Justiz

Untreue? Prozess gegen Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft


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Der Angeklagte hält sich vor Prozessbeginn mit beiden Händen an der Stuhllehne fest.

Von dpa

Es hat fast drei Stunden gedauert, bis die Anklageschrift verlesen gewesen ist. Es ging um Messersets, Thermobecher, eine Dartscheibe - aber auch um Elektronik-Artikel mit heiklen Inhalten. Einem früheren Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft wird Untreue und Unterschlagung vorgeworfen. Zum Prozessauftakt vor dem Landgericht Bamberg listete die Staatsanwaltschaft detailliert auf, was der Mann alles an sich genommen haben soll, obwohl es eigentlich seinem Arbeitgeber zustand. Zudem soll er Gegenstände für sich zu Hause zunächst privat bezahlt, aber über seine Behörde abgerechnet haben.

Der Angeklagte gab eine kurze Erklärung ab - und räumte die Vorwürfe ein. Er beschrieb sich als pflichtbewusst. Doch dann habe er die Folgen einer psychischen Erkrankung nicht mehr stoppen können. Er habe keinesfalls der Justiz Schaden zufügen wollen. Und er bitte um Verzeihung.

Besonders heikel: Er soll auch zwei Laptops mit nach Hause genommen haben, die als Beweismittel in der Behörde gelagert und auf deren Festplatten zahlreiche Dateien mit kinderpornografischen Inhalten gespeichert waren, hieß es in der Anklageschrift. Deshalb ist er auch wegen des Besitzes kinderpornografischer Dateien angeklagt.

Der Kammer soll nun ein Sachverständigen-Gutachten über den gesundheitlichen Zustand des Mannes vorgelegt werden. Sieben Verhandlungstage sind angesetzt. Bis zu einer möglichen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.

Wenn große Mengen Büromaterialien bestellt werden, locken viele Versandhändler mit Dreingaben und Gratisprämien. Wer etwas dienstlich ordert und bei einer großen Bestellung eine Prämie bekommt, muss das bei seinem Arbeitgeber abliefern. Derlei Sachen - von der Bratpfanne über einen Regenschirm bis zur Sporttasche - fand die Polizei laut Anklageschrift allerdings bei dem Mann, teils noch in der Originalverpackung. Es deutete allerdings nichts darauf hin, dass er die Sachen beispielsweise weiterverkaufen wollte.

Außerdem soll er von dienstlichen Bestellungen und Einkäufen Gegenstände für sich privat abgezwackt haben - darunter Faltschachteln und elektronische Geräte.

Zudem soll er Dinge zunächst privat gekauft und für sich behalten haben, dann aber dienstlich abgerechnet haben - etwa einen Glühweinkocher mit 20 Liter Volumen und eine beheizbare Steppjacke. Die Staatsanwaltschaft geht insgesamt von einem Schaden von 9.500 Euro aus.

Kurzzeitig saß der Angeklagte nach Bekanntwerden der Vorwürfe in Untersuchungshaft, ist aber inzwischen wieder frei. Neben seinem Verteidiger auf der Anklagebank wirkte er ernst, trug ein Anzugjackett und vertiefte sich immer wieder in die Akten.


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