Bayern

Stadtspaziergang am Rande von Schwabing

Am Englischen Garten und an der Isar ist der Stadtspaziergänger unterwegs - und eine Wünschelrute spielt auch eine Rolle.


Magisch: der Schwabinger Bach zwischen Ring und Lodenfrey-Park.

Magisch: der Schwabinger Bach zwischen Ring und Lodenfrey-Park.

Von Sigi Müller

Schwabing - An der John-F.-Kennedy-Brücke steige ich aus dem 59er Bus. Eigentlich bin ich auf dem Weg nach Schwabing, habe aber noch vor, mir an der Isar eine Wünschelrute aus Weidenholz zu schneiden, weil ich etwas nachschauen will. In meiner Jugend hat mir ein pensionierter Landwirtschaftsprofessor nämlich den Umgang damit beigebracht - und es funktioniert bis heute.

Auf beiden Seiten der Isar suche ich mir eine richtige Astgabel - und bin eigentlich schon wieder in einer ganz neuen Geschichte.

Von der Brücke aus schaue ich Richtung Innenstadt. Wenig Wasser führt der Fluss, überall schauen Steine aus dem Wasser. Am Horizont sieht man die Umrisse der Alpen. So stromere ich durch die Gegend, komme ans Tivoli-Kraftwerk und sehe, dass auch hier die Biber längst heimisch sind - und sich auch sehr heimisch fühlen: Überall sieht man Verbiss an den Bäumchen.

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Früher war hier ein Schloss - jetzt ist es ein Studentenwohnheim.

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Ruhe in der Hirschau - aber die Biergarten-Saison kommt ja bald wieder.

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Blick Richtung Innenstadt: das besungene Isarflimmern.

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Morbider Charme - so nennt man das wohl, was Sigi Müller hier am alte Tivoli-Kraftwerk eingefangen hat.

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Ja, der Biber wohnt hier auch.

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Diese Brücke über dem Ring verbindet Südteil und Nordteil des Parks.

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Für Grenzgänger: Links nach Bogenhausen, rechts nach Schwabing!

Ein Stück weiter der Tivoli-Pavillon, ein Kiosk, längst auch eine Institution. Die Hirschau (mit ihrem herrlichen Biergarten) taucht auf. Von dieser Seite kommend fällt mir auf, wie nahe sie eigentlich am Ring liegt.

Am Bach entlang Richtung Lodenfrey-Areal. "Selbst der Eunuch, der hodenlose, trägt von Frey die Lodenhose." Dieser Spruch fällt mir dazu prompt ein. Sicher nie ein offizieller Werbeslogan, ein herb-scherziger Schüttelreim aber auf jeden Fall.

Ich komme auch an den Weg, an dem ich vor einiger Zeit sehr verträumte Porträts von der bezaubernden Cellistin Anna Rehker gemacht hatte. Romantik pur! In Wahrheit rasten nur wenige Meter neben uns die Autos auf dem Mittleren Ring vorbei und wir konnten uns vor Lärm kaum verständigen. Illusion und Wirklichkeit - das sind so die Tricks des Fotografen.

Am Ende meines Spaziergangs, in der Biedersteiner Straße das Studentenwohnheim mit den legendären Faschingsfesten. Das Wohnheim galt einmal als die letzte Kommune Deutschlands, war Keimzelle der 68er Studentenunruhen. Damals wohnte übrigens auch eine gewisse Uschi Obermaier hier.

Und für die Geschichtsinteressierten: Vor dem Krieg standen hier zwei kleine Schlösschen. Während das eine von den Nazis 1934 abgerissen wurde, wurde das andere, das sogenannte Alte Biedersteiner Schloss, 1944 von Bomben komplett zerstört. Und von 1951 bis 1955 eben durch das Studentenwohnheim ersetzt. Vom alten Schloss steht nur noch ein altes Garten-Portal an der Nordseite.

Nun, eigentlich nur eine Wünschelrute gesucht, aber eine ganze Geschichte gefunden.

In diesem Sinne eine schöne Woche Ihr

Sigi Müller