Interview
Zusammen ein Buch schreiben: „Das Dorf. Siegfried sucht Heil“
30. September 2016, 13:45 Uhr aktualisiert am 30. September 2016, 13:45 Uhr
15 Schüler, die gemeinsam ein Buch schreiben? Schwer vorstellbar, aber beim P-Seminar "Buchschmiede" des Werner-von-Siemens-Gymnasiums in Regensburg hat das super geklappt. Magdalena Gleis (18) und Lisa Neft (17) sagen wie.
Der Titel eures Buches "Das Dorf. Siegfried sucht Heil" regt allein schon zum Nachdenken an. Worum geht es in dem Roman?
Magdalena: Unsere Hauptperson, der 17-jährige Siegfried, lebt in einem fiktiven rechtsradikalen Dorf in der Nähe von Regensburg. Dort hat er seit Kindheitstagen einen Freund, nämlich Hagen. In der Schule freundet er sich jedoch mit dem Deutsch-Türken Murat an. Irgendwann muss Siegfried sich entscheiden - zwischen der rechtsradikalen Gesinnung seines Heimatdorfes und seiner Freundschaft zu Murat.
Warum habt ihr euch gerade für das Thema Rechtsradikalismus entschieden?
Lisa: Wir wollten bewusst über ein Thema schreiben, das die Leute anspricht und auch anstößt. Und Rechtsradikalismus ist gerade jetzt, mit Pegida, AfD und Co., wieder sehr aktuell.
Wie muss man sich den Entstehungsprozess vorstellen? Haben wirklich alle 15 Teilnehmer an dem Buch geschrieben?
Magdalena: Nein, nur fünf von uns haben geschrieben. Es gibt fünf Charaktere und jeder hat sich um einen gekümmert und die jeweiligen Passagen dazu geschrieben. Ich habe zum Beispiel Frau Obermeier übernommen. Das ist eine Referendarin an Siegfrieds Schule, die immer versucht zu vermitteln und sich oft einmischt.
Lisa: Ich habe mich zusammen mit den neun anderen Seminar-Teilnehmern um Dinge wie Sponsoren, Marketing und Pressearbeit gekümmert. Dafür haben wir in Kleingruppen zusammengearbeitet, so dass nicht jeder für alles zuständig war.
Habt ihr auch Unterstützung erhalten?
Magdalena: Ja, wir haben ganz eng mit der Regensburger Autorin Carola Kupfer zusammengearbeitet. In einem Workshop haben wir zusammen mit ihr ein Handlungskonzept mit einem roten Faden entwickelt und daraufhin hat jeder einfach mal geschrieben. Sie hat immer alles Korrektur gelesen und uns super Tipps gegeben. Außerdem hat sie sich um den Verlag Edition Schröck-Schmidt gekümmert, der unser Buch verlegt. Und auch unsere Lehrerin und Projektbetreuerin Nicole Richter-Ulmer hat uns immer in allem unterstützt.
Wie schwer oder leicht war dann das Schreiben an sich?
Magdalena: Der Anfang war schon sehr schwer, aber irgendwann hab' ich tatsächlich angefangen, ein bisschen wie meine Figur zu denken. Ich bin überzeugt, dass in den Figuren auch immer etwas vom Autor selber steckt. Frau Obermeier hat definitiv Züge von mir. Noch schwieriger war das Schreiben aber natürlich für die Schülerin, die für den rechts gesinnten Hagen zuständig war.
Jetzt könnt ihr endlich das fertige Produkt in Händen halten. Wie lautet euer Fazit?
Magdalena: Ich bin total stolz, weil wir alle so viel Arbeit hineingesteckt haben. Und das Schreiben hat super Spaß gemacht, auch wenn man sich über das ganze letzte Schuljahr hinweg immer wieder neu motivieren musste.
Lisa: Mir geht's genau so. Und jetzt freuen wir uns alle, dass wir es so gut geschafft haben und der Verkauf endlich losgeht.