Bayern

Wohnungsbau schlägt Kunst: Die Zukunft des Müchner Botanikums

An der Feldmochinger Straße in Moosach soll ein neues Stadtquartier entstehen. Das Botanikum muss dafür weichen.


Kathrin Abele und Julia Schönfeld-Knor wollen die Öffentlichkeit frühzeitig miteinbeziehen.

Kathrin Abele und Julia Schönfeld-Knor wollen die Öffentlichkeit frühzeitig miteinbeziehen.

Von Laura Meschede

München - Dass es so voll werden würde, damit hatte niemand gerechnet. Noch bevor die Veranstaltung überhaupt losgeht, werden schon die Stühle knapp; wer später kommt, muss stehen. Keine Frage: Die Zukunft des Geländes rund um das Botanikum ist den Moosachern ein wichtiges Anliegen.

Es sind auch große Veränderungen, die anstehen: Hier, an der Feldmochinger Straße am Rande von Moosach, soll in den nächsten Jahren ein Stadtquartier entstehen. Mit etwa 600 Wohnungen, einer Grundschule und einem Jugendzentrum.

Dementsprechend groß ist das Interesse an der Veranstaltung der Stadträtinnen Julia Schönfeld-Knor und Kathrin Abele von der Fraktion SPD/Volt, auf der die Moosacher über die Zukunft des Geländes informiert werden sollen. Am Ende sind es fast 120 Leute, die sich in das Theaterhaus des Botanikums drängen, um ihre Fragen zur zukünftigen Gestaltung des Areals loszuwerden.

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Der "Theatersaal", in dem die Informationsveranstaltung stattfand, wird auch für Partys und Hochzeiten vermietet. Im Rahmen des Bauprojekts wird er einer Grünfläche weichen müssen.

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Wolf-Dieter Böttcher ist ein Gegner der Pläne. "Dass wir für einen Rasen verdrängt werden, das ist wirklich die Krone"

"Bislang sind wir Anwohnerinnen kaum über das Projekt informiert worden", erklärt die 70-jährige Barbara Greiff. Sie lebt seit 1986 in direkter Nachbarschaft zum Botanikum. Eine klare Meinung hat sie bislang noch nicht zu den Plänen - auch wenn sie das Botanikum in jedem Fall vermissen wird. "Das war immer toll besucht".

Das Botanikum ist ein für München eher ungewöhnlicher Ort. An den alten Gewächshäusern, die von Künstlern als Ateliers genutzt werden, schlängeln sich verschlungene Schotterwege vorbei; gesäumt von Bäumen, Sträuchern, Blumen-kübeln und alten Statuen.

Früher war das Botanikum mal eine Gärtnerei, viele Jahrzehnte ist es her. Heute dient es als Veranstaltungsfläche für Partys und Hochzeiten - und bietet Raum für Dutzende Kunstschaffende, die in den Gewächshäusern ihre Ateliers und Studios eröffnet haben.

Im Rahmen des Stadtquartier-Baus, so viel steht fest, werden diese Gewächshäuser verschwinden - und einer Grünfläche Platz machen müssen, die den zukünftigen Bewohnern des neuen Quartiers als Freizeitbereich dienen soll.

Wann genau das passieren wird, ist allerdings noch unklar. "Dass das Gelände verkauft wird, das wissen wir schon ewig", sagt Wolf-Dieter Böttcher, der in einem der Gewächshäuser sein Fotostudio betreibt. "Aber seit es wirklich ernst geworden ist, müssen wir uns alle Neuigkeiten selbst aus dem Netz zusammensuchen. Niemand gibt uns Infos darüber, wie lange wir hier noch bleiben können."

Wie sich die Stadt das gedacht habe, möchte er auch von Julia Schönfeld-Knor wissen. "Wann müssen wir denn nun hier raus?".

Aber die SPD-Stadträtin kann ihm diese Frage auch nicht abschließend beantworten. "Es ist ja nicht die Stadt, die hier baut", sagt sie. "Sondern ein privates Unternehmen. Die Stadt hat da nur am Rande etwas mit zu tun."

Zwar sei auch ein Teil des Geländes - südlich vom Botanikum - in städtischer Hand. Der Großteil des Areals sei aber schon länger in privatem Besitz gewesen. Er wurde nun von dem Wohnbau-Unternehmen Terrafinanz erworben, das den Quartiers-Bau verantwortet.

Eine kleine Neuigkeit hat Schönfeld-Knor dennoch für die Kunstschaffenden: Zumindest bis zum 31. Juli 2024 können sie auf dem Gelände bleiben. "Das haben wir als Minimum ausgehandelt", sagt Schönfeld-Knor. "Und später schauen wir weiter."

Insgesamt, das betont sie immer wieder, sei vieles noch offen, das Projekt erst in einer frühen Phase. Bedenken von Anwohnern bezüglich des Grundwasserflusses und der zu erwartenden Verkehrsbelastung verspricht sie, mit einzubeziehen. "Und wenn noch Fragen aufkommen, dann kann man uns auch gerne eine Mail schreiben."

2025 wird das Projekt noch einmal im Stadtrat diskutiert. Danach soll es dann schnell gehen: 2027 soll der erste Bauabschnitt abgeschlossen sein.