Niederwinkling
Spatenstich für den sanften Donauausbau
16. Juli 2020, 15:47 Uhr aktualisiert am 16. Juli 2020, 17:49 Uhr
Jahrzehntelang wurde über den Donauausbau zwischen Straubing und Vilshofen gestritten, jetzt ist es soweit: Spatenstich für das Großprojekt.
Ausgerechnet im Dauerregen hat der Donauausbau in Niederbayern begonnen. Das Milliardenprojekt soll die Menschen in der Region künftig besser vor Hochwassern schützen - und zugleich die Schifffahrt bei Niedrigwasser verbessern. Ministerpräsident Markus Söder und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (beide CSU) waren beim Spatenstich für den sogenannten sanften Donauausbau am Donnerstag in Niederwinkling (Landkreis Straubing-Bogen) mit dabei.
Bei der Baumaßnahme geht es um etwa 70 Fluss-Kilometer zwischen Straubing und Vilshofen. Zunächst steht der 38 Kilometer lange Teilabschnitt bis Deggendorf an. Der sanfte Ausbau der Donau sei der richtige Weg, sagte Söder und sprach vom "Niederbayern-Amazonas". Mit dem Ausbau würden Wirtschaft, Umweltschutz und die Sicherheit der Anwohner zusammengebracht. "Der Klimawandel wird uns weiter fundamental beschäftigen."
Scheuer zufolge würden in das gesamte Bauprojekt in den kommenden zehn Jahren 1,4 Milliarden Euro investiert. Nach 30 Jahren sei das ein "Tag des Friedens an der Donau", sagte er mit Blick auf die jahrzehntelangen Diskussionen um den Ausbau. Es sei ein Kompromiss gefunden worden. Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) erinnerte an die Sorgen vieler Anwohner, die bei starkem Regen schlecht schliefen, weil sie Angst vor einem Hochwasser hätten.
Durch den Ausbau werde die Fahrrinne der Donau tiefer - zwischen der Schleuse Straubing und dem Hafen Straubing-Sand sollen es gar 65 Zentimeter mehr werden, wie Ingenieur Markus Schmautz von der Wasserbaulichen Infrastrukturgesellschaft (Wiges/vormals RMD Wasserstraßen GmbH) erläuterte. Zur Verbesserung des Hochwasserschutzes würden Deiche verlegt oder ergänzt und 17 neue Schöpfwerke errichtet.
Der Bund Naturschutz (BN) sprach in einer Mitteilung von einem "Freudentag", weil der Donauausbau in der sanften Variante ohne Staustufen erfolge. Widerstand aus der Region sowie Solidarität unter den Naturschutzorganisationen hätten die Pläne für eine Kanalisierung der frei fließenden Donau gestoppt.
Es sei zu hoffen, dass mit dieser Form des Donauausbaus eine Trendwende weg von technischen Bauwerken in Flüssen eingeleitet werde, sagte der BN-Ehrenvorsitzende Hubert Weiger. "Wir müssen unsere Flüsse auch als Wasserreservoir, wichtigste Lebensräume, Zentren biologischer Vielfalt und nicht zuletzt Wanderachsen für Tiere und Pflanzen wertschätzen und erhalten."
Der Planfeststellungsbeschluss über den Teilabschnitt Straubing bis Deggendorf war im November 2019 nach fünfjähriger Prüfzeit von der Europäischen Kommission abgesegnet und kurz darauf vom Bund unterzeichnet worden. Anschließend wurde der Beschluss in den Gemeinden und Landratsämtern entlang des Donauabschnittes ausgelegt und die Baumaßnahmen ausgeschrieben.
Für den Abschnitt zwischen Deggendorf und Vilshofen steht der Planfeststellungsbeschluss noch aus. Deggendorfs Landrat Christian Bernreiter (CSU) sagte, dieser dürfe nicht wieder fünf Jahre dauern und sollte bis spätestens Ende 2022 vorliegen.
Anfang 2013 hatte die bayerische Staatsregierung unter dem damaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) den sanften Donauausbau samt Verbesserung des Hochwasserschutzes beschlossen. Für viele Menschen im Landkreis Deggendorf kam das jedoch zu spät: Nur wenige Monate später, im Juni des Jahres, flutete ein Jahrhunderthochwasser die Region und richtete massive Verwüstungen an.