Football

Rasenschach mit viel Köpfchen


Bilder vom Training der Jugendspieler der Straubing Spiders. Foto: Julia Gabauer

Bilder vom Training der Jugendspieler der Straubing Spiders. Foto: Julia Gabauer

Von Julia Gabauer

Eine Horde Jungs in Sportklamotten, eine Schulturnhalle, wie sie jeder kennt, Bälle und Matten an den Wänden gestapelt. Normaler Sportunterricht, ist der erste Gedanke. Die Jugendlichen sammeln sich, bilden einen Kreis und legen die Hände in der Mitte zusammen. Kurze Stille. Die Parole "Huddle up!" schallt kraftvoll durch die Turnhalle. Bis in die letzte Ecke ist sie zu hören. Da wird klar: Das ist kein normaler Sportunterricht, den genervte Schüler über sich ergehen lassen. Es ist Samstag, elf Uhr vormittags, und in der Turnhalle des Anton-Bruckner-Gymnasiums trainieren die Jugendspieler der Footballmannschaft Straubing Spiders. Für sie ist es einer der ersten Trainingstage vor der neuen Saison.

Die Truppe läuft sich warm. Die Ersten geben ein flottes Tempo vor. Gemecker? Fehlanzeige! Es ist spürbar: Diese Jungs freuen sich aufs Trainieren, weil sie ihren Sport lieben. Vereinspräsident Günter Dorfner steht etwas außerhalb und beobachtet die Szene. Die Augen des sportlichen 49-Jährigen im Trainingsanzug funkeln mehr als zufrieden. "Jugendarbeit ist das Wichtigste im Footballsport. Diese Jugend ist unsere Zukunft", sagt er. American Football hat keinen leichten Stand in Straubing. "Wir müssen immer gegen König Fußball konkurrieren. Und auch der kommt erst hinter dem Eishockey." Aber: Nach den Straubing Tigers verzeichnen die Footballer die meisten Zuschauer. Vier Jahre lang trat die A-Jugend der Spiders nur als Spielgemeinschaft an - erst mit den Plattling Black Hawks, dann mit den Erding Bulls. Diese Saison ist es erstmals geschafft: Eine eigenständige Jugendmannschaft. Football gilt in Deutschland immer noch als Randsportart. "In Amerika reißen sich 100 Spieler darum, in die Mannschaft zu kommen. Bei uns ist das anders", bedauert Dorfner. Doch der Andrang bei den Spiders ist in letzter Zeit so stark wie nie. Wie zum Beweis lugt während des Trainings ein Junge in die Halle. Er ist neu zugezogen, hat Football-Erfahrung und will Probe spielen. 22 Stammspieler zählt die Jugendmannschaft derzeit. Neun davon sind diese Saison dazugekommen.

Den Hunger auf den Sport stillen

Der neue Aufschwung und Elan hängt während des Trainings in der Luft. Anfeuerungsrufe schallen durch die Halle, gelegentlich auch Flüche, wenn ein Spielzug danebengeht. Die Spieler unterstützen sich. Einzelkämpfer gibt es hier nicht. Die Mannschaft ist ein großes Ganzes. Auch die Trainer stehen nicht nur am Rand und rufen Befehle wie "Hände aus den Hosentaschen!" und "Pusht euch gegenseitig!" Sie mischen mit, erklären den Jungs, was falsch war und wie sie es besser machen können. Die Würfe sind knallhart. Die Halle wirkt für das rasante Spiel zu klein. Nicht selten sind Spielern und Ball die Wände im Weg. Trotzdem sind die Spiders dankbar für die Möglichkeit, spielen zu können. Es stillt ihren Hunger nach dem Sport. "Diese Jungs haben einfach Bock aufs Spiel", erklärt Maximilian Andorfer. Der 23-Jährige spielt selbst in der Seniors-Mannschaft und trainiert als Head Coach - also als Haupttrainer - nebenbei die Jugend. Das ist anstrengend, aber er bereut es nicht. "Jeden Samstag steh' ich hier und grinse nur, weil die Jungs mir so viel Freude machen."

Einer der Hoffnungsträger der Mannschaft ist Maximilian Zehetmeier. Maxi nennen sie ihn. Während einer Trainingsübung steht er neben einem Teamkameraden und feuert ihn an: "Komm schon, schneller. Das schaffst du! Wenn du schummeln kannst, kannst du es auch durchziehen!" Der 17-Jährige ist über seine Brüder zum Football gekommen. Früher war er Fußballer, aber das war nicht so sein Ding. Von Vorurteilen gegenüber Footballern hält er gar nichts. Groß, bullig, zu dumm zum Fußballspielen: "Das geht ins eine Ohr rein und zum anderen wieder raus. Diese Leute haben keine Ahnung vom Sport. Nicht umsonst heißt Football auch Rasenschach. Man braucht Hirn dazu." Mit Schachfiguren vergleichen sich die Spieler. Da gibt es die Läufer. Sie müssen athletisch sein, weil sie Pässe annehmen und viel rennen müssen. Maxi gehört dazu, seine Position nennt sich Running Back. Aber es gibt auch die schweren Spieler in der Offense, also dem Angriff. Sie funktionieren wie Bauern beim Schach. Sie müssen sich Platz verschaffen auf dem Feld und versuchen, ihre Gegner umzustoßen, also zu tacklen.

