Autorennen

Gemeinsam schrauben: Deggendorfer Studenten bauen bei "Fast Forest" ihren eigenen Rennwagen


Jenny9X.

Jenny9X.

Jeder, der sich nur ein wenig für Autos interessiert, hat irgendwann schon einmal davon geträumt: einen eigenen Rennwagen bauen. Diesen Traum erfüllen sich Deggendorfer Studenten jedes Jahr bei "Fast Forest". Wir waren bei der Präsentation ihrer beiden neuen Autos dabei.

Weißer Nebel strömt hinter den schwarzen Vorhängen hervor. Lichter pulsieren. Alle Augen richten sich auf zwei kleine Bühnen. Funken eines Feuerwerks stoben aus den Gestängen. Der Vorhang fällt zu Boden. Zwei Rennwägen stehen dahinter. Ihre Namen: "Jenny9X" und "Jenny8GD".

Es ist ein viel zu warmer Abend Ende Mai in der Stadthalle in Deggendorf. Jede Menge junge Leute haben sich versammelt, sie tragen schwarze Polo-Shirts. Es sind Studenten der TH Deggendorf und sie sind Teil von "Fast Forest" - dem "Formula Student"-Team aus Deggendorf. Am heutigen Abend haben sie zum "Rollout" geladen. Sie präsentieren ihre beiden neuen Rennwägen.

Seit mittlerweile neun Jahren baut "Fast Forest" Autos. Rund 80 Studenten im Alter von etwa 18 bis 26 Jahren sind jedes Jahr dabei und nehmen an der "Formula Student" Teil (siehe Kasten unten). Fabian Schene ist einer von ihnen, aber keinesfalls ein Auto-Freak. Denn auch Leute, die von Autos und deren Innenleben wenig Ahnung haben werden gebraucht. Fabian ist für das Marketing zuständig. "Ich kümmere mich um alles, was Bilder, Videos und die Gestaltung betrifft." Der 20-Jährige aus Pocking im Landkreis Passau studiert seit zwei Jahren Medientechnik an der TH Deggendorf.

Konstruktion, Entwicklung: alles wir selbst gemacht

Der Weg zu den beiden neuen Wagen war lange. "Im September ging alles los mit einem Konzept für die Wagen", blickt Fabian zurück. Außerdem wurden neue Mitglieder gesucht. Von Oktober bis Dezember hat das Team die Autos am Computer konstruiert. Im Januar fand die Registrierung für die Rennen im Sommer statt, im April wurden schließlich die einzelnen Teile zusammengebaut. Diese hat das "Fast-Forest"-Team zu einem großen Teil selbstgebaut. "Nun sind die Autos fertig - zumindest weitestgehend", sagt Fabian. Daher geht es in den kommenden Wochen nach draußen: testen, testen, testen.

Die Deggendorfer bauen Elektroautos. Dabei haben sie sich in Ressorts gegliedert. Die einen sind zum Beispiel für das Chassis, also das Fahrgestell, zuständig, andere fürs Fahrwerk, wieder andere für den Antriebsstrang.

Den Wagen "Jenny9X" hat das "Fast Forest"-Team von Grund auf neu entwickelt. Übernommen wurde der Allradantrieb aus dem vergangenen Jahr, neu ist die Hinterachslenkung. Heißt: Das neue Auto ist sehr wendig.

Erstmals seit fünf Jahren präsentiert "Fast Forest" in diesem Jahr wieder zwei Autos. Denn das alte Auto aus dem vergangenen Jahr haben die Studenten umgebaut: "Jenny8GD" ist daraus geworden. "GD" steht für "Ghost Driver". Der Wagen fährt also autonom, ohne Fahrer.

Für die Elektronik des autonomen Autos war unter anderem Florian Huber zuständig. Der 22-Jährige aus der Nähe von Dingolfing studiert im sechsten Semester Elektrotechnik an der TH Deggendorf. "Die größte und zugleich wichtigste Herausforderung war, die Schnittstellen in der Elektronik zu schaffen", sagt er. Bedeutet: Wege schaffen, damit zum Beispiel die Elektronik mit der Mechanik reibungslos zusammenarbeitet.

