[Frei]schreiben!

Früh übt sich, wer Journalist werden will


Cristina Starke (16) hat sich auf einem Seminar in Berlin fortgebildet. Zwei Tage lang durfte sie eine Zeitungsredaktion besuchen.

Cristina Starke (16) hat sich auf einem Seminar in Berlin fortgebildet. Zwei Tage lang durfte sie eine Zeitungsredaktion besuchen.

Von Redaktion idowa

"Jungautorenseminar 2010: Vom 18. bis 20. November 2010 haben zwölf Schüler und Studenten aller Fachrichtungen die Möglichkeit, sich beim Jungautorenseminar 2010 in Berlin exzellent weiterzubilden!"


Als ich diese Annonce las, hätte ich nie gedacht, dass ich an diesem Seminar tatsächlich teilnehmen
würde. Immerhin fand es während der Schulzeit statt und ich hatte zu allem Pech genau am 18. November eine Bio-Klausur. Doch, errare humanum est - Irren ist menschlich. Am 17. November traf ich dank den Anstrengungen meiner Mutter, meines Bio-Lehrers und meines Rektors tatsächlich in Berlin ein.

Die Mühen hatten sich mehr als gelohnt. Drei Tage lang erhielten wir einen Einblick hinter die Kulissen einer Zeitungsredaktion. Wir konnten sozusagen live miterleben, wie eine Ausgabe entsteht. Am ersten Tag wurden wir sofort zu einer Redaktionssitzung eingeladen. Dabei gehe es immer ziemlich hektisch zu, erklärten uns die Redakteure, immerhin müssten alle Seiten bis zu einem bestimmen Zeitpunkt fertig sein - und wer sich zu lange Zeit ließe, bekomme ganz schön Ärger.

Den restlichen Nachmittag lang durften wir endlich selbst etwas schreiben: Wir sollten eine Meldung verfassen. Pah, einfach, dachten wir. Einfach? Weit gefehlt! Es ist erstaunlich, auf was man bei diesem kleinen Text alles achten muss: Auf den richtigen Aufbau, auf die sechs Ws im ersten Satz, auf die richtige Zeit, auf möglichst knappe Sätze, und natürlich auf die Objektivität. Das ist gar nicht so einfach, wie sich leicht am Beispiel von Verben beweisen lässt: Auch wenn "behaupten" und "erklären" beides Synonyme des Wörtchens "sagen" sind, drückt ersteres doch die eigene Meinung des Sprechers aus, während "erklären" vermittelt, dass er seine Aussage neutral macht. Feine Unterschiede, die jedoch sofort die Objektivität zerstören können.

Wie wird man jetzt genau Journalist?
Abends aßen wir zusammen mit den Redakteuren zu Abend, ein Ereignis, worauf ich mich besonders gefreut hatte. Dabei erhielten wir Einblicke in die Berufslaufbahn eines Journalisten und ich stellte überrascht fest, dass kaum einer der Redakteure tatsächlich Journalismus studiert hatte. Viele schienen ursprünglich einen ganz anderen Beruf angestrebt zu haben sind Quereinsteiger. Als ich fragte, welcher Weg denn am besten wäre, empfahl man mir, wenn möglich eine Journalistenschule zu besuchen. Diese seien weit besser als ein gewöhnliches Studium und steigerten die Chance auf eine Einstellung als Redakteur erheblich. Natürlich gibt es aber auch einen Haken an der Sache: Jedes Jahr werden nur wenige Bewerber aufgenommen.Ein Journalismus - Studium riet man mir nur zusammen mit einem Volontariat zu machen, da das Studium allein nur die Grundlagen vermittle. Laut den Redakteuren gibt es jedoch immer weniger Volontariatsangebote, was das Ganze nicht gerade leichter macht.

Mit schwirrendem Kopf und einem unguten Gefühl im Magen verließ ich spät am Abend das Restaurant. So steinig hatte ich mir den Weg des Journalismus nun auch nicht vorgestellt. Dennoch werde ich natürlich nicht jetzt schon aufgeben und mich gleich nach dem Abitur bei einer der drei Journalismusschulen bewerben.

Das Pyramidenprinzip hilft beim Aufbau einer Meldung: Das Wichtigste zuerst, so dass von hinten her gekürzt werden kann. Grafik: tp

Das Pyramidenprinzip hilft beim Aufbau einer Meldung: Das Wichtigste zuerst, so dass von hinten her gekürzt werden kann. Grafik: tp