Freilich?!

110 - Bei Anruf Hilfe


Foto: www.polizei-beratung.de

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Von Tanja Pfeffer

Passiert ein Notfall oder ist man in Gefahr, braucht man nur eine Nummer zu wählen und schon kommt die Polizei vorbei: 110. Wie die Polizei in Bayern in nur wenigen Minuten vor Ort sein kann und was vom ersten Anruf bis zur tatsächlichen Hilfe passiert, erklärt Stephan Lehner vom Polizeipräsidium Niederbayern in Straubing.

Wer in Niederbayern die 110 wählt, kommt immer in der Einsatzzentrale in Straubing raus - egal ob man in Landshut, Passau oder Straubing ist. Rund 182.000 Notrufe nehmen die Beamten dort im Jahr entgegen. Die Einsatzzentrale ist im Gebäude extra gesichert und rund um die Uhr besetzt. "Es vergeht kein Tag, an dem nichts passiert", sagt Stephan Lehner. Der Polizeihauptkommissar erklärt den Ablauf eines Notrufs in Straubing: Geht ein Notruf über die Nummer 110 ein, wird der Anruf automatisch aufgezeichnet und elektronisch erfasst. Der Beamte fragt, was passiert ist, wo es passiert ist und ob es Verletzte gibt. "Wichtig ist, dass man im Gespräch mit dem Polizisten ruhig bleibt und nicht vorschnell auflegt. Der Polizist fragt solange nach, bis er alle Informationen hat, und gibt Anweisungen, wie man sich zu verhalten hat", sagt Lehner.

Wichtige Informationen werden weitergegeben

Während der Polizist noch mit dem Betroffenen spricht, gibt er zeitgleich alle relevanten Informationen in ein elektronisches System ein und schickt das sofort an das Funkmanagement - noch während er redet. Der Funker sitzt nur wenige Meter weiter an seinem Computer. Gibt es Verletzte, funkt er einen Krankenwagen an. Außerdem sucht er auf seinen Bildschirmen nach der nächsten Streife in der Gegend.

Der Funker koordiniert die Streifenpolizisten und schickt ihnen die nötigen Informationen, die sie für ihren Einsatz brauchen. "Das sind die Straße und wichtige Orientierungspunkte auf der Strecke. Zum Beispiel, ob die Unfallstelle kurz nach einer Tankstelle oder einer Bushaltestelle ist. So können sich die Polizisten schneller orientieren und müssen nicht lange suchen", sagt Stephan Lehner. Die Funker greifen dabei aber nicht nur auf Landkarten und Navigationssysteme zu. Das gesamte Gebiet des Polizeipräsidiums ist mit Fotos und Notizen markiert, so dass sich die Beamten besser zurechtfinden. "Gibt es zum Beispiel ein Problem an einer Schule, haben wir Fotos hinterlegt, die zeigen, wie es dort vor Ort aussieht und wo der Haupteingang oder beispielsweise die Sporthalle ist", erklärt Lehner. Die Daten in dieses System einzugeben, ist ein aufwändiger Prozess, der nie abgeschlossen ist. "Das muss ständig aktualisiert werden und ist ein großer Aufwand", sagt Lehner. Diese Kette von einzelnen Aufgaben ist notwendig, damit sich die Beamten im Polizeiwagen - noch während des Notrufs - auf den Weg zum Unfall- oder zum Tatort machen können.

Übrigens: Dabei dürfen die Beamten nicht immer mit Blaulicht und Sirene über rote Ampeln brettern. Das regelt die Straßenverkehrsordnung, erklärt Stephan Lehner: "Das ist nur erlaubt, wenn ein Einsatz als eilbedürftig eingestuft wird. Ist das nicht der Fall, hält sich die Polizeistreife genauso an die Verkehrsregeln wie alle anderen Autofahrer auch."

Was kann ich als Zeuge einer Tat tun?

  • Schau bei Straftaten nicht einfach weg, sondern alarmiere schnellstmöglich die Polizei.
  • Wenn du Zeuge von Gewalttaten - Körperverletzung, Raub, Vandalismus - bist, schreite nicht unbedingt selbst ein, alarmiere aber in jedem Fall schnellstmöglich die Polizei. Wichtig ist, dass du dich selbst nicht in Gefahr bringst.
  • Versorge - falls nötig - die Opfer.
  • Schau genau hin, damit du später als Zeuge gut helfen kannst.
  • Hilf als Zeuge mit. Man hat keine Nachteile zu befürchten, auch wenn ein Verdacht unbegründet oder eine Beobachtung nicht richtig war.
  • Sei dir bewusst: Jeder kann selbst einmal auf aussagebereite Zeugen angewiesen sein.
Was kann ich als Opfer einer Straftat?

  • Mach in der Öffentlichkeit den Zeugen immer die Situation deutlich.
  • Sprich deinen Angreifer laut mit Sie an. Duzen lässt Zeugen vermuten, dass ihr einen privaten Streit habt.
  • Bitte Umstehende ausdrücklich um Hilfe: "Helfen Sie mir doch"!
  • Sprich einzelne Zeugen gezielt an: "Sie, der Herr in der Lederjacke, ...".
  • Bitte einzelne Zeugen um konkrete Handlungen: "... , rufen Sie doch die Polizei!"

Zentrale für Niederbayern ist in Straubing

Seit 2009 gibt es das Polizeipräsidium in Straubing. Das Präsidium ist für den Regierungsbezirk Niederbayern zuständig und hat Dienststellen in den Bereichen Straubing, Passau und Landshut. Der Bereich umfasst eine Fläche von über 10.000 Quadratkilometern und betrifft etwa 1,19 Millionen Einwohner. Vor vier Jahren wurde der Aufbau der Polizei in ein dreistufiges System geändert. Die vorhandenen Polizeidirektionen sind mit den Präsidien verschmolzen. An oberster Stelle steht das Bayerische Staatsministerium des Innern mit Sitz in München, darunter kommen zehn Polizeipräsidien der Landespolizei - für Niederbayern ist das Straubing. Zudem gibt es über 200 Polizeiinspektionen in den Regionen vor Ort. Die Beamten dort sind der direkte Ansprechpartner für die Bürger und Bürgerinnen. Der Unterschied zwischen den Präsidien und Inspektionen ist die Größe der Zentrale. Die Inspektionen sind dabei die kleinste Einheit. Sie sind den Polizeipräsidien untergeordnet.

Stephan Lehner ist Polizeihauptkommissar beim Polizeipräsidium Niederbayern in Straubing. (Foto: Polizeipräsidium Niederbayern)

Stephan Lehner ist Polizeihauptkommissar beim Polizeipräsidium Niederbayern in Straubing. (Foto: Polizeipräsidium Niederbayern)