Simons Querschuss

Großes Kino


Simon bekam den Besuch in der Allianzarena zum 19. Geburtstag.

Simon bekam den Besuch in der Allianzarena zum 19. Geburtstag.

Von Redaktion idowa

Es ist das 183. Derby zwischen dem FC Bayern München und dem 1. FC Nürnberg und ich bin mittendrin. "Liebe Fans, begrüßt mit mir die Mannschaft des FC Bayern München", höre ich, als ich gerade meinen Platz einnehme. Gerade kündigt der Stadionsprecher die Spieler an, die aus den Katakomben kommen, um sich warm zu machen. Bei jedem Einzelnen schreien die Zuschauer neben mir den Namen ihres Lieblings. Besonders laut wird es bei Fanliebling Thomas "Müüüüüller". Gespannt blickt ein Mann neben mir mit dem Fernglas nach den Spielern auf dem Platz: "Den Schweinsteiger seh' ich und da ist auch noch da Badstuber, wahnsinn, wos de oise kenan!" Schmunzelnd ziehe ich mein Handy heraus und mache selbst ein paar Fotos. Allmählich füllt sich das Stadion.


Zusammenfassung des Bundesliga-Wochenende
Simon ist fußballbegeistert. Für päpp schreibt er jede Woche eine

Ich sitze auf einer Gerade, direkt über der Trainerbank. Bis jetzt sehe ich nur Bayern-Urgestein Hermann Gerland, der akribisch Anweisungen erteilt. Jupp Heynckes kann ich noch nicht entdecken. Ein Junge vor mir schwenkt seine Bayern-Fahne von links nach rechts und blickt in Richtung Anzeigetafel. Aus den Stadion-Boxen ertönt die Bayernhymne: "Stern des Südens, du wirst niemals untergehen." Auch bei mir steigt die Anspannung. Mittlerweile haben die Spieler den Platz wieder verlassen. "In wenigen Minuten kemans zruck und dann griagt da Club a Packung", freut sich ein Mann hinter mir. Zwischen Zigarettengeruch, riecht man vor allem das frische Bier, dass viele konsumieren. Fußball und Bier, das passt zusammen, denke ich mir. Auch frische Brezen dürfen nicht fehlen. Während ich mir eine kaufen will, verstummt die Musik, Trommelwirbel setzt ein. Die Teams werden gleich den Rasen betreten. Auf der Anzeigetafel sieht man sie schon im unterirdischen Gang warten. Jeder Spieler hat einen kleinen Jungen an der Hand. Die Glücklichen dürfen vor 69 000 Fans mit ihren Stars auf das Feld laufen, "das wär a für mi etwas gwen, als i no klein war", scherze ich mit meinem Sitznachbarn. Jetzt kommen sie raus, die Leute neben mir stehen auf, klatschen, winken mit ihren Schals. Auf dem Platz werden zahlreiche Fahnen geschwenkt. Die Spieler begrüßen sich, Bayern-Kapitän Lahm gewinnt die Platzwahl, der FC Bayern hat Anstoß. Die Südkurve, Herz und Seele des Vereins, hat sich für heute etwas Besonderes überlegt. Riesige einzelne Transparente ergeben ein tolles Bild in den Vereinsfarben der Münchner. Ein Spruch, ganz unten, soll das Team motivieren: "Für uns, für euch, für München", steht dort. Die Spieler springen kurz hoch, dehnen sich an, lockern die Beine, wirken hochkonzentriert. Von meinem Platz aus, kann ich den Gästefanblock der Nürnberger sehen. "Di spinnen di Nürnberger", sage ich zum Mann neben mir, denn nahezu alle "Clubberer" haben ihren Oberkörper frei. "Sind halt ganz harte Männer", entgegnet er und lacht.

Nach 85 Sekunden den Ball ins Netz
Punkt 15.30 Uhr, der Schiedsrichter pfeift an. Nicht besonders beliebt scheint dieser bei den Bayern-Anhängern zu sein: "Ned der scho wieder", höre ich einige hinter mir sagen. Ich richte meinen Blick weiter aufs Spielfeld, die Bayern spielen sich den Ball in der Abwehr zu. Ein weiter Ball von Badstuber, erreicht Bastian Schweinsteiger. Ballannahme, Kopf hoch, Flanke, diese köpft Mario Gomez zur 1:0-Führung ein. Toooooooooor, Jubel, der Mann neben mir ballt die Faust. Blitzstart, nach 85 Sekunden zappelt der Ball schon im Netz. Ein Traumstart für die Mannschaft und auch für uns Zuschauer. Als der Stadionsprecher den Torschützen ankündigt, bebt das Stadion. Die Südkurve skandaliert schon nach zwei Minuten: "Ihr könnt nach Hause fahr'n." Ich denke mir nur, wären die Nürnberger mal lieber zu Hause geblieben. Der FC Bayern demonstrierte in der Folgezeit, warum er diese Saison so stark ist. Gefühlte 80 Prozent Ballbesitz, schnelle und kontrollierte Angriffe, die eiskalt verwertet werden. "Was für eine Rakete", ruft der Stadionsprecher, nachdem Bastian Schweinsteiger den Ball zum 2:0 ins Tor hämmert. Euphorie pur, auf den Rängen und auch auf dem Platz. "Schweini" bejubelt seinen Treffer, geht auf die Knie und rutscht auf meinen Block zu. Geballte Schusskraft, 109 Stundenkilometer führten zur Vorentscheidung. Als Franck Ribery nach einem tollen Solo das 3:0 erzielt, ist der "Club" bereits besiegt. Doch von Enttäuschung auf den Rängen ist trotzdem keine Sicht, die Nürnberger Fans singen weiter, klatschen und feuern ihre Mannschaft an. Erst als Mario Gomez nach der Halbzeit mit seinem zweiten Tor alles klar macht, verstummen ihre Sprechchöre. Von nun an hört man nur noch die Bayern-Fans: "Gegen Bayern kann man mal verlieren", singen sie in der Südkurve. Dass das Team von Jupp Heynckes nun mehrere Gänge zurück schaltet, sieht man auch auf dem Spielfeld, denn prompt kommt der FCN zu einer guten Chance, doch Manuel Neuer ist zur Stelle. Als Thomas Müller alleine auf den Club-Keeper zuläuft, habe ich den Torschrei schon auf den Lippen. Ein toller Reflex verhindert zwar das fünfte Bayern-Tor an diesem Tag, dem souveränen Sieg konnte das allerdings nichts mehr anhaben. Schluss in München, 90 Minuten Begeisterung und Fußball pur. Das rot-weiße Fußballfest war heute ganz großes Kino und ein unvergesslicher Nachmittag für mich.