen Sinn."
Ein Airbus-Sprecher berichtete dagegen, das Unternehmen habe "Vorschläge zu Beschäftigungssicherung und -bedingungen an den deutschen Standorten unterbreitet". In einer Zusammenfassung, die den Sozialpartnern übergeben werde, "werden wir auch auf die Vorschläge der Arbeitnehmervertreter eingehen", hieß es weiter. "Auf dieser Basis wollen wir unseren konstruktiven Dialog fortsetzen."
Die IG Metall will den aus ihrer Sicht stagnierenden Verhandlungsstand nun von einer Tarifkommission bewerten lassen, die dann auch über den weiteren Kurs entscheidet. Die IG Metall hatte bereits mit Arbeitskampfmaßnahmen an den deutschen Standorten der Airbus-Töchter Airbus Operations und Premium Aerotec gedroht, sollte am Verhandlungstisch keine Einigung erzielt werden.
IG Metall bereitet sich auf möglichen Arbeitskampf vor
IG Metall und Betriebsräte verlangen konkrete Zusagen zur Absicherung der Beschäftigung an den Standorten in Norddeutschland und Augsburg. Die IG Metall bereitet sich in dem Konflikt auch auf einen möglichen Arbeitskampf vor. Von den Umbauplänen betroffen sind in der einen oder anderen Form nach Angaben der IG Metall knapp 13.000 Beschäftigte an den Standorten in Hamburg, Bremen und Stade sowie bei Premium Aerotec in Nordenham, Varel und Augsburg. Formal hat die Gewerkschaft den Konflikt mit Forderungen nach einem Sozialtarifvertrag verknüpft, um in letzter Konsequenz zu Streiks aufrufen zu können. Betriebsräten ist dies gesetzlich verwehrt.
Airbus-Chef Guillaume Faury hatte im April angekündigt, dass Anfang 2022 Teile von Airbus Operations und große Teile von Premium Aerotec in einer neuen Tochter aufgehen, die sich um die Strukturmontage kümmert. Dabei geht es zum Beispiel um große Rumpfteile. Zudem soll eine neue Einheit entstehen, die sich auf die Fertigung von Einzelteilen und Kleinkomponenten konzentriert. Für dieses Unternehmen, das auch andere Kunden bedienen soll, strebt Airbus die Verbindung mit einem "starken, externen Partner" an. "Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass das Management an diesen Plänen festhält", sagte Friedrich.
Friedrich als Verhandlungsführer der IG Metall vermisst zudem weiter konkrete Zusagen dazu, wie Airbus an den verschiedenen Standorten künftig Personalabbau vermeiden will. Die verlangten Zusagen zur Absicherung der Beschäftigung sollen nach dem Willen der IG Metall bis ins nächste Jahrzehnt reichen. Denn nur so könnten sie die Fertigung einer künftigen Nachfolgegeneration für die Bestseller aus der A320-Familie abdecken. Ein Airbus-Sprecher hatte nach der ersten Runde am Mittwoch angekündigt, dass in der zweiten Runde "Details zu möglichen Lösungen erörtert werden" sollen. Dagegen sagte Friedrich, er sehe wenig Bewegung. "Wir blicken nun eher ernüchtert als positiv nach vorn."