Bayern

Die Frau, die aus Müll Möbel bastelt

Britta Drummer macht aus alten Kaffeesäcken und Vorhängen neue Lampenschirme. Auf Wunsch auch aus eigenen Lieblingsteile


Britta Drummer nutzt die Drucke auf alten Kaffeesäcken, um kreative Lampenschirme zu designen.

Britta Drummer nutzt die Drucke auf alten Kaffeesäcken, um kreative Lampenschirme zu designen.

Von Eva von Steinburg

München - Es gibt Retter. Sie fühlen den Wert der Dinge, sie erkennen ihre Schönheit. So ein Typ ist Britta Drummer. Sie hat ein Auge für das Potenzial von Textilien, die sich bei vielen in Schränken, Speichern und Kellern angehäuft haben. Das Material kommt zu ihr - und sie macht etwas daraus. So herum ist bei ihr der Prozess.

Die Mutter von drei Kindern hat eine Gesangsausbildung und auch mal eine Schreinerlehre angefangen. 2006 hat Drummer begonnen, in ihrer Hinterhofwerkstatt in Stockdorf aus Vorhängen Röcke zu nähen. Noch heute wird bei ihr ein Lieblingskleid zum Kissen, der Ärmel vom Lodenmantel zur Nackenrolle. "Ich bin eine geborene Kreative", sagt sie.

Als sie einmal ein altes Segel herumliegen hatte, verarbeitete sie diesen Stoffrest zu riesengroßen Segeltaschen. "Beim Sammeln und Aufarbeiten schlägt mein Herz höher."

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Der Laden ist Showroom und Café in einem.

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In dem Haus war auch mal ein Milchladen untergebracht - und eine Fahrschule.

Für Zimmer in Studentenwohnheimen kreiert sie seit 2014 Leuchten aus knalligen Fußballtrikots. Das sei deutschlandweit einzigartig, sagt sie.

Inzwischen verkauft Britta Drummer ihre Lampen über einen eigenen Online-Shop und präsentiert die Kreationen aus Fußball-Shirts, hellem Segelstoff und recycelten Kaffeesäcken in ihrem eigenen Showroom in Stockdorf.

Lumbono hat sie ihre Manufaktur genannt. Der Name bedeutet schönes Licht: Lumen bono.

Erst vor vier Monaten hat die Designerin das Lampen-Café in der Bahnstraße in Stockdorf eröffnet: Der hintere Teil ist Leuchten-Ausstellung, der vordere ist das Café mit Schoko-Rote-Beete-Kuchen und Bio-Limo. "Das ist ein Ort der Begegnung. Etwas wirklich Sinnstiftendes! Leute zum Reden braucht doch jeder", sagt sie.
Über 200 Kaffeesäcke lagern in ihrer Werkstatt in der Wanneystraße: hellbraune 60-Kilo-Säcke aus Mexiko, Indien oder Thailand. Sie werden gewaschen, Strohreste und Spelze entfernt, bevor Britta Drummer den Zuschnitt macht.

Aus Kolumbien, Brasilien oder Afrika erreichen die gelben und harten Kaffeebohnen in den Jutesäcken München. Die meisten Säcke landen im Müll. "Oder Röstereien verkaufen sie für zwei Euro das Stück für einen gemeinnützigen Zweck." Sie bekommt ihre von der Rösterei Schneid-Kaffee und nutzt sie für ihre Lampen. "Jute ist ein Naturmaterial, das ein warmes und weiches Licht gibt."

Ein Teil der grob gewebten Säcke ist bedruckt mit farbigen Motiven: Kaffeepflanze, indischer Tiger, Flamingo oder einer Vogelschwinge. Britta Drummer nutzt diese exotischen Akzente für ihr Design und erklärt: "Kaffeesäcke sind sehr ergiebig. Sie haben dieses Unperfekte, das ich mag - jeder Sack hat eine Geschichte."

Einen persönlichen Hintergrund hat auch die Stehleuchte aus dem lila Surfsegel oder die Wandleuchte aus dem Kinder-Löwen-Trikot.

"An Stoffen und Kleidern, die uns im Leben begleiten, hängen Erinnerungen", sagt Britta Drummer. Deshalb bietet sie ihren ihren Kunden auch Einzelanfertigungen an. So kann ein Kinderzimmervorhang - statt in der Kleiderspende zu enden - durch Lumbono zu einer stylishen Leuchte werden.

Das Lumbono, Bahnstraße 35, 82131 Gauting, S-Bahn-Halt Stockdorf. lumbono.com