Kein Ende in Sicht?
Warnstreiks in Ostbayern: "Wir müssen unsere Wut auf die Straße tragen"
31. Oktober 2024, 16:57 Uhr
Die bundesweiten Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie gehen weiter. In Bayern nahmen am Tag nach der dritten Tarifrunde laut Gewerkschaft 14.000 Beschäftigte in mehr als 70 Betrieben teil. IG Metall-Bezirksleiter und Verhandlungsführer Horst Ott kündigte an: "Nach dem langen Wochenende werden wir unsere Warnstreiks intensivieren."
In Nürnberg beendeten laut IG Metall rund 9.000 Beschäftigte aus über 30 Betrieben ihre Schichten frühzeitig. In Schweinfurt gingen am Nachmittag 1.700 Beschäftigte von ZF, SKF, Schaeffler und Bosch Rexroth zwei Stunden früher heim. In Ostbayern gingen Arbeiter von Rodenstock in Regen, MAN in Deggendorf, Strama-MPS und Bosch in Straubing, ZF Thyrnau, bei Siemens sowie Pepperl + Fuchs in Amberg sowie bei Continental in Regensburg auf die Straße.
Proteste bei Rodenstock und Demos in Hengersberg
In Regen demonstrierten rund 500 Menschen am Donnerstagvormittag gegen den geplanten Stellenabbau der Firma Rodenstock. Die IG Metall Passau hatte zu dieser Aktion aufgerufen. "Es ist die größte Sauerei, die ich je erlebt habe", begann Robert Scherer von der IG Metall Passau seine Rede.
"Wir müssen unsere Wut auf die Straße tragen. Wir werden keine Ruhe geben, bis wir ein gutes Ergebnis haben." Auch der Betriebsrat Anton Weber schloss sich diesem Aufruf an. "Wir sind das Herz von Rodenstock. Wir kämpfen bis zum letzten Atemzug und bis zur letzten Instanz", betonte er.
Anfang September hatte die Unternehmensspitze bekanntgegeben, dass die Fertigung vom Werk Regen nach Tschechien verlegt werden soll. Rund 240 Arbeitsplätze würden damit wegfallen. Der Arbeitskampf der IG Metall hat auch vor den Toren der Firma Edscha in Hengersberg (Landkreis Deggendorf) stattgefunden. Gut 300 Gewerkschaftler haben sich versammelt, um den Forderungen der IG Metall Nachdruck zu verleihen. Zusätzlich waren auch Gewerkschaftler von MAN Deggendorf, der HB Maschinenbau, HB Feinmechanik und der Liebherr-Components in Hengersberg vor Ort. Die Streikenden waren sich einig: Die 7 Prozent Lohnerhöhung sind für jeden einzelnen nötig, ebenso auch die geforderten 170 Euro für Azubis.
Alle Kollegen waren in den Krisenzeiten wie Corona, hinter den Firmen gestanden, sagte Wolfgang Nirschl, der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Passau. Die Firmen nun aber nicht mehr hinter ihren Arbeitnehmern.
Nirschl gab an der Miserere mancher Firmen auch dem Management schuld, denn jammern bei Gewinn passe nicht. In Deutschland brauche man Firmen, die zu den Mitarbeitern stehen. Nirschl forderte auch die Politik auf, dass sie den Betrieben eine Planungssicherheit geben müsse, hohe Energiekosten und hohe Steuern seien dazu kontraproduktiv.
IG Metall und Arbeitgeber sind beim zentralen Punkt Gehaltserhöhung unverändert weit auseinander, erzielten in der dritten Verhandlungsrunde aber eine Annäherung in einzelnen Punkten. In den nächsten Tagen soll im kleinen Kreis sondiert werden. Die Verhandlungsführerin des Arbeitgeberverbandes VBM, Angelique Renkhoff-Mücke, sagte: "Ich hoffe, dass wir in der nächsten Runde eine Lösung finden." Ein Termin steht noch nicht fest, er hängt vom Fortgang der Sondierungsgespräche ab. Ott sagte: "Wir streiken, bis wir ein Ergebnis haben."
Die IG Metall fordert für die 3,9 Millionen Beschäftigten sieben Prozent mehr Lohn bei einer Vertragslaufzeit von einem Jahr. Die Arbeitgeber bieten nach neun Nullmonaten ab Juli 2025 eine Tariferhöhung um 1,7 Prozent und ab Juli 2026 um weitere 1,9 Prozent an, bei einer Vertragslaufzeit von 27 Monaten.