Bayern
Geschichtliches über die Donau-Hochwasser
15. Juli 2019, 15:45 Uhr aktualisiert am 15. Juli 2019, 15:45 Uhr
Viele Faktoren sprechen für die Anlage einer Stadt am Fluss. Von Ulm über Günzburg, Dillingen, Donauwörth, Ingolstadt, Kelheim, Regensburg, Straubing, Deggendorf und Vilshofen bis hin nach Passau reihen sich die bayerischen Städte. In Österreich entstanden weitere Städte wie Linz, Ybbs, Tulln, und sogar die Hauptstadt Wien liegt an der Donau. Mit Bratislava, Budapest und Belgrad lässt sich die Reihe fortsetzen. Die Donau wurde als Transportweg genutzt, reger Handel fand dadurch statt, und die reichen Fischgründe waren für die Versorgung der Anwohner von Vorteil. Doch immer wieder trat der Fluss über die Ufer und brachte damit viel Leid über die Bewohner. Seit dem Mittelalter sind Berichte über Donauhochwasser überliefert. Am Rathaus in Passau ist ein eindrucksvoller Hochwasserpegel angebracht. Die Markierung des Hochwasserstandes von 1501 überragt den Betrachter fast um das Dreifache. Nicht viel niedriger ist die Marke von 2013 angebracht.
"Menschen wie Tiere von den Wogen mitgerissen"
Der Pegel zeigt die Höchststände, etwa von 1501, 1954, 1787 und 1862, die allesamt den Rathausplatz mehr als mannshoch unter Wasser setzten. Aus Regensburg wird im Winter 1235/1236 von einem Hochwasser berichtet, in dem "Menschen wie Tiere von den Wogen mitgerissen wurden und in den wilden Fluten ein nasses Grab fanden".
Natürlich war auch Deggendorf nicht vor Überflutungen verschont geblieben. Diese erfolgten regelmäßig und gehörten fast zum Jahresrhythmus. Im Stadtarchiv existieren eindrucksvolle Bilder, die Überflutungen der Unteren Vorstadt oder der Bahnhofstraße zeigen. Nicht vergessen werden darf dabei, dass bis 1926 der Bogenbach noch nicht eingedämmt war und der Rückstau der Donau weite Flächen um Deggendorf unter Wasser setzte. Zwar waren die Gebäudeschäden damals gering, doch die sumpfigen Wiesen und Äcker waren Brutstätten für Mücken und allerlei Ungeziefer und wurden immer wieder als Ursache für Gesundheitsgefährdungen von den damaligen Landgerichtsärzten angeprangert.
Der Verkehr zum Bahnhof konnte bei Hochwasser nur über Notstege und mit Hilfe von Zillen aufrechterhalten werden. Aus dem Jahr 1784 weiß man, dass in einem Brauereigasthof am heutigen Michael-Fischer-Platz das Hochwasser in den Parterreräumen in die Öfen lief und an der Unterkante der Wirtstische anstieß. 1924 kamen die Deggendorfer in den Genuss einer Raubtierschau auf dem Luitpoldplatz, da der an der Peripherie gelegene Volksfestplatz überschwemmt war und das Zirkuszelt abgebrochen und auf dem Marktplatz wieder aufgebaut wurde. Zeitzeugen können vielleicht noch über das Hochwasser 1954 berichten, als am 12. Juli der Bogenbachdamm auf einer Länge von 30 Metern bei der Bahnhofstraße auf der rechten Seite brach.
Bei den Verteidigungsmaßnahmen war die Arbeitsamkeit der Deggendorfer Frauen beim Sandsackbefüllen einem amerikanischen Pionier-Leutnant aufgefallen, der das Bonmot ausbrachte: "Die Deutschen sind ein dummes Volk. Hätten sie ihre Frauen in den Krieg geschickt - sie hätten ihn gewonnen."
Erich Kandler,
Stadtarchivar von Deggendorf