Wild West-Manier auf der Autobahn

Pole (23) dreht völlig durch: Irre Verfolgungsjagd von Linz bis Schwarzach


Irre Verfolgungsjagd am Dienstag von Wien bis nach Schwarzach in Niederbayern. Diese Distanz legte ein 23-jähriger Pole mit einem gestohlenen Auto zurück. Dann war Endstation. (Symbolbild)

Irre Verfolgungsjagd am Dienstag von Wien bis nach Schwarzach in Niederbayern. Diese Distanz legte ein 23-jähriger Pole mit einem gestohlenen Auto zurück. Dann war Endstation. (Symbolbild)

Szenen wie diese kennt man sonst nur vom Fernsehen: Ein Autofahrer auf der Flucht, ihm dicht auf den Fersen, die Polizei. Zwischendrin ein Unfall und ein gestohlenes Auto. All das wurde am Dienstag auf der Strecke von Wien nach Schwarzach Realität.

Los ging die wilde Fahrt des 23-jährigen Polen um 11.10 Uhr auf Höhe der Rastanlage Lindach bei Wels auf der A1. Der junge Mann hatte es offenbar richtig eilig. Anders ist diese Raserei nicht zu erklären. Der 23-Jährige drängelte und drängelte. Weil es ihm nicht schnell genug ging, überholte er auf der rechten Spur ein Fahrzeug. Dann ein Knall. Der BMW des Polen krachte bei dem waghalsigen Überholmanöver ins Heck des anderen Fahrzeugs und blieb auf dem Standstreifen stehen. Dabei entstand "nur" Blechschaden.

Dann wurde es noch dreister. Ein hilfsbereiter 56-jähriger Österreicher hielt mit seinem Mazda an der Unfallstelle an, um eventuell Erste Hilfe zu leisten. Das sollte dem 56-Jährigen zum Verhängnis werden. Mit einem Ruck sprang der 23-jährige Pole aus seinem geschrotteten BMW, spurtete zu dem roten Mazda des Helfers und machte sich mit dessen Auto aus dem Staub. Selbst seinen eigenen Vater überrumpelte der 23-Jährige mit dieser Aktion. Er ließ ihn einfach hilflos auf der Beifahrerseite des Unfallautos zurück. Gewissensbisse schien der junge Mann deshalb nicht zu haben. Stattdessen war jetzt erst recht "Bleifuß" angesagt. Mit Spitzengeschwindigkeiten von über 200 km/h bretterte der 23-Jährige in dem gestohlenen Auto über die A28 und die A8 in Richtung Deutschland. Eine tickende Zeitbombe. Weiterhin überholte er auf der rechten Spur, einige Male auch auf dem Standstreifen. Nur durch viel Glück konnten weitere Unfälle verhindert werden.

Derweil hatten mehrere Streifen der österreichischen Polizei schon die Verfolgung aufgenommen, allerdings in einem weit vorsichtigeren Fahrstil, als der Flüchtige. Im Bereich des Grenzübergangs Suben gelang es schließlich einer Zivilstreife erstmals Sichtkontakt zu dem Verkehrsrowdy herzustellen. Als sich abzeichnete, wohin die Reise gehen würde, alarmierte die Landesleitzentrale Oberösterreich die Polizeieinsatzzentrale des Polizeipräsidiums Niederbayern, die daraufhin die Gesamtkoordination des Einsatzes übernahm.

Motiv noch unklar - "Er wirkte völlig durcheinander"

In der Folge hängten sich zehn Polizeistreifen und ein Polizeihubschrauber an den Raser. Die Verfolgungsjagd glich einem reinen Himmelfahrtskommando. Immer wieder drückte der 23-jährige Pole das Gaspedal auf über 200 km/h durch und setzte damit nicht nur sein Leben, sondern auch das anderer Verkehrsteilnehmer aufs Spiel. Erst an der Anschlussstelle Schwarzach gelang es schließlich zwei Streifen der PI Passau und der Autobahnpolizei Wörth an der Isar den Mazda auf der A3 in die Zange zu nehmen. Mit Bedacht wurde das Tempo gedrosselt und der 23-Jährige dadurch zur Aufgabe gezwungen. Um 12.30 Uhr war Endstation.

Danach musste die A3 bei Schwarzach kurzzeitig komplett gesperrt werden.

Das Motiv für diese irrsinnige Raserei ist derzeit noch völlig unklar. "Der Mann wirkte bei seiner Festnahme völlig durcheinander", berichtet ein Polizeisprecher. Betroffene Verkehrsteilnehmer, die von dem jungen Mann gefährdet wurden, werden dringend gebeten, sich mit der Verkehrspolizeiinspektion Deggendorf unter 0991/3896-0 oder jeder anderen Polizeidienststelle, oder auch den österreichischen Verfolgungsbehörden in Verbindung zu setzen.

Gegen den Mann wurde von den österreichischen und deutschen Behörden ein Ermittlungsverfahren wegen zahlreicher Delikte, unter anderem wegen Gefährdung des Straßenverkehrs, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, unbefugtem Gebrauch eines Kraftfahrzeuges, Unfallflucht in die Wege geleitet. Der 23-Jährige sitzt mittlerweile wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft.