Salzweg

Schock-Foto auf Facebook: Wenn Tierliebe tödlich endet


Dieses drastische Foto postete die Familie Weidinger im Netz. Das Kamerunschaf kam ums Leben, weil es von Spaziergängern Futter zu fressen bekam, das es nicht vertrug.

Dieses drastische Foto postete die Familie Weidinger im Netz. Das Kamerunschaf kam ums Leben, weil es von Spaziergängern Futter zu fressen bekam, das es nicht vertrug.

Ein totes Kamerunschaf, vor dem ein Zettel mit der Aufschrift "Danke fürs Füttern!" liegt: Ende Februar ging in unserer Region ein drastisches Foto durch die sozialen Netzwerke. Die Geschichte dahinter zeigt: Falsch verstandene Tierliebe kann tödlich enden.

Entstanden ist das Foto auf dem Hundswinkler Hof in Salzweg im Landkreis Passau. Hier lebt Familie Weidinger mit ihren Pferden, Katzen, Hühnern, Enten - und eben Kamerunschafen. Sechs Tiere stehen momentan auf der Weide. Früher waren es noch mehr. "Doch seit etwa zwei Jahren haben wir leider immer wieder tote Tiere auf der Weide gefunden", berichtet Lisa Weidinger. Der Grund war in allen Fällen der gleiche: Futter, das die Tiere nicht vertragen.

Die Weide, auf der die Kamerunschafe untergebracht sind, liegt direkt an der Straße und ist nur von einem niedrigen Zaun umgeben. Außerdem sind die Tiere Fremden gegenüber sehr zutraulich. Das lockt viele Spaziergänger an. Und manche von ihnen bringen Futter mit. Genau das bereitet Lisa Weidinger Bauchschmerzen: "Viele wissen nicht, dass Schafe manches Futter nicht vertragen", erklärt sie. "Brot zum Beispiel. Das ist eigentlich kein Schaffutter. Brot kann im Magen aufgehen. Und das kann bei den Tieren zu Koliken oder eben sogar zum Tod führen".

Wenn sie Spaziergänger beim Füttern beobachtet, spricht Weidinger sie deswegen immer darauf an. "Die meisten sind dann auch einsichtig", sagt die 39-Jährige. Doch rund um die Uhr kann sie die Weide nicht im Auge behalten - und einsperren möchte sie die Tiere auch nicht. Und so kommt es eben doch immer wieder vor, dass die Schafe unkontrolliert gefüttert werden. Mit tragischen Konsequenzen: In den vergangenen zwei Jahren sind bereits fünf Schafe durch falsches Futter verendet - das letzte Ende Februar. Daraufhin hat sich die Familie entschieden, mit einem Facebook-Post auf das Problem aufmerksam zu machen.

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Eigentlich macht ein Zettel am Zaun auf das Fütterungsverbot aufmerksam.

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Lisa Weidinger beim Füttern den Kamerunschafe. Im Hintergrund ist ihre Tochter zu sehen. Beide kümmern sich mit viel Hingabe um die Tiere.

Und dieser fiel durchaus drastisch aus: Auf dem Foto ist das verendete Schaf und ein Zettel mit der Aufschrift "Danke fürs Füttern! Wie viele Tiere müssen noch sterben?" zu sehen. Gerichtet ist der Post an eine unbekannte Frau, die die Weidingers schon mehrmals beim Füttern beobachtet haben. "Wir haben sie auch öfter darauf angesprochen", erzählt Lisa Weidinger. "Aber sie hat trotzdem weitergemacht. Wir standen dann vor der Wahl: Leiten wir rechtliche Schritte ein und erstatten Anzeige? Oder versuchen wir, auf eine andere Weise auf das Problem aufmerksam zu machen?" Schlussendlich haben sich die Weidingers für die Alternative entschieden. "Es geht uns nicht darum, rechtliche Schritte einzuleiten und die Leute zu bestrafen", betont Lisa Weidinger. "Wir wollen vielmehr ein Bewusstsein dafür schaffen, dass man Tiere nicht einfach so füttern sollte. Und dieses Problem haben ja nicht nur wir."

Das zeigen auch die Reaktionen auf den Facebook-Post: Er wurde über 1.200 Mal geteilt und vielfach kommentiert. Viele Nutzer schildern dabei ganz ähnliche Probleme. Manche äußerten allerdings auch Kritik an der recht drastischen Aufmachung des Posts. "Wir haben auch selber lange darüber nachgedacht", räumt Lisa Weidinger ein. "Aber mittlerweile ist es leider so, dass man die Leute schockieren muss, um sie zu erreichen. Und wir müssen uns die toten Tiere ja auch anschauen. Der Post sollte die Augen öffnen."

Das hat er offenbar auch getan: Seit der Veröffentlichung des Fotos hatten die Weidingers keine Probleme mit unkontrollierten Fütterungen mehr. "Wir hoffen auch, dass das so bleibt", sagt Lisa Weidinger. Dabei geht es ihr allerdings nicht darum, das Füttern komplett zu unterbinden. "Wenn jemand den Tieren etwas geben möchte, kann er das gerne tun - er soll nur davor mit uns sprechen. Dann können wir schauen, dass die Schafe passendes Futter bekommen", betont die 39-Jährige. Die Leute würden es ja nur gut meinen - doch gut gemeint ist eben nicht zwangsläufig auch gut gemacht.