Computerspiele

Warum die Umsätze in der Gamingbranche stagnieren

Der Gamingbranche geht es gerade in vielen Aspekten nicht gut – das hat aber auch mit den Erwartungen der Unternehmen und Entwickler zu tun.


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Große Games kosten viel Geld und müssen entsprechend viel einbringen. Das führt dazu, dass die Umsätze in der Branche zum ersten Mal seit etlichen Jahren stagnieren.

Der Gamesbranche, die noch 2023 ein Rekordjahr verzeichnen konnte, geht es aktuell alles andere als gut. Schon im vergangenen Jahr, das in puncto Qualität und Verkaufszahlen als eines der besten aller Zeiten gilt, machten mehrere Entwicklerstudios auch durch massenhafte Entlassungen auf sich aufmerksam. Nach Zahlen der Wirtschaftsprüferfirma Ernst & Young entließen die 32 größten Studios zusammen etwa 2.500 Personen. Da aber nicht alle Freistellungen öffentlich gemacht wurden, könnte die tatsächliche Zahl noch höher legen. Und dieser Trend geht im aktuellen Jahr weiter. Microsoft, Sega, Sony, Activision und weitere große Unternehmen kündigten weiter Mitarbeitern und schlossen ganze Spielestudios. Ist das der Anfang einer großen Krise?

Mit altbewährten Konzepten auf Sicherheit fahren

Auf den ersten Blick ist die Zahl spektakulär. Laut Branchenverband Game haben Computerspiele 4,3 Milliarden Euro an Umsatz im ersten Halbjahr 2024 erzielt, viel mehr als alle anderen Unterhaltungsangebote. Dann kommt aber auch schon die Ernüchterung. Denn diese Zahl ist um sechs Prozent niedriger als die Vergleichsangaben im Vorjahr.

Als Gründe werden die Corona-Pandemie genannt, die in den Vorjahren für enorme Zuwächse sorgte, und der Fakt, dass es 2024 weniger große Spielehits gab als 2023. Trotzdem sind die Auswirkungen zu spüren, denn Deutschland ist mit seinem Umsatzrückgang nicht allein. Als Folge haben viele große Spielehersteller kräftig an ihren Ausgaben geschraubt und dabei unter anderem zahlreiche Mitarbeiter entlassen und ganze Studios dichtgemacht.

Denn Games sind nicht nur große Verkaufsschlager, sie verschlingen erst einmal auch viel Geld. Oft vergehen Jahre mit der Entwicklung eines großen Titels und selbst nach der Veröffentlichung ist nicht garantiert, dass ein Spiel automatisch ein Hit wird – nur, weil es von einem großen Studio stammt. Das sorgt dafür, dass die Umsätze der großen Firmen aktuell stagnieren und die Gewinne über andere Wege entstehen müssen. Und es macht die Hersteller weniger bereit, Risiken einzugehen. Anstatt innovativer Konzepte und spannender Geschichten setzen viele Studios auf Altbewährtes.

Live-Service-Games als vermeintliche Geldmaschine

Ein Konzept, auf das viele Spielefirmen setzen, kommt bei den Fans aber nicht unbedingt gut an: die weitere Monetarisierung ihrer Spiele. Schon jetzt kosten neue große Titel schnell 70 bis 100 Euro. Dazu kommen aber weitere Ausgaben, die sich an sogenannten Free-to-Play-Titeln orientieren. Diese eigentlich kostenlosen Games haben eigene Shops, in denen die Spieler neue Outfits, Inhalte und Ähnliches kaufen können.

Oft funktionieren sie auch ausschließlich online als Live-Service-Game, also als Spiel, das dauerhaft erweitert wird. Cash-Shops und spezielle Pässe, um an aktuelle Inhalte zu kommen, sind auch bei den großen Titeln keine Seltenheit mehr. Das Problem: Jeder Spieler hat maximal 24 Stunden pro Tag Zeit, um Spiele zu spielen, wenn er sonst nichts machen würde. Diese Zeit kann man mit einem, maximal zwei Live-Service-Games verbringen, was viele große Hersteller nicht wahrhaben wollen. Entsprechend sind die Zahlen, die aktuelle Live-Service-Spiele wie „Suicide Squad“ einbringen, nicht überragend. Und noch schlimmer: Die Forderung der Spieler nach mehr in sich geschlossenen Games, die man alleine und offline zocken kann, verhallen ungehört.

Die Gamesbranche wird trotzdem nicht untergehen

Das alles löst Erinnerungen an den vergangenen Riesencrash aus, der die Branche Mitte der 1980er-Jahre fast an den Rand des Ruins brachte. Allerdings hätte es ohne ihn wohl nie das Nintendo-Entertainment System und die Vorherrschaft der japanischen Firmen gegeben. Auch in der aktuellen Situation gibt es nicht nur Verlierer. Denn kleinere Studios können durchaus vom Wanken der Gaminggiganten profitieren. Klar scheint aber zu sein: Damit die Gamingbranche weiter auf Erfolgskurs bleiben kann, muss sie sich fundamental verändern – und das ist nicht immer etwas Schlechtes.