Bluttat von Freyung

Fall Dominik R.: Alles aufgewühlt


Sollte eigentlich für zwölf Jahre ins Gefängnis: Dominik R. (M.) aus Freyung muss nur wenige Jahre nach seinem Prozess erneut auf die Anklagebank. Es geht um den selben Fall, der sich nun anders darstellt.

Sollte eigentlich für zwölf Jahre ins Gefängnis: Dominik R. (M.) aus Freyung muss nur wenige Jahre nach seinem Prozess erneut auf die Anklagebank. Es geht um den selben Fall, der sich nun anders darstellt.

Von Alexander Bayer und dpa

Die Freyunger Bluttat von 2016 wird neu verhandelt, als hätte es den ersten Prozess nicht gegeben. Dem Angeklagten droht lebenslänglich, die Angehörigen der Toten müssen wieder durch die Hölle.

Jetzt sitzt er wieder da. Dort, wo er schon vor knapp fünf Jahren gesessen hat. Genau genommen sitzt Dominik R. an diesem Dienstag 50 Kilometer weiter im Nordwesten. Weil vor knapp fünf Jahren vor dem Landgericht Passau gelogen wurde. Die Richter dort verurteilten R. wegen Totschlags an seiner Ex-Freundin Lisa H. Dabei stützte sich das Gericht aber auf falsche Zeugenaussagen. Und deshalb sitzt Dominik R. jetzt wieder hier. Diesmal im Landgericht Deggendorf, diesmal wegen Mordes und diesmal drohen ihm mehr als zwölf Jahre Haft.

Zwei Jahre nach dem Urteil im Jahr 2017 meldet sich der Zeuge, Dominik R.s einstiger bester Freund, bei den Ermittlern. Er könne nicht mehr mit dieser Lüge leben: Dominik R. habe mit ihm doch über die Bluttat im Herbst 2016 gesprochen - anders als der Mann 2017 im Zeugenstand ausgesagt hatte. Dafür verurteilt ihn das Amtsgericht wegen einer Falschaussage rechtskräftig. In Wahrheit habe R. erzählt, Lisa H. im Schlaf erstochen zu haben. Also geschah die Tat mutmaßlich nicht im Affekt, wie die Richter in Passau abschließend annahmen. Die Bluttat von Freyung könnte heimtückischer Mord gewesen sein.

Deshalb passiert an diesem Dienstag etwas, was in Deutschland nur sehr selten vorkommt: Ein Verfahren, das mit einem rechtskräftigen Urteil zu Ende gegangen war, wird neu aufgerollt. "So, als hätte es das erste Verfahren nie gegeben", sagt der Richter, als er den Prozess eröffnet. Dann liest der Oberstaatsanwalt die Anklageschrift aus dem Jahr 2017 erneut vor.