Anstoßen und Abfeuern
Was ist an Silvester in Bayern erlaubt?
30. Dezember 2020, 9:23 Uhr aktualisiert am 4. April 2023, 9:01 Uhr
Zum Jahreswechsel werden wenig bunte Lichter am Himmeln knallen. Stattdessen wird Silvester 2020 vielen als stille Nacht im Gedächtnis bleiben - ohne große Feiern und ohne großes Feuerwerk. Um Leben zu schützen, soll kein unnötiges Risiko eingegangen werden. Doch was ist an Silvester im Freistaat erlaubt?
Wie viele Personen dürfen gemeinsam feiern?
Für die Silvesternacht gibt es im Freistaat keine Sonderregelungen: Erlaubt sind Treffen von maximal fünf Personen aus zwei Haushalten. Kinder und Jugendliche unter 14 Jahren sind von der Regelung ausgenommen. Vor der Haustür sind Treffen mit mehreren Menschen ebenso untersagt wie auf öffentlichen Plätzen - an diesen gilt in der Silvesternacht ein An- und Versammlungsverbot.
Nur aus triftigem Grund darf das Haus oder die Wohnung während der nächtlichen Ausgangsbeschränkung von 21 bis 5 Uhr verlassen werden. Besucher müssen sich also auf eine Übernachtung einstellen, wenn sie mit ins neue Jahr feiern wollen.
Darf ich mit meinen Nachbarn anstoßen?
"Nein", schreibt das Bayerische Innenministerium. Grund ist die nächtliche Ausgangsbeschränkung von 21 bis 5 Uhr. Nur auf privaten Flächen wie Gärten, Terrassen und Balkonen darf angestoßen werden.
Wo bekomme ich Böller und Raketen her?
In den Prospekten von Aldi und Lidl wurden zwar vor wenigen Tagen Böller und Raketen angeboten - doch der Kauf von Pyrotechnik ist seit dem 16. Dezember bundesweit verboten. Das betrifft Pyrotechnik der Kategorie F2, zu der Feuerwerksraketen oder Batterien gehören. Gezündet werden darf Pyrotechnik der Klasse F1 wie Bodenwirbel, Knallerbsen, Partyknaller oder Wunderkerzen.
Darf ich in meinem Garten oder auf dem Balkon ein Feuerwerk zünden?
In ganz Bayern ist an "publikumsträchtigen Plätzen" das Abbrennen oder Mitführen von Pyrotechnik in der Silvesternacht untersagt. Die jeweiligen Kommunen legen fest, welche Orte damit gemeint sind. Feuerwerks-Vorräte aus Vorjahren können auf dem Privatgrundstück wie dem Garten oder Balkon gezündet werden - in manchen Städten sowie in der Region Mittelfranken ist aber auch das verboten.
Auch Anwohner innerhalb des Mittleren Rings in München dürfen im Zentrum der Millionenstadt auf Privatgrundstücken keine Böller zünden. Im oberbayerischen Ingolstadt gibt es über die staatlichen Vorschriften hinaus wie im Vorjahr aus Brandschutzgründen ein Feuerwerksverbot in der Altstadt. Auch die oberfränkische Stadt Bamberg hatte bereits in der Vergangenheit auf dem Domplatz und an weiteren Orten ein Feuerwerksverbot.
Warum sind die Kommunen so strikt mit dem Böllerverbot?
Jedes Jahr passieren an Silvester viele Unfälle durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern. Im vergangenen Jahr hatte es an Silvester zum Beispiel in Nürnberg binnen zwölf Stunden im Vergleich zu anderen Tagen 186 zusätzliche Notfalleinsätze und 90 Einsätze mehr für die Feuerwehr gegeben. Da die Krankenhäuser unter anderem mit Covid-19-Patienten belastet sind, wollen die Kommunen mit diesen strikten Maßnahmen silvestertypische Verletzungen vermeiden und somit Krankenhaus-Mitarbeiter und Betten entlasten. Denn jeder Unfall bindet ärztliche und pflegerische Kapazitäten, die wiederum an anderer Stelle fehlen und das Leben Dritter gefährden könnten.
Muss ich damit rechnen, dass die Polizei für eine Kontrolle bei mir klingelt?
Bayerische Polizeipräsidien verweisen darauf, dass sie nicht ohne Anlass in den Wohngebieten nach großen, verbotenen Silvesterpartys suchen werden. "Anlasslose Kontrollen von Wohnungen sind nicht zulässig", betonte auch ein Sprecher des Bayerischen Innenministeriums. Wenn es Hinweise auf Ordnungswidrigkeiten gebe, müssten die Beamten vor Ort abwägen, ob sie in das Haus gehen dürfen. "Zum Betreten einer Wohnung bedarf es einer dringenden Gefahr für ein bedeutendes Rechtsgut wie die Gesundheit", erläutert der Ministeriumssprecher.
Profitiert wenigstens die Natur von der stillen Silvesternacht?
Für Tiere ist das Böllerverbot ein Segen - zumindest nehmen das Naturschützer an. "Die lauten Geräusche der Raketen und Böller schrecken Tiere auf, die dann bei ihrer Flucht wertvolle Energie für die kalten Winternächte unnötig verbrauchen", sagte Miriam Hansbauer vom Landesbund für Vogelschutz. Zudem würden Feuerwerksreste oft Grünflächen verschmutzen und zu einer erhöhten Feinstaubbelastung beitragen.
In den Vorjahren hätten Wildtiere oft aus Schreck vor der lauten Knallerei ihre Schlafplätze verlassen. Vögel würden dann häufig bis zu 1.000 Meter in die Luft fliegen, obwohl sie tagsüber normalerweise nur Höhen bis zu 100 Metern erreichen. Durch den Schock verlieren manche die Orientierung und prallen auf Hindernisse wie Häuser oder Autos.