Ratgeber
Tipps für ein Coming-out und den Umgang mit Diskriminierung
23. Juni 2024, 6:00 Uhr
Unterstützung bei einem Coming-out:
Ein Coming-out beschreibt ein Gespräch, bei dem man anderen Menschen mitteilt, dass man Teil der queeren Gemeinschaft ist.
1. Wähle den Rahmen selbst
Mach dein Outing in deinem Tempo. Wem du es wie und wann erzählst, darfst und solltest nur du entscheiden. Hier brauchst du dich nicht schuldig fühlen. Beachte: Außerhalb der queeren Gemeinschaft ist nicht jedem bewusst, dass du dich vielleicht nicht vor jedem outen willst.
2. Hol dir Hilfe
Du musst dein Outing nicht alleine machen. Wenn du dich wohler fühlst, kannst du Vertrauenspersonen hinzuziehen.
3. Nur wenn du dich sicher fühlst
Deine Sicherheit ist immer am wichtigsten. Wenn du Gewalt befürchtest, dass deine Eltern dich rausschmeißen könnten oder andere schwerwiegende Folgen, solltest du dich vielleicht nicht outen, noch warten oder dir Hilfe suchen.
4. Taste dich heran
Wenn du nicht sicher bist, wie eine Person reagieren wird, kannst du dich mit ähnlichen Themen annähern.
5. Die Chosen Family
„In queeren Kreisen sprechen wir oft von zwei Familien: Eine suchen wir uns aus, in die andere werden wir hineingeboren“, erklärt Lisa Sommer von Queer in Niederbayern. Dadurch könne man bestimmte Themen auf die gewählte Familie auslagern, wenn Queerness in der anderen zum Beispiel ein Tabu ist.
Acht Tipps bei Diskriminierung
1. Such dir Hilfe
Behalte deine Diskriminierungserfahrung nicht für dich. Suche dir Personen, denen du vertrauen kannst und rede mit ihnen.
2. Es liegt nicht an dir
„Gewalt und Hass verraten mehr über den Täter als über das Opfer“, sagt Jasmin Faulstich von „up2you“ Landshut. „Queere Personen sind nur die Projektionsfläche. Der Angreifer ist derjenige, der ein Problem hat.“ Deshalb sei es umso wichtiger, durch Diskriminierung nicht an sich selbst zu zweifeln.
3. Du darfst dich wehren
Egal ob man eine wütende Person einfach stehenlässt oder auf Hasskommentare antwortet – gegen manche Diskriminierung sollte man sich wehren. „Natürlich nur mit Worten“, betont Jasmin Faulstich.
4. Schütze dich selbst
„Wenn ich nachts nach den CSDs heimgehe, packe ich meine Flaggen und Sticker weg“, gibt Chris Hess von Queer in Niederbayern zu. „Es tut mir jedes Mal weh, das zu sagen. Wir wollen uns ja nicht verstecken. Aber zu unserer Sicherheit müssen wir das leider häufig tun.“ So kann man sich als queerer Mensch schützen – oder auch, indem man einen großen Teil des Weges zusammen mit vertrauenswürdigen Menschen zurücklegt.
5. Nimm dir Zeit, zu heilen
Diskriminierung verletzt das Selbstbewusstsein, löst Zweifel und schlechte Gefühle aus. Das zu verarbeiten, kann lange dauern.
6. Erstatte Anzeige
Jeden Fall der Diskriminierung, den man anzeigen kann, sollte man auch unbedingt melden. Dafür gibt es Fachberatungsstellen, man kann aber auch zur Polizei gehen. „Nur so landen die Fälle auch in Statistiken und können etwas in der Politik bewegen“, erklärt Chris Hess.
7. Melde Hasskommentare
Bei der Meldestelle „Respect!“ kann man strafrechtlich relevante Hasskommentare im Internet melden.
8. Zeugen können helfen
In Deutschland ist es schwer, Diskriminierung nachzuweisen. Die Erfolgsaussichten für Geschädigte sind besser, wenn sie Zeugen haben. Deshalb ist es hilfreich, wenn du dich als Beobachter meldest.