[Frei]stunde!

Hier finden kranke und verletzte Vögel Hilfe


Wanderfalke "Frau Wanda". (Foto: Eva Rothmeier)

Wanderfalke "Frau Wanda". (Foto: Eva Rothmeier)


Amseln, Spatzen, Turmfalken, Uhus, Störche - das sind nur ein paar der zahlreichen Vogelarten, die in der Vogelauffang- und Pflegestation in Regenstauf meist ein vorübergehendes, manchmal aber sogar ein Zuhause für immer finden. Verletzten und kranken Tieren wird hier geholfen und derzeit kümmert sich Ferdinand Baer, der fachliche Leiter der Station, um rund 40 gefiederte Patienten.

Ein lautes Krächzen ist zu hören, wenn man die großzügige Anlage der Vogelauffangstation des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) betritt, denn auch in den Wintermonaten werden hier wöchentlich meist mehrere verletzte Tiere abgegeben. "In diesem Jahr sind wir schon bei über 500 Vögeln und 51 verschiedenen Arten", erzählt Baer.

Der 26-Jährige kam bereits im Alter von zehn Jahren mit seinem Opa in die Vogelstation und war sofort begeistert von der Arbeit mit den Tieren. Jetzt hat er gerade sein Lehramtsstudium abgeschlossen und bis er im Februar mit seinem Referendariat beginnt, kümmert er sich ehrenamtlich um die Federtiere.

Hilfe erhält Ferdinand Baer auch von einigen Jugendlichen. "Die sind alle zwischen 14 und 21 Jahre und sie kommen immer in die Station, wenn sie Zeit haben oder gebraucht werden", erzählt er. Verlässlichkeit sei dabei ein ganz wichtiger Faktor, denn er müsse sich schließlich darauf verlassen können, dass die Tiere auch gefüttert und die Volieren saubergemacht werden, wenn er einmal nicht da ist. Die Singvögel bekommen übrigens meistens Körner und Insekten als Futter, die größeren Vögel wollen vor allem Fleisch. Ein Turmfalke frisst an die 30 Gramm Fleisch am Tag, bei einem Uhu können es - je nach Größe - auch schon mal bis zu 300 Gramm sein.

Die häufigsten Pflegestation-Patienten sind Amseln und Spatzen und bei den Greifvögeln werden ganz oft Turmfalken und Mäusebussards abgegeben. Menschen finden die verletzten Tiere häufig im eigenen Garten, beim Spazierengehen im Wald oder auf der Straße, wenn die Vögel beispielsweise von einem Auto angefahren wurden. "Der Straßenverkehr ist übrigens eine der häufigsten Ursachen, wieso die Tiere zu uns müssen", sagt der 26-Jährige. Die Vögel prallen dabei mit Autos zusammen, deren Geschwindigkeit sie nicht einschätzen können. Auch eine neugebaute Straße kann zu vermehrten Unfällen führen, weil die Tiere nicht gewohnt sind, dass sie plötzlich in ihrem natürlichen Revier gestört werden. Weitere Verletzungsmöglichkeiten sind Kollisionen mit Stromleitungen oder Vergiftungen

Wer ein verletztes Tier gefunden hat, kann es entweder selbst in die Pflegestation bringen oder die Nummer des Vogel-Notrufs wählen. "Dann kommen wir und holen die Tiere ab", sichert Baer zu. Dies sei aber nicht in allen Fällen nötig. Manchmal seien kleinere Vögel einfach nur aus dem Nest gefallen. Die sollte man dann am besten wieder dorthin zurücksetzen. "Die Aussage, dass Vögel, die man einmal angefasst hat, nicht mehr von der Mutter gefüttert werden, weil sie nach Mensch riechen, stimmt überhaupt nicht", betont der Stations-Leiter.

Ist aber ein Vogel so verletzt, dass er in die Station muss, sei das Ziel zu zuallererst, den Reihern, Eulen und so weiter schnell zu helfen, damit sie möglichst bald wieder in die Freiheit entlassen werden können. Sie werden von einem Tierarzt untersucht und so versorgt, dass sie wieder zu Kräften kommen. Bleiben darf in der Station nur, wer in der freien Natur nicht mehr überlebensfähig ist.

Dazu zählt in Regenstauf zum Beispiel der Wanderfalke "Frau Wanda". Sie wurde vor elf Jahren in die Station gebracht, weil sie ein Auge verloren hatte. Seitdem wird sie hier von den ehrenamtlichen Helfern gut versorgt. "Mittlerweile ist sie sogar so brav und zahm, dass sie bedenkenlos auch von Kindern gestreichelt werden kann", erzählt der 26-Jährige.

Neben der Pflege und Auswilderung verletzter und beschlagnahmter Vögel versuchen die Mitarbeiter der Station nämlich auch, den Menschen die Problematik der Greifvögel in unserer Gesellschaft näher zubringen. Jedes Jahr besuchen deshalb rund 100 Schulklassen an Wander- und Projekttagen die Vogelstation und auch Ferdinand Baer selbst besucht mit seinen Vögeln verschiedene Schulen. "Dabei können die Kinder und Jugendlichen unsere teils sehr imposanten Tiere hautnah erleben, sie auch mal streicheln und anfassen. Das kommt super an", verrät er.

sized

Ferdinand Baer mit Wanderfalke "Frau Wanda". (Foto: Eva Rothmeier)

sized

Die Vogel- und Umweltstation in Regenstauf ist ein beliebtes Ausflugsziel für Schulklassen. (Foto: Eva Rothmeier)

sized

Wanderfalke "Frau Wanda". (Foto: Eva Rothmeier)

sized

Wanderfalke "Frau Wanda". (Foto: Eva Rothmeier)