Familie aus Bad Abbach feiert Großelterntag

Opa und Oma als Ehrenamt


Franz Lehmann (l.) und seine Frau Johanna (Mitte) aus Bad Abbach mit der Familie in München. Sie finden den Großelterntag eine gute Idee.

Franz Lehmann (l.) und seine Frau Johanna (Mitte) aus Bad Abbach mit der Familie in München. Sie finden den Großelterntag eine gute Idee.

Von mit Material der dpa

Früher steckte Franz Lehmann seine ganze Kraft in seinen Beruf als Banker. Heute ist der 64-Jährige "mit Leib und Seele Opa", wie er sagt. Sieben Enkel haben Lehmann und seine Frau Johanna, die am liebsten mit den Kleinen kocht und spielt. Vor allem die Enkelkinder aus München genießen die gemeinsame Zeit bei Oma und Opa auf dem Land im niederbayerischen Bad Abbach, wie Lehmann erzählt. Großeltern-Sein sei wie ein Ehrenamt für ihn. Zusammen mit rund 200 Familien war er vom bayerischen Sozialministerium zur Feier des ersten bayerischen Großelterntages ausgewählt und eingeladen worden. Einen solchen Tag zu Ehren von Oma und Opa gibt es bundesweit bislang nur im Freistaat. Bayerns Familienministerin Kerstin Schreyer (CSU) sagte bei dem Fest am Sonntag in München: Sie hoffe, dass die anderen Bundesländer nachziehen werden. Großeltern geben ihr zufolge unter anderem Empathie, gesellschaftliche Werte und Wissen an die kommenden Generationen weiter. Beim Fest in einem Seitenflügel von Schloss Nymphenburg blieb die Ministerin aber mit ausgewählten Familien unter sich: Ein allgemeines, öffentliches Fest war nicht vorgesehen. "Geschlossene Gesellschaft" stand auf Zetteln am Eingang. Ein Tag zu Ehren der Omas und Opas in Bayern: Das war Markus Söders (CSU) persönliche Idee. In der Früh gehe er auf den Friedhof, "um an meineGroßeltern und Eltern zu denken", verriet der Ministerpräsident in einem Interview der "Abendzeitung". Dann ein Mittagessen mit der Schwiegermutter, "die für unsere Kinder eine großartige Oma ist". "Ich schätze Großeltern, und dieser Tag soll die Wertschätzung vieler Enkel für ihren Opa und Oma zum Ausdruck bringen", erklärt er. Großeltern seien "immer etwas ganz Besonderes". Er ließ die Idee mal eben von seinem Kabinett absegnen, verkündete seine neue Erfindung noch während der laufenden Sitzung per Twitter. Damit war es fix: Jedes Jahr am zweiten Sonntag im Oktober soll in Bayern künftig der Großelterntag gefeiert werden. Ob der Söder-Großelterntag irgendwann einmal an die Bedeutung des Muttertags heranreichen wird? In diesem Jahr steht er noch in keinem Kalender. Und ob und wie viele Familien tatsächlich wissen, dass sie nun am zweiten Oktober-Sonntag gemeinsam feiern sollen oder dürfen? Fakt ist: Ohne Omas und Opas ließe sich der Alltag in vielen Familien manchmal kaum organisieren. Erst recht, wenn die Enkel krank sind. Fast vier Milliarden Stunden wenden die 21 Millionen Großeltern in Deutschland pro Jahr insgesamt für ihre Enkel auf - das hat Andreas Reidl vom Portal "grosseltern.de" aus Angaben des Deutschen Zentrums für Altersforschung ausgerechnet. Auch andere Studien belegen, wie wichtig Oma und Opa für Kinder und Familien insgesamt sind. Vollkommen kritiklos wird der Großelterntag im Übrigen nicht hingenommen. Die Landesvorsitzende des Sozialverbands VdK, Ulrike Mascher, hatte schon nach dem Kabinettsbeschluss betont: "Großeltern dürfen keine Lückenbüßer für fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten oder mangelnde finanzielle Ausstattung von Familien sein." Omas und Opas seien aber etwas Wunderbares, sie verdienten alle Anerkennung. Franz Lehmann aus Bad Abbach findet den Tag eine gute Idee. Von seinen Enkeln bekomme er oft genug ein Dankeschön für seine Dienste. Endlich gebe es aber auch Anerkennung von außen, sagt er.

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