Hauptbahnhof München
Streit um Geld entlarvt Fahrschein-Schwindler
22. April 2019, 10:28 Uhr aktualisiert am 22. April 2019, 10:28 Uhr
Mit einem Streit ums liebe Geld hat sich am Karfreitag ein mutmaßlicher Betrüger in München selbst verraten. Nun ermittelt die Polizei gegen den 68-Jährigen und seine Komplizin.
Laut Polizeibericht kam der Österreicher gegen 12 Uhr in Begleitung einer 52-jährigen Ukrainerin zur Polizeiwache am Hauptbahnhof München. Die Beamten sollten dabei helfen, einen Streit zwischen den beiden beizulegen. Die Frau behauptete, der 68-Jährige habe ihr eine Fahrkarte für 50 Euro angeboten. Diese habe sie auch bezahlt, die Karte dann aber nicht ausgehändigt bekommen. Der Österreicher behauptete das Gegenteil: Er habe die Karte zwar übergeben, dafür aber kein Geld bekommen. Deutlich mehr als die Frage, wer von beiden nun Recht hatte, interessierte die Polizisten jedoch, warum der Österreicher überhaupt Fahrkarten weiterverkaufte. Denn das ist laut den Vorschriften der Deutschen Bahn untersagt. Da der 68-Jährige dafür keine logische Erklärung hatte, wurde er von den Polizisten genauer kontrolliert. Dabei kamen 21 Streifenkarten im Wert von jeweils 14 Euro und drei Gruppentageskarten im Wert von jeweils 72,90 Euro zum Vorschein. Etwas viel für einen einzelnen Reisenden - prompt befand sich der Österreicher in noch größerer Erklärungsnot.
Doch damit noch nicht genug: Da die Ukrainerin angab, dass noch eine andere Frau bei dem 68-Jährigen gewesen sei, die ebenfalls Karten verkauft habe, suchten die Beamten das Bahnhofsgelände gründlich ab. So kamen sie auch der mutmaßlichen Komplizin des Mannes, einer 53-jährigen Russin, auf die Schliche. Bei ihr wurden immerhin sechs Streifenkarten im Gesamtwert von 84 Euro festgestellt. Zudem hatte sie bei mehreren Karten auch noch selbst etwas "nachgeholfen": Eine Single-Tageskarte wurde etwa zu einer Familienkarte verfälscht, ein einzelnes Bayern-Ticket zu einer Fünf-Personen-Karte gemacht. Erworben wurden die Tickets offenbar mit gestohlenen oder nicht gedeckten Kreditkarten.
Angesichts dieser Beweislast stimmten die ertappten Betrüger freiwillig einer Durchsuchung ihrer gemeinsamen Wohnung in Nymphenburg zu. Dabei wurden noch einmal etwa 300 weitere Original-Fahrkarten der Deutschen Bahn aufgefunden und sichergestellt. Auch hier geht die Polizei davon aus, dass die Tickets mit nicht gedeckten Kreditkarten erworben wurden und anschließend weiterverkauft werden sollten. Die genaue Schadenshöhe steht noch nicht fest. Die Polizei ermittelt nun unter anderem wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betrugs und der Urkundenfälschung in mehreren Fällen gegen das Gauner-Pärchen.
In diesem Zusammenhang warnt die Polizei noch einmal eindringlich vor dem privaten Ankauf von Fahrscheinen - insbesondere, wenn die Herkunft nicht schlüssig erklärt werden kann. Da das Weiterverkaufen von Tickets nicht gestattet ist, stehen gutgläubige Käufer am Ende möglicherweise ohne gültigen Fahrschein da. Und ohne Chance, den entstandenen Schaden ersetzt zu bekommen. Sollte das erworbene Ticket dann noch gefälscht sein, können auf den Käufer sogar strafrechtliche Ermittlungen zukommen.