Pilot wird, wer am besten beim Kartfahren abschneidet

Ähnlich wie Fabian investiert auch Florian viel Zeit in "Fast Forest": "15 bis 20 Stunden in der Woche gehen dafür schon drauf". Verdienen tun die Studenten dabei nichts. Es ist ihr Hobby. Investieren müssen sie allerdings auch nichts. "Durch Spenden, Sponsoren und einen Zuschuss der Hochschule können wir uns finanzieren", gibt Fabian einen Einblick. An der Hochschule dürfen die Studenten zudem die Labors nutzen, eine Werkstatt in der Nähe haben sie angemietet.

In diesem Sommer wird das "Fast Forest"-Team mit seinen Autos zu Rennen quer durch Europa unterwegs sein. Los geht's in Tschechien, anschließend wird in Deutschland am Hockenheimring gefahren, es folgt Ungarn, den Abschluss mach Spanien.

Die wichtigste Frage zu Schluss: Wer darf das Auto bei den Wettbewerben fahren? Fabian grinst und antwortet: "Wir gehen hin und wieder gemeinsam zum Kartfahren. Wer da am besten abschneidet, darf ans Steuer."

Teams aus der Region

Eine Übersicht über Hochschulen in der Region, die Teams für die "Formula Student" stellen.

Landshut

"LA eRacing"

Hochschule für angewandte Wissenschaften Landshut

www.la-eracing.de

Regensburg

"Dynamics Regensburg"

Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg

www.dymnamics-regensburg.de

Deggendorf

"Fast Forest"

Technische Hochschule Deggendorf

www.fast-forest.de

Formel 1 für Studenten

Eine eigene Rennserie für Studenten. Das ist die "Formula Student". Vereine von Hochschulen und Universitäten überall aus der Welt können an dem Wettbewerb teilnehmen und sich gegenseitig messen.

Die Rennen finden auf Rennstrecken in vielen Ländern der Welt statt. Dabei gibt es verschiedene Kategorien. Zuerst einmal wird unterschieden, welchen Antrieb das Fahrzeug hat: Verbrennungsmotor (Combustion), Elektromotor (Electric) und autonome Fahrzeuge, also Autos, die selbst fahren (Driverless).

In diesen Kategorien gibt es zwei Arten von Tests: statische und dynamische. Bei den statischen Tests wird zum Beispiel überprüft, ob das Fahrzeug finanzierbar ist oder wie das Design gelungen ist. Dynamische Tests sind zum Beispiel Beschleunigung oder ein Parcours. Für jede Kategorie gibt es Punkte.

Die Autos: Jenny9X und Jenny8GD

Jenny9X

Gewicht: 195 kg (ohne Fahrer)

Maße: 2836 x 1410 x 1161 mm

Spurbreite: 1200 mm

Power: 80 kW

Besonderheiten: Allradantrieb, Vorder- und Hinterradlenkung

Jenny8GD

Gewicht: 225 kg (ohne Fahrer)

Maße: 2850 x 1370 x 1130 mm

Spurbreite: 1196 mm

Power: 80 kW

Besonderheiten: autonom fahrend, Allradantrieb

Jenny:

Alle "Fast Forest"- Autos tragen "Jenny" im Namen. Das liegt an der Jenny im Film "Forrest Gump". Frühere Studenten bei "Fast Forest" waren große Fans.

sized

jenny8GD.

sized

Rund 80 Köpfe und jede Menge PS. Das ist das "Fast Forest"-Team aus Deggendorf.

sized

Das "Fast Forest"-Team beim Arbeiten an den neuen Autos.

sized

Kurz vor einer Testfahrt.

sized

Fabian Schene (links) und Florian Huber.

sized

Das Logo von Fast Forest.

sized

Das Logo der Formula Student.