Football bringt Selbstvertrauen

Den typischen Footballspieler gibt es nicht. "Wir haben für jeden Platz, egal ob klein, groß, dick oder dünn", betont Günter Dorfner. Der Umstieg in den Vollkontaktsport war für Maxi trotzdem gewöhnungsbedürftig. "Da gibt es natürlich die Angst, den Ball zu fangen und davor, getacklet zu werden", erklärt er. Es dauert, bis man die Techniken draufhat. Jetzt aber würde er das Footballspielen für nichts in der Welt mehr aufgeben. "Ich war früher nicht der Beliebteste in der Schule. Der Sport hat mir Selbstvertrauen gegeben und ich hab' hier viele Freunde gefunden." An seinen ersten Touchdown erinnert er sich noch genau. Überall Gegenspieler, der Lauf mittendurch und dann: Erleichterung, Freude. Aber auch das Verlieren kennt er. Und er kann damit umgehen. "Wenn ich verliere, habe ich eben nicht das Beste gegeben oder mein Bestes war nicht gut genug. Dann muss ich daran arbeiten. So gesehen ist das Verlieren meine Motivation", meint Maxi. "Eine solche Einstellung brauchen wir", freut sich Maximilian Andorfer. "Es spricht nichts dagegen, Fehler zu machen. Aber ich will, dass die Jungs bis zum Schluss kämpfen." Er deutet auf einen verletzten Spieler, der am Hallenrand steht, den Arm in der Schlinge. "Fahrradunfall, erst vor zwei Tagen aus dem Krankenhaus rausgekommen. Trotzdem ist er da, unterstützt seine Teamkameraden beim Training. Diesen Einsatz will ich sehen."

Gemeinsam zum Ziel

Nach drei Stunden ist das Training vorbei. Die Jungs wirken immer noch ähnlich tatkräftig wie zu Anfang. Trainer und Spieler finden sich zu einer Abschlussbesprechung zusammen. Jeder, der will, kommt zu Wort, darf ermutigen und Verbesserungsvorschläge anbringen. "Ihr habt gute Arbeit geleistet", lobt Head Coach Maximilian Andorfer. Er ist gespannt auf die neue Saison mit seiner Mannschaft. Ein Platzierungsziel will er nicht vorgeben, um keinen Druck zu machen. Aber die Hälfte der Spiele zu gewinnen, das wäre super. Ansonsten: Das Team soll zusammenhalten und Spaß am Sport haben, das wünscht er sich. Auch Präsident Günter Dorfner blickt positiv in die Zukunft: "Ich freue mich darauf zu sehen, was aus den Jungs wird."


Die Straubing Spiders - das muss man über den Verein wissen

American Football hat in Straubing Tradition. Bereits seit 1984 wird der Sport hier ausgeübt. Die Straubing Spiders waren und sind bis heute der einzige Football-Club der Stadt. Die Heimspielstätte, das Stadion Am Peterswöhrd, ist an Spieltagen bekannt als "Spider Dome".

Der Verein hat zwei Jugendmannschaften. Die Flaggies (8 bis 14 Jahre) trainieren samstags von 9.30 Uhr bis 11 Uhr in der Turnhalle des Anton-Bruckner-Gymnasiums. Die Juniors (15 bis 18 Jahre) trainieren samstags von 11 bis 13 Uhr ebenfalls in dieser Halle. Angehende Footballer sollten Spaß am Teamsport und an Bewegung haben. Sie sollten Disziplin mitbringen und Lust haben, etwas Neues zu lernen. Als Ausrüstung reichen normale Sportklamotten und Turnschuhe. "Alles andere können wir beibringen", bekräftigt Head Coach Maximilian Andorfer.

Dich hat die Lust am American Football gepackt? Bei Fragen steht Vereinspräsident Günter Dorfner unter der Telefonnummer 09421/62937 oder unter praesident@straubing-spiders.de zur Verfügung. Interessierte können auch einfach mal bei einem Training vorbeischauen.

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Bilder vom Training der Jugendspieler der Straubing Spiders. Foto: Julia Gabauer

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Bilder vom Training der Jugendspieler der Straubing Spiders. Foto: Julia Gabauer

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Head Coach Maximilian Andorfer (links) und Nachwuchsspieler Maximilian Zehetmeier nach dem Training. Foto: Julia Gabauer

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Head Coach Maximilian Andorfer (links) und Nachwuchsspieler Maximilian Zehetmeier nach dem Training. Foto: Julia Gabauer