Geplante Stromtrasse
Gegenwind für den SuedOstLink aus Landshut und Regensburg
24. Januar 2022, 12:01 Uhr aktualisiert am 3. April 2023, 10:03 Uhr
Die Regensburger Landrätin Tanja Schweiger (FW) und der Landshuter Landrat Peter Dreier (FW) haben sich gemeinsam an die Bundesnetzagentur gewandt. Der Grund: Der geplante SuedOstLink, der durch beide Landkreise verlaufen würde.
Hintergrund ist ein wissenschaftliches Gutachten, das sich mit der umstrittenen Stromtrasse beschäftigt. Die Experten Prof. Dr. Lorenz Jarass (Uni Regensburg) und Dipl.-Ing. Carsten Siebels (Uni Hannover) waren darin zu dem Schluss gekommen, dass der SuedOstLink für eine gesicherte Stromversorgung in Bayern nicht notwendig sei. Die Leitung sei überdimensioniert und werde ohne Kosten-Nutzen-Analyse vorangetrieben. Die Kosten des Leitungsbaus würden dagegen nicht berücksichtigt.
Dem Gutachten zufolge müssten zusätzliche Reservekraftwerke in Bayern oder Wasserstoffanlagen zur Verfügung gestellt werden, um für Versorgungssicherheit und Netzstabilität zu sorgen. Bei bundesweiten Dunkelflauten seien dagegen Leitungen, die keine Speicherfunktion hätten, nutzlos. Selbst wenn die Stromverbraucher die vollen Investitionskosten für die Wasserstoffproduktion übernähmen, würden sie um mindestens drei Milliarden Euro gegenüber einem Leitungsbau entlastet. Rechtsanwalt Wolfgang Baumann bemängelte das Vorhaben zudem als europarechtswidrig.
Drei Landräte, ein Anliegen
Nachdem die Ergebnisse des Gutachtens vorgestellt worden waren, wandten sich Landrätin Tanja Schweiger (Landkreis Regensburg), Landrat Peter Berek (Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge) und Landrat Peter Dreier (Landkreis Landshut) im August 2021 gemeinsam an die Bundesnetzagentur und baten um eine Stellungnahme zu den von den Gutachtern vorgetragenen Argumenten.
Das Antwortschreiben der Bundesnetzagentur traf im Herbst 2021 ein. Nach einer internen Bewertung der Inhalte gab man auch den beiden Gutachtern Prof. Dr. Lorenz Jarass und Dipl.-Ing. Carsten Siebels Gelegenheit, die Einschätzungen der Bundesnetzagentur zu erwidern. "Es ist sehr schade, dass sich die Bundesnetzagentur mit den inhaltlichen Positionierungen nicht stärker auseinandergesetzt hat. Wünschenswert wäre eine Diskussion offener Fragen und Dissenspunkte auf fachlicher Ebene gewesen", so Landrätin Tanja Schweiger. Landshuts Landrat Peter Dreier pflichtet dem bei: "Innovative Technologien wie beispielsweise das Pflugverfahren, bei dem die Leitungen naturverträglich und flächenschonend verlegt werden können, wurden zunächst überhaupt nicht berücksichtigt."
Alle drei Landräte sind sich einig, dass unterschiedliche Meinungen zu einem derart wichtigen Thema wie dem SuedOstLink nachvollziehbar sind, haben sich aber nun nochmals an die Bundesnetzagentur gewandt. Sie bitten darum, bei der Argumentation auch künftig zu erwartende Stromkosten unter Berücksichtigung der Bau- und Unterhaltskosten des SuedOstLinks und Alternativen durch den Ausbau erneuerbarer Energien vor Ort in Bayern zu berücksichtigen."Wir sind nicht grundsätzliche Gegner jeglicher Form von Stromtrassen, aber wir wenden uns gegen Trassen, die den Strom wenig durchdacht lediglich über weite Strecken von A nach B transportieren. Solche 'Stromautobahnen ohne Ausfahrt' sind aus unserer Sicht keine Lösungen für unsere Energiezukunft", betont Wunsiedels Landrat Peter Berek.