Liebe und Partnerschaft

Wenn Beziehungen zur Belastung werden


Maria Hölzl selbst ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und auch Enkelkinder. Foto: privat

Maria Hölzl selbst ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und auch Enkelkinder. Foto: privat

Liebe kann das schönste Gefühl der Welt sein. Doch Liebe kann leider auch wehtun. Sehr sogar. Maria Hölzl ist Paartherapeutin und hat für uns drei ungesunde Liebesbeziehungen analysiert, die sich so in unserer Region abgespielt haben. Und sie gibt Empfehlungen.

Fall eins: Der extrem eifersüchtige Partner

Anfangs wirkt Vincent (alle Namen von der Redaktion geändert) wie der perfekte Partner. Er himmelt Lea an, ist gefühlvoll und charmant. Doch bald verändert er sich. Wenn Lea ihm kurz nicht ihre volle Aufmerksamkeit schenkt, wird er böse und beschimpft sie. Er schreit sie aus dem Nichts an, wenn sie seiner Meinung nach etwas falsch macht. Vincent ist extrem eifersüchtig. Lea darf keine tiefen Ausschnitte tragen oder kurze Kleider. Unterhält sich seine Freundin beim Weggehen mit einem Jungen, macht er mit ihr Schluss, nur um einen Tag später so zu tun, als sei das Ganze nicht passiert. Lea wird immer eingeschüchterter, denn sie hat Angst vor seinem nächsten Ausraster.

Maria Hölzl: "Vincents Verhalten hat etwas mit Klammern zu tun. Er hat Verlustängste. Generell ist Eifersucht ein Grundgefühl, das der Mensch braucht. Gäbe es keine Eifersucht, würde man bei der Partnersuche nicht versuchen, dass einen der Auserwählte zwischen den anderen bevorzugt. Krankhafte Eifersucht aber kommt von Verlustängsten, die meist noch aus der Kindheit stammen. Zum Beispiel, wenn sich die Eltern getrennt haben oder ein Elternteil verstorben ist. Dieses ‚Ich werf dich weg, ich nehme dich'-Verhalten von Vincent ist krankhaft. Wenn
er das nicht abstellt, sollte sich Lea trennen. Hat Lea schon Angst vor seinen Ausrastern, ist die Gefahr groß, dass es irgendwann zu körperlicher Gewalt kommt."

Fall zwei: Die Freundin, die fremdgeht

Timo ist mit Jenny zusammen, seit sie 16 Jahre alt ist.
Die beiden wohnen zusammen. Doch nach rund sechs Jahren Beziehung geht sie Timo fremd. Aber nicht nur einmal. Sie hat mehrere Affären und verbringt sogar mehrere Tage am Stück bei ihnen. Timo weiß davon und leidet. Aber er liebt zu sehr, um sie zu verlassen. Er hofft, dass alles nur eine Phase ist. Selbst, als Jenny vor den Augen Timos einen anderen küsst, verlässt er sie nicht.

Maria Hölzl: "Die beiden sind sehr jung zusammengekommen. Dass sie schon viele Jahre ein Paar sind, zeigt, dass sie sehr beziehungsfähig sind. Doch Jenny merkt irgendwann, dass sie sich ausleben möchte. Sie ist neugierig und möchte ihren Körper erkunden, möchte ein Kribbeln spüren. Dann beginnt sie, dieser Neugierde nachzugehen. Das ist eine Herausforderung, an der viele Beziehungen zerbrechen,
in denen die Partner sehr jung zusammengekommen sind.
Man könnte jetzt sagen: ,Okay, du bist jetzt deiner Neugierde nachgegangen. Versuchen wir es noch mal miteinander.'
In diesem Fall fängt Jenny aber an, Timo zu provozieren, indem sie vor seinen Augen einen anderen küsst. An diesem Punkt ist die Beziehung eigentlich kaputt. Denn das ist Verachtung. Jenny möchte herausfinden: ,Wann lässt sich Timo das nicht mehr gefallen?' Aber Timo setzt keine Grenzen. Er muss lernen, dass er nicht alles mit sich
machen lässt. Er sollte an seinem Selbstwert arbeiten."

Fall drei: Die Affäre, die verarscht wird

Pia und Max sind Arbeitskollegen. Beide sind in festen Händen, doch finden sich gegenseitig attraktiv. Bald schreiben sie heimlich miteinander und bauen eine Bindung auf. Max sagt Pia, dass er in ihr endlich seine Traumfrau gefunden hätte. Sie beschließen, ihre Partner zu verlassen. Pia trennt sich von ihrem Freund. Die zwei beginnen eine Affäre. Plötzlich findet Max immer neue Ausreden, warum er seine Freundin nicht verlassen kann. Nach ein paar Wochen wird Pia wütend. Sie kommt sich verarscht vor und droht Max' Freundin alles zu sagen. Max wird böse und droht Pia, wegen Rufschädigung zur Polizei zu gehen. In der Arbeit erzählt er, Pia habe sich in ihn verliebt und stelle ihm nach.

Maria Hölzl: "In diesem Fall hat sich Pia auf die Beziehung mit Max eingelassen und trennt sich von ihrem Freund.
Bei Max ist das anders. Er lässt sich weder auf seine Freundin richtig ein, noch auf Pia. Er hat Angst vor dem Sich-auf-etwas-einlassen. Das ist ein Problem, das sich lange durch sein Leben ziehen wird. Pia fühlt sich verarscht - das wurde sie auch. Somit hat sie ein Trauma erlebt. Sie sollte jetzt ihre Trauer, Wut und Enttäuschung für sich verarbeiten. Das tut sie aber nicht. Sie beginnt, Max zu drohen. Das heißt:
Sie kann mit ihren Verlustgefühlen nicht umgehen und klammert. Es ist zwar normal, dass Pia wütend ist. Aber sie muss verstehen: Ihre Wut gehört nur ihr und sie muss lernen, selbst damit umzugehen und diese bei sich zu heilen."