[Frei]stunde!
„Millionen Fans können einen erdrücken“
2. Juli 2012, 13:27 Uhr aktualisiert am 2. Juli 2012, 13:27 Uhr
München. (dpa) Stars, die frotzeln und Murks posten, statt immer nur die Hochglanz-Fassade zu zeigen: Bei manchen Promis lohnt es sich besonders, ihnen auf Twitter oder Facebook zu folgen. Was das Geheimnis ist, hat Mirko Lange aus München uns erzählt. Er ist Experte für soziale Netzwerke und berät mit seiner PR-Agentur Firmen, wie sie sich im Netz am besten präsentieren.
Wie sieht für Sie ein lesenswerter Facebook- oder Twitter-Account eines Stars aus?
Mirko Lange: "Wenn Stars Fans erlauben, ihnen über die Schulter zu gucken und posten, was sie denken und fühlen - und keine Rolle spielen. Wenn man erkennt, dass derjenige sein Ding macht, frotzelt mit anderen, Emotionen zeigt oder mal völlig Unwichtiges ohne Zweck postet. Man muss merken, dass er Spaß daran hat sich mitzuteilen."
Und wovon würden Sie Stars abraten in den sozialen Netzwerken?
Lange: "Wenn ich zum Beispiel nur mein Team posten lasse, gebe ich gar keine Einblicke. Oder wenn ich immer nur schreibe, wie toll etwas ist oder nur Werbung für CDs und Videos mache, kann ich Follower nerven. Aber es gibt da nicht so Schwarz-Weiß-Regeln: Eine Botschaft kann bei dem einen nicht echt wirken - der nächste postet das gleiche und es passt zu ihm. Es kann auch jemand nur über seine CD posten und es kann ganz toll sein. Wenn er zum Beispiel sagt: "Boa, darauf ist ein Stück: Als ich das komponiert habe, ist etwas Lustiges passiert" und dann noch ein Foto aus dem Studio zeigt... Und es gibt auch verschiedene Star-Typen: Justin Bieber ist fan-nah und locker drauf. Aber deswegen muss nicht jeder so sein. Von Adele weiß man ja zum Beispiel, dass sie keinen persönlich an sich heran lässt. Es gibt sehr in sich gekehrte Künstler, die auch davon leben, so zu sein."
Sie haben Verständnis dafür, dass einige Promis Twitter nicht so mögen oder daraus zwischenzeitlich geflohen sind wie Miley Cyrus?
Lange: "Ja, bei Millionen von Fans wird man einfach irgendwann erdrückt. Man kann als Star gar nicht das ganze Zeug lesen und beantworten. Wenn du dich damit auseinandersetzen und alles ernst nehmen würdest, bekämst du einen absoluten Vogel im Kopf."
Es gibt aber auch Prominente, die sich mit ihren Twitter-Accounts gezielt gegen gemeine Presse zur Wehr setzen und selbst die Kontrolle über Informationen über sich übernehmen wollen...
Lange: "Ja, vor drei oder vier Jahren als Twitter aufkam, war es eine Strategie vom Ehepaar Ashton Kutcher und Demi Moore gegen die vielen lästigen Paparazzi. Die beiden haben sozusagen ein Gegenfeuer eröffnet. Sie haben so viele Paparazzi-Fotos von sich auf den Markt geworfen, dass sie den Fotografen die Preise kaputt gemacht haben. Und so hatten sie außerdem die Kontrolle über die Fotos - darüber, welche Fotos genau sie wann in die Öffentlichkeit geben wollen."