Schulfahrten in Bayern

Müssen Skikurse dem Sommersport weichen?


Immer wieder werden schulische Skikurse durch Sommersportwochen ersetzt. (Symbolbild)

Immer wieder werden schulische Skikurse durch Sommersportwochen ersetzt. (Symbolbild)

Skifahren ist teuer, es schadet der Umwelt und außerdem gibt es ohnehin nicht mehr genug Schnee in den Bergen - so der Standpunkt vieler, wenn es um das Abhalten von Skikursen im Rahmen von Exkursionen im Schulalltag geht. Viele Schulen setzen daher vermehrt auf Sommersportwochen.

Wenn Erwachsene an ihre Schulzeit zurückdenken, erinnern sie sich an Freundschaften, Noten und herausragend beliebte oder unbeliebte Lehrer. Doch besonders gern denkt man an gemeinsame Ausflüge zurück: Schullandheime, Schüleraustausch und natürlich der obligatorische Skikurs. Doch sind diese Winterangebote bei der heutigen Wirtschafts- und Schneelage noch zeitgemäß? Sommersportwochen voller Kanufahrten, Mountainbike-Touren und Beach-Volleyball-Events wären eine Alternative.

"Ich halte nicht viel davon, ein tolles Angebot, das Schulen ihren Schülern bieten, zu ersetzen - durch ein anderes, das auch sinnvoll ist", sagt Hans-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, kurz DL. "Ich plädiere für beides." Aus seiner Sicht ist man ohnehin bereits vom bloßen Skikurs abgekommen und erweitert auf Wintersportwochen um Schneeschuhwanderungen und dergleichen. Gerade der Kostenfaktor spielt hier aber für viele Eltern eine Rolle: Im Laufe einer gymnasialen Ausbildung können schnell mehrere tausend Euro an Gebühren für Schulfahrten anfallen. Geld, das schlichtweg nicht jede Familie aufbringen kann.

Lehrerverbandspräsident Heinz-Peter Meidinger möchte die Skikurse nicht komplett ersetzt sehen. (Archivbild)

Lehrerverbandspräsident Heinz-Peter Meidinger möchte die Skikurse nicht komplett ersetzt sehen. (Archivbild)

"Das betrifft nicht nur die Skikurse", so Meidinger weiter. "Es betrifft alle Fahrten, die gemacht werden, alle Zusatzaktivitäten, die nicht durch die Lehrmittelfreiheit abgedeckt sind. Und das sind ja viele." Schulen hätten hier aber Möglichkeiten, gegenzusteuern. Tauschbörsen für Ausrüstung führt der DL-Präsident hier als Beispiel an.

Manche Schulen stellen bereits um

Am Gymnasium Pfarrkirchen hat man dennoch in einem von zwei Jahrgängen von einem Skikurs auf eine Sommersportwoche umgestellt. Schulleiter Andreas Rohbogner sieht hierfür mehrere Gründe: "Es ist der Umweltschutz. Es sind die Zeiten. Wir sehen, dass der Wintersport immer schwieriger und immer teurer wird." Die Schule hat im Bereich von Sommersportwochen bereits einige Erfahrung gesammelt, der Elternbeirat hat einstimmig für die Umstellung gestimmt.

Andreas Rohbogner, Schulleiter des Gymnasiums Pfarrkirchen. Hier wurde bereits einer von zwei Skikursen durch eine Sommersportwoche ersetzt.

Andreas Rohbogner, Schulleiter des Gymnasiums Pfarrkirchen. Hier wurde bereits einer von zwei Skikursen durch eine Sommersportwoche ersetzt.

Andreas Rohbogner vertieft die Gründe für die Entscheidung. Es sei augenfällig, dass "man künstlichen Schnee braucht, um überhaupt fahren zu können." Von den beiden früheren Skikurs-Zielen hat das Gymnasium Pfarrkirchen daher nur das schneesicherere Gebiet beibehalten. An den Kosten ändert dies nichts. Denn Sommersportwochen mit Kanu-Touren und dergleichen seien ähnlich teuer. "So dass man unterm Strich nicht billiger fährt, aber mit besserem Gewissen", schmunzelt Rohbogner.

Teil des Lehrplans

Freyung-Grafenaus Kreisschulobmann Lutz Brand weist allerdings darauf hin, dass Skikurse im Lehrplan verankert und für ihn daher "absolut zeitgemäß" seien. Dabei unterscheidet er aber durchaus verschiedene Aspekte in Bayern. "Im Bayerischen Wald muss man Skifahren können", so Brand. "Bei Kindern, die nicht in bergigen Regionen wohnen, ist es schon eine Frage, ob man sich nicht Alternativen suchen kann. Aber Wintersport auf alle Fälle. Zum Beispiel würde sich Eislaufen anbieten." Selbst den Bau eines Schneemanns könnte man als Schulprojekt angehen, wie er sagt.

Im Bereich der privaten Skikurse brummt gleichzeitig das Geschäft, wie Daniel Greil von der Skischule Greising erzählt "Der Wochenendkurs explodiert fast", erzählt er. "Das haben wir fast die dreifache Zahl an Anmeldungen." Zwar seien die Teilnehmerzahlen unter der Woche zurückgegangen, was Greil auf die Berufstätigkeit beider Elternteile zurückführt, aber am Wochenende musste das Angebot sogar aufgestockt werden.

Es ist also nach wie vor der Wunsch vieler, Skifahren zu lernen. Ob man dies jedoch im Rahmen von Schulfahrten organisieren sollte - da gehen die Meinungen auseinander.