Bayern

Volle Ladung Zukunft: AZ-Besuch im Batterie-Labor

Ein junges Unternehmen testet Batterien, um unter anderem E-Mobilität effizienter zu machen. Die AZ hat das neue Labor besucht.


Jan Singer ist gelernter Mechatroniker und promovierte schließlich im Bereich elektrochemische Energiespeicherung. Heute ist er Technischer Leiter des Batterielabors.

Jan Singer ist gelernter Mechatroniker und promovierte schließlich im Bereich elektrochemische Energiespeicherung. Heute ist er Technischer Leiter des Batterielabors.

Von Carmen Merckenschlager

Sie stecken in der Hosentasche, stehen in der Garage oder liegen in der Fernbedienung: Batterien. In Kühlschränken haben sie eigentlich nichts verloren. Außer im Münchner Norden im "Munich batterie lab".

In dem jungen Start-up "Twaice" experimentieren mittlerweile 120 Mitarbeiter an Batterien. Hauptsächlich geht es dort um Produkte für die Automobilindustrie. Das Ziel: Simulationen und Prognosen rund um deren Lebensdauer.


Ursprünglich als Softwareunternehmen tätig, folgte bald das erste kleine Labor. Kürzlich wurde das zweite größere Labor fertiggestellt. Dort stehen mannshohe Temperaturschränke, in denen Batterien über Monate unter verschiedenen Temperaturen und Bedingungen analysiert werden.

Zehn Temperaturschränke stehen in dem neuen Labor. Darin werden Batterien unterschiedlichen Temperaturen ausgesetzt.

Zehn Temperaturschränke stehen in dem neuen Labor. Darin werden Batterien unterschiedlichen Temperaturen ausgesetzt.

Die sogenannten Lagertests teilen sich in zwei Bereiche auf, erklärt Jan Singer, technischer Leiter des Labors; den zyklischen und den kalendarischen: "Ein Fahrzeug nennen wir eigentlich Stehzeug. Im Schnitt wird es 23,5 Stunden täglich nicht bewegt. Das über Jahre hinweg. Ein Handy wird quasi täglich geladen. Dafür braucht es unterschiedliche Batterien, weil sie ganz unterschiedlich belastet werden."


Wichtig ist Singer neben seiner Forschung auch, mit Mythen aufzuräumen. Zum Beispiel, dass Akkus besser ständig vollgeladen werden sollten. "Batterien stehen nicht gerne unter Vollspannung. Schnelles Laden und völliges Be- und Entladen verkürzt die Lebensdauer", sagt Singer. Egal ob im Handy oder im Auto.


Auch mit Kritik rund um die Rohstoffe in Batterien will er aufräumen. "Der Großteil des Lithiums wird in der Werkstoffindustrie wie zum Beispiel bei der Keramik-, Glas- und Metallgewinnung oder bei der Herstellung von Schmierstoffen verwendet. Batterien machen nur einen kleinen Teil aus", sagt er. An dem Begriff "seltene Erden" stört er sich. Vielmehr gebe es kritische Rohstoffe wie Lithium oder Kobalt. "Das Problem sind die Abbau- und Arbeitsbedingungen, beispielsweise bei Kobalt im Kongo. Die Verwendung von Kobalt in Batterien wurde in den letzten zehn Jahren stark reduziert. Des Weiteren gibt es komplett kobaltfreie Lithium-Ionen-Batterien. Und es gibt andere Quellen. Lithiumvorkommen gibt es auch in Österreich oder am Oberrheingraben", sagt Singer.


Die Forschung schreite außerdem ständig voran. So wird auch an Batterien mit Natrium geforscht. Das Element kommt auf der Erde häufig vor - zum Beispiel im Meerwasser.

Auch rund um die Recycelbarkeit konnte die Wissenschaft große Schritte in Richtung Nachhaltigkeit gehen. "Der Rekord liegt bei einer Recycelbarkeit von 98 Prozent", sagt Singer. Man sei hier auf einem sehr guten Weg.

Dass Batterien auch in Zukunft eine große Rolle spielen werden, zeigt der derzeitige Erfolg des Batterielabors. "Vor fünf Jahren haben wir mit vier Mitarbeitern angefangen, heute sind wir über 120. Und wir wachsen weiter", sagt Lennart Hinrichs, zuständig für Marketing und Strategie. Mittlerweile hat das Tech-Unternehmen auch einen Standort in Chicago und in Paris. Zu den Kunden gehören große Automobilhersteller wie BMW, Audi oder VW. Ziel der Firma soll die grünere Energieversorgung in der Zukunft - nicht nur im Automobilbereich - sein, zum Beispiel durch besonders effiziente Energiespeichersysteme.


"Das leben wir auch, fast alle Mitarbeiterautos sind elektrisch. Die meisten kommen aber mit dem Fahrrad", erzählt Hinrichs. Man merkt, Singer und Hinrichs stehen hinter dem Labor - und sind überzeugt, dadurch die Welt und München in Zukunft durch ihre Forschung etwas grüner zu machen.