Bayern

Radfahrer lassen Autobahn für Demo sperren

Für ihre Radsternfahrt am 23. April haben Radl-Aktivisten zum ersten Mal die Erlaubnis bekommen, über die A96 zu fahren. Die Polizei rechnet mit langen Staus.


Eine Radldemo auf dem Mittleren Ring im Jahr 2019.

Eine Radldemo auf dem Mittleren Ring im Jahr 2019.

Von Julia Wohlgeschaffen

München - München bekommt den wohl größten Fahrradweg der Welt - zumindest für einen Tag. Denn am Sonntag, den 23. April, werden viele Straßen in und um München gesperrt und zu Radlstrecken umfunktioniert. Darunter auch der Mittlere Ring, eine Bundesstraße und sogar ein circa drei Kilometer langer Autobahnabschnitt.

Dass für Radl-Demos Autobahnen gesperrt werden, ist neu. Eigentlich hatte die Ordnungsbehörde, das KVR, solche Proteste immer untersagt. Weil dadurch für "unbeteiligte Dritte nicht mehr verhältnismäßige Belastungen" entstehen. Kurz gesagt: Gesperrte Autobahn - viele Autofahrer stehen im Stau.

Im März hatte das KVR noch eine Rad-Demo auf der A9 untersagt - erfolglos

Deshalb hatte das KVR im März auch eine Rad-Demo auf der A9 untersagt. Das Bayerische Verwaltungsgericht hatte dieses Verbot allerdings kassiert und lediglich die Dauer der Demo-Aktion zeitlich begrenzt.

Schon damals hatte das KVR auf AZ-Anfrage durchblicken lassen, dass die Behörde damit rechnet, dass solche Autobahn-Demos künftig häufiger vorkommen könnten. Es werde wegen des Urteils des Bayerischen Verwaltungsgerichts "künftig für die Versammlungsbehörden in Bayern schwieriger sein, Versammlungen auch mit vergleichbar geringen Teilnehmendenzahlen auf Autobahnen zu reglementieren".

Die Routen sind nicht nur entlang von Autobahnen, auch die B11 ist dabei und Innenstadt-Straßen

Die Radsternfahrt wurde nun ohne den Umweg über ein Gericht genehmigt. Es geht nicht nur über die Autobahn - konkret führt ein Teil der Route auf der A96 entlang, von Sendling bis Blumenau. Auch auf der Bundesstraße B11 werden ab Icking einige Radlfahrer Richtung München unterwegs sein. Auf insgesamt 16 verschiedenen Routen fahren die Teilnehmer aus allen Himmelsrichtungen, also sternförmig, zum gemeinsamen Ziel: dem Münchner Königsplatz.

Fünf der Startpunkte liegen direkt in München, unter anderem am Schloss Nymphenburg und am Olympiapark. Die anderen elf Demozüge starten außerhalb der Stadtgrenzen, etwa in Augsburg, in Erding, in Rosenheim und in Weilheim.

Um 15 Uhr gibt es eine zentrale Kundgebung auf dem Königsplatz

Um 15 Uhr sollen alle Demozüge zur Kundgebung am Königsplatz angekommen sein. Dort wird es dann auch ein Bühnenprogramm mit Musik geben.

Doch die Radler fahren nicht zur Gaudi über die Autobahn: Das Ganze ist eine Fahrrad-Demonstration, die der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) veranstaltet und mit konkreten Forderungen verbindet. "Der Ausbau der Radinfrastruktur kommt viel zu schleppend voran", findet Andreas Schön, Vorsitzender des ADFC. "Wir fordern daher, endlich die Verkehrswende massiv voranzutreiben und nicht länger schwerpunktmäßig den Autoverkehr zu priorisieren", so der Vorsitzende. Aus diesem Grund werden am Sonntag in einer Woche voraussichtlich Tausende Fahrradfahrer an der Demo teilnehmen und zusammen in die Münchner Innenstadt radeln.

Entlang der Fahrstrecken rechnet die Polizei mit "erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen"

Eine solch große Aktion im Straßenverkehr erfordert freilich auch viel Polizeiarbeit. Wie das Polizeipräsidium München mitteilt, werden bei der Aktion etwa 400 Polizeibeamte im Einsatz sein, unterstützt von der Freiwilligen Feuerwehr der betroffenen Gemeinden.

Die Polizei wird die Straßen sperren, aber auch dafür sorgen, dass der sonstige Verkehr möglichst wenig beeinträchtigt wird. "Entlang der Fahrtstrecken wird es sicherlich zu nicht unerheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen kommen", so Polizeihauptkommissar Jakob Siebentritt.

"Wir empfehlen daher, am 23. April 2023 den Münchner Innenstadtbereich mit dem Pkw zu meiden und möglichst auf die öffentlichen Verkehrsmittel umzusteigen."