Schüler "On Air"
Das Hans-Carossa-Gymnasium in Landshut hat ein Schulradio
23. März 2016, 8:36 Uhr aktualisiert am 23. März 2016, 8:36 Uhr
"Ja hallo, da sind wir wieder bei LA Wave." Rudi spricht in das schwarze Mikrofon. Seine Stimme schallt heute zum ersten Mal per Internet-Radio durchs Netz. Freunde und Verwandte sitzen vor den Computern und hören zu. Rudi ist nicht in einem Aufnahme-Studio. Er steht im Klassenzimmer. Der Schüler moderiert heute zusammen mit Simon seine erste Sendung auf LA Wave, dem Schulradio des Hans-Carossa-Gymnasiums in Landshut. Sendungen, Aufnahmen, Musikauswahl, Technik - das alles machen zwölf Schüler des P-Seminars unter Leitung von Lehrer Thomas Oberhofer. Und das nicht nur zum Spaß. Oder doch?
Obwohl Rudi heute zum ersten Mal moderiert, ist er kein bisschen aufgeregt. "Ich freue mich", sagt er noch kurz vor der Sendung und strahlt. Nicht alle Schüler können an dem P-Seminar teilnehmen. Gleichwohl sei es nicht uneingeschränkt beliebt, erzählt Lehrer Thomas Oberhofer. Der Arbeitsaufwand ist nicht ohne. Einmal pro Monat gibt es eine Redaktionssitzung. Dann werden die Themen besprochen und die Aufgaben verteilt - wie beim richtigen Radio auch. Der große Unterschied: "Bei uns muss jeder alles machen", sagt Thomas Oberhofer. Es gebe ein rotierendes System. Jeder muss mal moderieren, sich um die Technik kümmern, einen Beitrag machen, die Musik auswählen und etliches mehr.
Am Anfang des Schuljahres, wenn der neue Jahrgang wieder loslegt, gibt es Theorieunterricht. Dabei haben auch Simon und seine Mitschüler unter anderem das Schneiden von Beiträgen gelernt. Außerdem gab es einen dreitägigen Intensivkurs mit einem Radio-Experten. Er hat den Schüler die Beitragsarten erklärt, wie man Musik anmoderiert, Interviews führt, Reportagen macht und vieles mehr. Weder Rudi noch sein Co-Moderator Simon wollen später einmal beim Radio arbeiten. "Es ist eine neue Erfahrung", sagt Simon. "Aber auch nicht mehr."
Lehrer Thomas Oberhofer erinnert sich tatsächlich an wenige, die später beim echten Radio gelandet sind. Seit 2003 betreut der Lehrer das Radioprojekt am Hans-Carossa-Gymnasium. Bis 2011 war das meist in Form von größeren Einzelbeiträgen und gelegentlichen Sendungen in den Pausen. Überaus erfolgreich nahm er in dieser Zeit mit Schülern am deutschlandweiten Wettbewerb "Tatfunk" teil und räumte sogar mehrmals den ersten Platz ab. Ab 2012 wurde das Ganze umgestellt. Ein P-Seminar begann, das jetzige Format mit einem festen Sendeplatz im Internet aufzubauen. "Wave session" nannten die Schüler die Sendung. Seit März 2013 ist LA Wave ein registriertes Internet-Radio.
Während Rudi den nächsten Beitrag anmoderiert, steigt die Zahl der Hörer auf 20. "Das ist gut", sagt Thomas Oberhofer. Wie viele Zuhörer reinhören, hängt vom Thema ab, sagt der Lehrer. Besonders groß sei das Interesse zum Beispiel, wenn Studiogäste wie zum Beispiel der Schulleiter da sind. Dann können es auch mal bis zu 50 Hörer werden.
Thomas Oberhofer macht sich Notizen. Schließlich ist das Schulradio nicht nur zum Spaß da. Rudi, Simon und die anderen Mitschüler, die bei der heutigen Sendung für Technik und Musik zuständig sind, bekommen Noten für ihre Leistung. "Manche kommen rein und haben ein achtseitiges Skript dabei. Andere sprechen frei und sind wahre Naturtalente", sagt Thomas Oberhofer. Vielleicht muss es aber auch nicht immer nur um gute Noten gehen, sondern um das, was Rudi eingangs sagte: "Ich wollte es mal ausprobieren. Und das ist eine witzige Sache."
Die "Wave Session" des Schulradios ist immer mittwochs von 18 bis 19 Uhr auf Sendung und kann im Internet über www.la-wave.de gehört werden.