Politischer Gillamoos
"Sauerei", "rechtsradikal": SPD kritisiert Aiwanger und Söder scharf
4. September 2023, 19:02 Uhr
So richtig kommt das Rot der SPD-Fähnchen im blau-weiß gefärbten Härteis-Festzelt auf dem Gillamoos in Abensberg nicht durch. Und das große Festzelt füllt sich nur langsam. Mit Landtags-Spitzenkandidat Florian von Brunn und ihrem Hauptredner, dem Bundesvorsitzenden Lars Klingbeil, will die SPD die Menge an diesem Vormittag anheizen.
Gemeinsam kommen von Brunn und Klingbeil mit musikalischer Untermalung in das zunächst noch halbvolle Festzelt marschiert. Die Stimmung ist - zumindest bei den anwesenden Mitgliedern - ausgelassen.
Von Brunn gibt direkt Vollgas
Kreisvorsitzende und Landtagskandidatin Luisa Haag ist die erste Rednerin. Von ihrem verstorbenen Großvater habe sie zwei wichtige Dinge gelernt, sagt sie: "Lass dir nichts gefallen und, wenn du was gemacht hast, dann entschuldige dich gscheit!" Es ist klar, dass sie Hubert Aiwanger meint.
Auftritt von Brunn: Der Spitzenkandidat gibt direkt Vollgas. Aiwanger bekommt sein Fett weg: "Sophie Scholl hat Flugblätter gegen die Nazis verteilt und wurde dafür hingerichtet. Und Aiwanger hatte in seiner Tasche Flugblätter, in denen tapfere Frauen wie Sophie Scholl verhöhnt wurden. Ist das eine Jugendsünde? Nein, das ist eine Sauerei! Das ist rechtsradikal!"
"Dieser rechtspopulistische Geisterfahrer"
Auch zeichnet er Aiwangers Linie des Rechtspopulismus nach: Von der Montagsdemo zum EU-Rettungsschirm 2012 unter Beifall von AfD und NPD bis zur Erdinger Kundgebung sei seine Gesinnung klar gewesen. "Dieser rechtspopulistische Geisterfahrer darf nicht länger die Hand am Lenker des Freistaats Bayern haben!"
Auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kommt, wie zu erwarten, nicht gut weg. "Ihm geht es nur um seine Macht und nichts anderes!" Söder habe zudem anscheinend keinen Einfluss auf Aiwanger, denn dieser dürfe schließlich genau so fröhlich weitermachen wie bisher. Er sei abhängig und kette sich an seinen Vize.
"Wer Söder wählt, wählt in Wirklichkeit Aiwanger"
"Wer am 8. Oktober Söder wählt, wählt in Wirklichkeit Aiwanger!", ruft von Brunn und die Menge jubelt zustimmend. Auch das Festzelt ist mittlerweile voller. Die Regierungsweise Söders fasst er kurz zusammen: "Viel Selbstdarstellung, Bierzelt und Populismus."
Von Brunn teilt auch gegen die AfD aus: "Das ist keine Alternative, das ist eine Schande." Er will klar machen, dass man mit der SPD ein Bollwerk gegen rechts bekomme.
Klingbeil: "Er hat den Buckel gemacht vor dem Aiwanger"
Auch Bundesvorsitzender Lars Klingbeil holt zum Rundumschlag aus - wenn auch bei Weitem nicht so bissig wie von Brunn. Besonders die häufige Abwesenheit des Ministerpräsidenten im Landtag stößt Klingbeil sauer auf: "Söder sagt ,Ja' zu den Volksfesten und ,Ja' zum Fassanstich - aber die Arbeit wird auch im Landtag gemacht und das vernachlässigt er."
Auch Klingbeil rügt Aiwanger. "Wenn ich etwas getan habe und mich dafür entschuldige, dann lasse ich mich nicht gleichzeitig in den Bierzelten feiern und spreche von einer Medienkampagne."
Söder sei immer schnell dabei, anderen Tipps zu geben, aber wenn er in Bayern ein ernsthaftes Problem habe, ducke er sich weg. "Er hat den Buckel gemacht vor dem Aiwanger - das ist kein starker Ministerpräsident!"
Bierzeltstimmung will an diesem Vormittag nicht so recht aufkommen. Von draußen schallt aus der Ferne Söders Stimme deutlich hörbar herüber, während sich die Genossen Gehör verschaffen wollen.