Bandportrait

"Rather Racoon": Punkrock von vier Seiten


Von Tanja Pfeffer

Zwischen lieblicher Stimme und hartem Sound, zwischen temporeichem Punkrock und eingängigen Melodien, zwischen kompromisslosen Statements und sympathischen Charakteren: In diesen Spannungsfeldern bewegt sich die Musik und bewegen sich die Mitglieder von "Rather Raccoon". Die Band, deren Mitglieder aus Landshut, Regensburg und Passau kommen, hat sich in der Szene einen Namen gemacht.

Punkrock mit klassischem Song-Aufbau und Pop-Elementen, politische Musik, einfacher Punkrock mit Ska-Anteilen oder 77er-Stil: Jeder der vier Musiker von "Rather Raccoon" hat einen eigenen Schreibstil und setzt ihn in den Liedern der Band um. Vielfalt ist also garantiert bei der Musik "Rather Raccoon." Die Band besteht aus Liza Schmalhofer und Philipp Häusler aus Landshut sowie Michael Kerscher aus Regensburg und Matthias Wenninger aus Passau. Gegründet hat sich die Formation 2009 und ist bis heute gleich. "Ich glaube, das schaffen nicht viele", sagt Philipp, Gitarrist und Sänger. Noch dazu nicht, wenn die Charaktere so unterschiedlich, die musikalischen Vorlieben so differenziert und die Ziele so verschieden sind.

Doch "Rather Raccoon" hat es geschafft. "Es gab bisher nur einmal Streit. Wir passen einfach gut zusammen", sagt Gitarrist Philipp. Vielleicht hält sie genau das zusammen: Der Wunsch nach und das Zulassen von Individualität, das Interesse an der Vielfalt, die unterschiedlichen Interessen und Ziele.

Kleines Label unterstützt Musiker

Philipp zum Beispiel will unbedingt unterwegs sein mit seiner Musik. Er ist es, der die Band immer wieder antreibt und Gigs in unterschiedlichen Städten und Ländern organisiert. Der Ausflug nach Großbritannien in diesem Jahr war für die vier Musiker ein überragendes Erlebnis. "Auch in Wien, Berlin und Hamburg haben wir schon gespielt", sagt der 24-Jährige. Japan oder Argentinien, das wären Ziele nach Philipps Geschmack. "Rather Raccoon" hat außerdem ein kleines Label gefunden, das junge Musiker unterstützt und die beiden EPs der Landshuter produziert hat. "Antisocial" erschien 2010, "All The Kids" 2013.

Philipp ist in der Band derjenige, der eher für die harten, rohen Punkrock-Nummern zuständig ist. "Rancid" gehört zu seinen Lieblingsbands. Gerne baut er aber auch Ska- oder Reggae-Elemente ein und geht damit eher in Richtung "The Clash".

Liza dagegen liebt 77er-Punk-Elemente, ähnlich den "U.S. Bombs". Die 25-Jährige hat ein eigenes kleines Punkrock-Klamottenlabel und designt deshalb gleich selbst T-Shirts, Buttons und andere Merchandising-Artikel für die Band. Die Songs werden zwar von allen gesungen und erhalten dadurch auch eine mal härtere, mal weniger harte Note. Eine ganz besondere Spannung baut sich jedoch auf, wenn der Refrain oder der ganze Song von Liza gesungen wird, wie etwa in "Grind Me Down". Besonders die hohen Tonlagen liegen der 25-Jährigen gut und ergeben zusammen mit der Musik einen interessanten Gegensatz.

Matthias Wenninger alias Matze dagegen sei der beste Musiker der Band, sagt Philipp. Von ihm kämen ganz wesentliche Impulse für die Songs. Er arbeite gerne Pop-Elemente ein. Für Michael Kerscher alias Inge ist dagegen die politische Botschaft meist ein zentrales Element seiner Songs. Die Musik ist dadurch eher verworren, die politische Aussage dafür umso klarer: "Die Texte sind anti-kriegerisch, antikapitalistisch, antifaschistisch", sagt Philipp über die Musik seines Bandkollegen. Es gehe um ein selbstbestimmtes Leben, um Antirassismus aber auch um die Unterstützung von Flüchtlingen. Aber grundsätzlich: "Politische Texte waren früher wichtiger für uns. Jetzt eigentlich nicht mehr so sehr." Inzwischen spielen in den Texten Themen wie Liebe, Gefühl, Trauer, persönliche Erlebnisse oder Gesellschaftskritik eine genauso große Rolle. Und manchmal geht es auch um nichts von alledem. Dann reicht die Power der Musik, "dass es fetzt und Spaß macht", wie Philipp sagt.

Nach einer kurzen Sommerpause soll über den Winter wieder fleißig geprobt werden. Nicht nur auf der Bühne will die Band ihre Leistung "auf den Punkt" bringen. "Wenn man die Routine durch regelmäßige Proben aber nicht hat, klappt das nicht", sagt Liza. Außerdem wollen die vier auch nicht stehenbleiben: Im Frühjahr hätte "Rather Raccoon" gerne alle Songs für eine neue EP fertig. Bis dahin kann man auch jederzeit den Ohrwurm "Disdressed" aus dem letzten Album rauf und runter hören. Oder gleich am 6. November in die Glockenbachwerkstatt nach München fahren und "Rather Raccoon" live erleben. Beginn ist um 20 Uhr.