Bayern

Sohn bei Türkgücü-Spiel verletzt: Bayern-Fan klagt gegen Polizeieinsatz

Sein Sohn und er sindim Stadion bei einem Spiel von FC Bayern II gegen Türkgücüdurch Pfeffersprayverletzt worden


Beim Spiel am 19. November 2022 hat die Polizei Pfefferspray eingesetzt. Dieses Vorgehen hat ein Nachspiel vor Gericht.

Beim Spiel am 19. November 2022 hat die Polizei Pfefferspray eingesetzt. Dieses Vorgehen hat ein Nachspiel vor Gericht.

Von John Schneider

Der umstrittene Polizeieinsatz beim Fußballspiel im Sportpark Heimstetten zwischen Türkgücü als Heimmannschaft und dem FC Bayern II wird jetzt juristisch aufgearbeitet. Zwei FC-Bayern-Fans, ein Vater und sein damals elfjähriger Sohn, die bei dem Einsatz durch Pfefferspray verletzt wurden, haben beim Verwaltungsgericht Klage eingereicht.

Ihr Ziel: Das Gericht soll feststellen, "dass dieser Polizeieinsatz im Bayernblock rechtswidrig war", erklärt Rechtsanwalt Marco Noli. Seine Mandanten wollen auch künftig Fußballspiele besuchen, es bestehe also die Gefahr, dass sie erneut unter einem solchen Polizeieinsatz leiden könnten. Der Einsatz sei völlig unverhältnismäßig gewesen.

Bayern-Fans hatten bei dem Spiel im November an der Bande ein Banner mit der Aufschrift "FC Bayern-Fan Club Kurdistan" entrollt. Eine Meinungsäußerung, die Türkgücü zu tolerieren habe, findet Noli, weil das Banner einen "nicht beleidigenden oder strafbaren" Inhalt habe.

Türkgücü-Verantwortliche sollen trotzdem gefordert haben, dass das Banner verschwindet. Die Kläger selber hatten mit dem Banner nichts zu tun, standen auch weiter hinten im Bayern-Block. Der Grund, den die Polizei hinterher für ihr Vorgehen anführte, nämlich, dass gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen den beiden Fangruppen zu befürchten waren, zieht nach Ansicht Nolis nicht: "Zum Zeitpunkt des unvermittelten Angriffs der Polizei war es friedlich und seit über 30 Minuten ruhig. Und das Banner war gar nicht mehr zu sehen." Außerdem sei die Meinungsfreiheit zu berücksichtigen.

Noli weiter: "Man kann nur mutmaßen, dass hier einfach nur der Wille von Türkgücü vollzogen werden sollte, das Banner sicherzustellen. Ein polizeiliches Handeln zu diesem Zweck ist aber nicht zulässig. Schon gar nicht in dieser unverhältnismäßigen Art und Weise."

Als Beweismittel sollen Videos von dem Einsatz und der Situation im Heimstettener Sportpark vorliegen.

Die Polizei rechtfertigte damals den Einsatz: Als sie das Banner an sich bringen wollte, seien die Polizisten sofort von FC-Bayern-Fans angegriffen worden. Der Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken sei deshalb notwendig gewesen.

Es gab auf beiden Seiten Verletzte. Auch der Elfjährige wurde von Pfefferspray getroffen und musste mit Augenverletzungen ins Krankenhaus. "Ein völlig unverhältnismäßiger Polizeieinsatz", sagt Noli, "noch dazu unter großflächigem Einsatz von Pfefferspray", wodurch auch völlig unbeteiligte Personen, die am Rand des Bayernblocks standen, getroffen wurden.

Wird möglicherweise später noch ein Schmerzensgeld gefordert? "Nein", sagt Noli. "Darum geht es den beiden nicht. Es geht ihnen darum, das Vertrauen in den Rechtsstaat wieder zu gewinnen. Und dass so etwas in Zukunft nicht wieder passiert."

Wie erklären sich die beiden das Vorgehen der Polizei? Noli: "Meine Mandanten können sich das eben gerade nicht erklären. Die Polizeiberichte und Erklärungen hinterher, dass angeblich körperliche Auseinandersetzungen oder Angriffe von Heimfans zu verhindern waren, können sie aufgrund ihres Erlebten nicht bestätigen."

Auf die Frage der AZ, wie es ihnen heute geht, antwortet der Vater: "Gut. Wir haben die Sache gut verarbeitet. Und haben keine Folgeschäden oder so."

Gehen die beiden noch ins Stadion? "Natürlich! Natürlich gehen wir weiter ins Stadion. Wir hatten schon so viele schöne Momente und gemeinsame Erlebnisse und schöne Spiele im Stadion und wollen uns nicht wegen einem schlechten Erlebnis den Spaß nehmen lassen."