Bayern
Historische Bilder vom Nockherberg: So ging's früher zu
1. März 2023, 16:57 Uhr aktualisiert am 1. März 2023, 16:57 Uhr
München - Sich der Geschichte des Nockherbergs zu nähern, ist ein bisschen wie bei der Wiesn: oft sehr überraschend. Denn vieles, was man heute für Tradition halten mag, hat natürlich eigentlich gar keine. Tracht? Anfang des 20. Jahrhunderts tragen die Starkbiertrinker am Nockherberg Krawatte. Und hätten Sie sich noch erinnert, dass ausgerechnet am Salvatorkeller 1984 eine "Pilsbar" eröffnete, die Paulaner-Pils ausschenkte?
Viele solcher Aha-Momente bietet das lesens- und sehenswerte Buch "Der Salvator auf dem Nockherberg - Zur Geschichte der Münchner Paulanerbrauerei und ihres weltberühmten Starkbieres" (Volk Verlag, 39 Euro). Es zeigt beeindruckende Bilder aus Jahrhunderten Münchner Starkbier-Geschichte.
Dabei wäre diese Geschichte beinahe schon 1799 zu Ende gegangen. Damals schien die Starkbierquelle für immer zu versiegen.
Doch der Münchner Brauer Franz Xaver Zacherl führte den Brauereibetrieb der Paulaner-Mönche 1803 weiter, nachdem der Orden das Kloster in der Au auf kurfürstliches Geheiß aufgeben musste - der erste Akt der nur allzu oft blindwütigen und kulturlosen Zerstörung im Zuge der Säkularisation, die 1803 dem klösterlichen Leben in Bayern fast ein Ende bereitet hätte. Wie gesagt, besagter Zacherl brachte den Salvator trotz eines gesetzlichen Starkbierverbots einfach weiter zum Ausschank. So konnte der Salvator zur Legende werden. Und schließlich auch der Nockherberg zu einer bundesweit beachteten Veranstaltung.
Seit 1977 wird er im Fernsehen übertragen. Für viele Münchner freilich ist auch das Starkbierfest in den Wochen darauf ein Fixpunkt im Jahr.
Auch von diesem ganz normalen Münchner Nockherberg erzählt das Buch lesenswerte Geschichten. Egal, ob 1977 im Polizeibericht vermerkt wird, dass ein Gast durch ein "Wurfgeschoß (Schweinshaxenknochen) erheblich am Kopf verletzt" worden sei. Oder - ebenfalls in den 70ern - die Debatte Fahrt aufnimmt, ob am Nockherberg vielleicht nicht doch auch alkoholfreie Getränke verkauft werden sollten. In der Starkbiersaison war das bis dato nicht der Fall gewesen.
Und dann das: Die Promillegrenze wurde 0,8 gesenkt, man konnte nicht mal mehr eine Maß Starkbier trinken und nach Hause fahren! Limo für die Kinder gab es in den 16 Tagen auch nicht, was Eltern im Biergarten ärgerte. "Sicher wollen wir keine betrunkenen Kinder", erklärte ein Brauerei-Sprecher 1974. "Aber Limo verkaufen wir grundsätzlich nicht."