Landwirtschaft
In Bayern könnte noch mehr Raps wachsen
15. Mai 2022, 9:31 Uhr aktualisiert am 4. April 2023, 13:32 Uhr
Leuchtend gelb blühende Rapsfelder in der Landschaft? Sehen toll aus, allerdings gab es in Bayern in den vergangenen Jahren immer weniger davon. Dabei loben Experten die Pflanze als "Alleskönner". Jetzt könnte sie als Öllieferant noch wichtiger werden.
In Bayern könnte nach Experteneinschätzung mehr Raps angebaut werden. "Ja, die Anbaufläche könnte ausgedehnt werden. Fruchtfolgegrenzen oder ähnliche Restriktionen sind hier noch nicht erreicht", sagte ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums.
Der Sonnenblumenanbau im Freistaat dagegen dürfte nur eine Nische bleiben. Denn: "Der Sonnenblumenanbau stellt hohe Ansprüche an die klimatischen Verhältnisse des Standorts", betonte Dorothea Hofmann, Expertin bei der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).
Aus Raps und aus Sonnenblumen lässt sich Speiseöl gewinnen - durch den Krieg in der Ukraine drohen hier Engpässe, denn die Ukraine war bislang der weltweit wichtigste Lieferant von Sonnenblumenöl. Unklar ist, wie sich die Lage entwickelt.
Kurzfristig bietet der heimische Anbau aus Expertensicht keine ernstzunehmende Alternative. In den vergangenen Jahren wurde in Bayern immer weniger Raps angebaut, erst langsam scheint es wieder einen Aufwärtstrend zu geben: 92.400 Hektar waren es im vergangenen Jahr laut Statistischem Landesamt. Im Rekordjahr 2007 wuchs Raps auf nahezu 173.000 Hektar. 2019 wurde Raps auf 84.000 Hektar geerntet. In diesem Jahr rechnen Experten mit etwa 100.000 Hektar. Kurzfristig zu reagieren war den Landwirten nicht mehr möglich, da Winterraps bereits im August ausgesät wird. Zum Vergleich: Weizen wuchs 2021 auf 505.100 Hektar.
Den Rückgang der Raps-Anbaufläche in den vergangenen Jahren führt LfL-Expertin Hofmann auf schwierige Witterungsverhältnisse zurück. Verschärft werde die Situation dadurch, dass das Beizen des Saatguts mit bestimmten Stoffen verboten wurde. Die Bekämpfung von Schädlingen sei so eingeschränkt. Zusätzlich erschwere die 2020 novellierte Düngeverordnung den Landwirten den Rapsanbau durch die gedeckelte Stickstoffdüngung.
Allerdings ist Raps für den Ackerbau eine durchaus wichtige Pflanze, alle vier bis fünf Jahre kann Raps auf dem gleichen Feld angebaut werden. "Durch seine ganzjährige Bodenbedeckung schützt er den Acker vor Erosion. Auch nach der Ernte ist alles an ihm wertvoll: Wurzeln und Pflanzenteile verbleiben auf dem Acker und verbessern den Boden, indem sie den Humusgehalt anheben", sagte Anton Huber vom Bayerischen Bauernverband (BBV). Für Huber ist Raps ein "echter Alleskönner": "Aktuell ist er nicht nur optisch eine Pracht, er ist auch der wichtigste Nektarlieferant für unsere Honigbienen."
Raps zähle für viele Kulturpflanzen zu den besten Vorfrüchten, sagte Hofmann. In engen Getreidefruchtfolgen unterbreche er die Infektionskette zahlreicher Pilzkrankheiten.
Nach LfL-Angaben wird nur ein geringer Teil des aus Raps gewonnenen Öls in Bayern derzeit als Speiseöl genutzt. Vielmehr dient der Raps der Biodiesel-Produktion. Die Restprodukte wie Ölschrote würden als proteinreiches Tierfutter verwendet.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hatte jedoch vor wenigen Tagen angekündigt, den Einsatz von Biosprit aus pflanzlichem Anbau zu begrenzen. Die Felder sollten vor allem für die Nahrungsmittelproduktion zur Verfügung stehen.
Die Preisaussichten für die diesjährige Rapsernte sind gut. Erste Kontrakte werden mit einem Preis um 800 Euro je Tonne geschlossen - im vergangenen Jahr war es nicht einmal die Hälfte. Allerdings sind auch die Produktionskosten für die Landwirte stark gestiegen - etwa durch explodierende Düngerpreise.
Sonnenblumen wurden im vergangenen Jahr auf 6400 Hektar angebaut - das sind immerhin doppelt so viel wie 2019. Wie Landwirte ihren Ackerbau planen, werde letztlich durch die Erlös- und Kostensituation entschieden, heißt es aus dem Ministerium: "Kann der Landwirt mit dem Sonnenblumenanbau mehr Geld verdienen als mit anderen Feldfrüchten, wird sich die Anbaufläche entsprechend erhöhen."
Sonnenblumen gedeihen in warmen Regionen mit leicht erwärmbaren Böden. Zudem benötigen sie in der Blütezeit von Mitte bis Ende Juli ausreichend Wasser, wie LfL-Expertin Hofmann erläuterte. Die Ernte ist aufwendig, da man einen Spezialvorsatz für den Mähdrescher benötigt.