Bayern
Wider Erwarten ist 2018 ein gutes Honigjahr
4. August 2018, 9:00 Uhr aktualisiert am 2. April 2023, 21:01 Uhr
"Eigentlich hätten wir wegen der Trockenheit mit schlechteren Ergebnissen bei der Honigernte gerechnet," freut sich Richard Schecklmann, der Vorsitzende des Bezirksverbands der Imker in der Oberpfalz. Er selbst hat eine für seine Verhältnisse durchschnittliche Menge an Honig von rund 45 Kilo pro Volk geschleudert. Bei rund 30 Bienenvölkern ein schönes Ergebnis für den Bienenfachmann.
Von einem Rekordjahr wie in Franken könne man in Ostbayern jedoch nicht sprechen. "Wenn man sich so bei den Kollegen umhört, haben auch die einen durchschnittlichen Ertrag", sagt Schecklmann. Dabei sind 45 Kilo für einen "normalen" Imker schon eine reiche Ausbeute. Schecklmann sucht jedoch immer den besten Platz für seine Völker aus, um deren Ertrag zu steigern. "Wenn ich einige Kilometer vom Standort entfernt eine gute Stelle finde, dann fahre ich den Stock schon mal da hin." Soviel Pflege macht sich dann auch in der Ausbeute bezahlt.
Dabei ist die perfekte Blumenwiese noch kein Garant für eine reichliche Honigernte. Ein Teil des Honigertrags im Jahr stammt nämlich gar nicht von Blüten. Die Bienen produzieren ihn aus Honigtau. Die süße Masse wird von Insekten wie Blattläusen ausgeschieden. Honigbienen sammeln neben Nektar auch diesen Honigtau. Aus ihm entsteht der sogenannte Waldhonig. Vom Anteil des Waldhonigs hängt unter anderem auch ab, wie das Jahr für die Imker im Bayerischen Wald ist.
"Der Waldhonig ist sehr mineralstoffreich. Er wird immer aus dem Stock entnommen, da ihn die Bienen nicht vollständig als Futter verwerten können und sich die Abfallstoffe im Winter im Stock anreichern würden. Dieser Honig macht einen Teil des Gesamtertrags aus einem Bienenstock aus", sagt Schrecklmann.
Ob es ein gutes Honigjahr wird oder nicht, hängt stark vom Wetter ab und auch von der Dauer der Blühsaison. "Wir hatten dieses Jahr bisher sehr trockenes Wetter, nur lokal ging immer wieder Gewitterregen ab. Eigentlich keine optimalen Bedingungen, so der Imker. Dabei entscheidet letztlich auch die lokale Situation am Standort der einzelnen Bienenvölker, wie Schecklmann erläutert. Deshalb kann sogar der Ertrag von Imker zum Nachbarimker stark variieren.
Wann das letzte Mal im Jahr geschleudert wird und die Honigernte beendet ist, hängt unter anderem davon ab, ab wann der Imker mit der leider notwenigen Behandlung gegen die Varroamilbe beginnen will, denn nach dieser Behandlung darf nicht mehr geschleudert werden. Die Bekämpfung der Milbe ist notwendig, weil der Parasit der stärkste weltweite Feind der Bienen ist.
Der Parasit schädigt ein Bienenvolk gleich zweimal. Bei der Bienenbrut saugt er die Flüssigkeit ab, die bei wirbellosen Tieren in etwa dem Blut entspricht. Doch die Varroamilbe überträgt auch noch Viren, die sogar den Erwachsenen Tieren gefährlich werden können. "Man kann hier Dispenser kaufen und damit etwa Ameisensäure oder auch Oxalsäure im Stock verdampfen," erklärt Schecklmann die Behandlung gegen die Schadmilbe.
Mario Binder aus Neukirchen ist Hobby-Imker. Er hat auch einen biologischen Trick, wie er gegen die gefährliche Milbe vorgeht. Er hat eine sogenannte Bienensauna. Diese ist relativ teuer in der Anschaffung und die Arbeit damit ist zeitintensiv. Durch Hypertermie wird hier die Luft im Bienenstock für zweieinhalb Stunden auf 42 Grad Celsius erwärmt. Die Bienen stecken das weg - die Milbe nicht. Sie verträgt nur 40 Grad und stirbt durch die Behandung.
Wenn dann der Imker sein Volk auf den Winter einrichtet, dann wird noch einmal eine Delikatesse für die Bienen zubereitet. Starke Zuckerlösung macht die Bienen dann stark für die kalte Jahreszeit und sichert den Ertrag im nächsten Jahr.