Was Zuschauer nicht sehen

Im Abseits: So funktioniert ein Theater hinter den Kulissen


Vorhang zu, Theater vorbei? Nein, denn nach einer Aufführung ist vor einer Aufführung. Und fernab von der Bühne passiert einiges, damit die Besucher im Theater einen schönen Abend haben. Hinter den Kulissen des Theaters Regensburg wird gesägt, geplant, genäht, gebastelt und vieles mehr.

Die Werkstätten


Das Theater in Regensburg hat eigene Werkstätten. Dort werden die Bühnenbilder für die Theaterstücke gebaut. Das können Möbel, Treppen, Wände und vieles mehr sein. In einem großen Raum lagern alte Möbel, die für Aufführungen aufbereitet werden. "Auch Sonderwünsche fertigen wir an", fügt Peter Schütz, Leiter der Werkstätten, hinzu. Die Mitarbeiter der Werkstätten haben zum Beispiel einen Kronleuchter aus Sektgläsern gebaut. "Ein Bühnenbildner überlegt sich das Bühnenbild. Er baut ein Modell der Theaterbühne nach, das besprochen wird. Ist alles umsetzbar, machen wir uns an die Arbeit", erläutert Peter Schütz. In den Werkstätten gibt es sechs Bereiche.

Ist das Bühnenbild fertig, montieren die Mitarbeiter der Werkstätten alles auf der Bühne. Pro Jahr bauen sie das Bühnenbild für rund 30 Produktionen. Etwa sieben Tage benötigen sie, um ein Bühnenbild fertig zu stellen. "Das ist aber nur im Durchschnitt so. Kleine Produktionen schaffen wir schneller. Ist das Bühnenbild aufwendiger, kann es dagegen dreimal so lang dauern", veranschlagt Peter Schütz. Wird ein Stück nicht mehr aufgeführt, wird das Bühnenbild geplündert. Das heißt, alles, was noch brauchbar ist, wird abmontiert. Vieles landet auch im Lager, wenn es noch nicht zu mitgenommen ist. Manchmal kaufen aber auch andere Theaterhäuser Bühnenbilder. Requisiten - das sind die Gegenstände, die die Schauspieler in die Hand nehmen und mit denen sie spielen - werden nicht in den Werkstätten fürs Bühnenbild produziert. Dafür gibt es eine kleine Werkstatt direkt im Theater am Bismarckplatz. Vieles wird auch eingekauft.

Der Kostümfundus

Antonia Fietz, Leiterin des Kostümwesens am Theater Regensburg, geht von rund 20.000 Teilen im Fundus aus. Das sind zum Beispiel prächtige Kleider der Barock-Zeit, Tracht, Hochzeitskleider und Helme aus dem Zweiten Weltkrieg - sortiert nach Epochen. Wichtig ist, dass im Kostümfundus Ordnung gehalten wird. "Sonst findet man Sachen nicht mehr oder noch schlimmer: Es kommt zum Mottenbefall und das wäre eine Katastrophe", betont sie. Alle Kostüme sind an den Stangen farblich sortiert. In jeder Spielzeit kommen nochmal 500 Neuanfertigungen hinzu. Sie werden in der Herren- und der Damenschneiderei hergestellt. Vorhandene Kostüme werden hier so abgeändert, dass sie dem Schauspieler passen. "Wenn etwas farblich nicht passt, färben wir es um. Dazu haben wir einen Färberaum", verrät Antonia Fietz. Die Mitarbeiter, die für die Kostüme zuständig sind, müssen sie auch waschen und bügeln. Etwa drei Monate vor einer Premiere beginnt die Arbeit an den Kostümen. Nicht alles kommt nach den Aufführungen in den Fundus. "Das kommt darauf an, in welchem Zustand es anschließend ist. Wir müssen viel aussortieren, sonst sammelt sich zu viel an", betont die Expertin. Verkäufe an andere Theaterhäuser oder bei einem Basar helfen dabei.

Die Technik

Unter und über der Bühne gibt es im Theater am Bismarckplatz in Regensburg geheime Räume. Darin versteckt sich viel Technik. "In der Unterbühne sind mehrere Hubpodien vorhanden. Sie sind wie Aufzüge und fahren zum Beispiel Requisiten und Bühnenteile von unten hoch auf die Bühne", erklärt Michael Hübner, Technischer Direktor am Regensburger Theater. Die Bühne des Theaters am Bismarckplatz ist außerdem drehbar. "So auch ihre Unterbühne", fügt der Fachmann hinzu. Etwa 16 Meter über der Bühne gibt es Maschinenzüge. Sie bewegen jeweils vier Metallseile, an denen zum Beispiel Scheinwerfer oder Teile vom Bühnenbild hängen. Gesteuert wird die Technik wie Lichter, Ton oder eben die Maschinenzüge von einem Pult aus. An diesem sitzt während einer Aufführung der Bühnenmeister. Er steuert die Technik.

Die Maskenwerkstatt

Aus der Maskenwerkstatt kommt alles, was einen Charakter darstellt. Das heißt: Die Maskenbildner machen einen jungen Schauspieler, der zum Beispiel einen mächtigen König darstellt, mit ihrer Arbeit älter. "Wir arbeiten mit Haut und Haaren", sagt Derek Halweg, Chefmaskenbildner am Theater Regensburg. Die Maskenbildner machen richtige Masken, knüpfen Perücken aus Echthaar oder schminken und frisieren Schauspieler, bevor sie ins Rampenlicht treten. "Für manche Produktionen müssen wir aber auch Masken zum Überziehen anfertigen", erläutert der Fachmann. Nicht nur menschliche Masken fertigen sie in der Werkstatt an. "Wir machen auch mal Tierköpfe", berichtet Derek Halweg. Für Masken und Perücken, die nach einer Aufführung wieder verwendet werden, gibt es auch einen Fundus. Die Aufgaben des Maskenbildners sind aber nicht nur das Schminken und Frisieren der Schauspieler. Auch psychologisch sind sie wichtig: "Durch unsere Arbeit helfen wir den Schauspielern, in ihre Rolle zu finden. Wenn wir jemanden alt schminken, merkt man dabei oft, wie er sich älter fühlt", beschreibt der Experte. Außerdem strahlen die Maskenbildner Ruhe aus. Sie helfen den Darstellern, ihr Lampenfieber abzubauen.

Über das Theater Regensburg

Das Regensburger Theater hat insgesamt sieben Spielstätten in der Regensburger Innenstadt. Die größte davon ist das Velodrom, in dem 600 Zuschauer Platz finden. 330 Mitarbeiter arbeiten auf und hinter der Bühne daran, dass die Besucher rund 30 Premieren in der Spielzeit von September bis Juni zu sehen bekommen. Welche Produktionen in der Spielzeit 2015/2016 gezeigt werden, kannst du unter www.theater-regensburg.de nachschauen.